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Lesermeinung: Potsdamer Theaterschiff hält Kurs und spielt unverdrossen Theater

Zur Aufführung von „Revanche“ im Theaterschiff am 15.12.

Zur Aufführung von „Revanche“ im Theaterschiff am 15.12.

Das Theaterschiff muss weg, meinen die einen. Das Theaterschiff muss bleiben, die anderen. Und ein anderes Wassergefährt, ankernd in der Schiffbauergasse, schießt ein böswilliges Torpedo nach dem anderen ab. Klippen hier, Klippen da. Alles scheint irgendwie gefährlich. Doch was macht in diesem stürmischen Gemenge, wo es ums Überleben geht, die Mannschaft samt Kapitän auf dem „Sturmvogel“, ankernd, noch, in der Alten Fahrt? Sie inszeniert und spielt unverdrossen Theater, erstaunlich gutes Theater, ein Theater, das Potsdams Kulturlandschaft bereichert. Man muss einfach nur an Bord gehen und staunen. So wie ich, unlängst in „Revanche“. Da laufen Bob Schäfer und Rüdiger Braun in dem Kriminalstück von Anthony Shaffer zur Hochform auf – zum achten Mal in Folge. Spannend und unterhaltsam geht es fast über 120 Spielminuten zu, aber ganz und gar nicht oberflächlich, sondern mit erstaunlicher Tiefe. Da sitzt fast jedes Wort, jede Geste. Eigentlich ist es ein „Hahnenkampf“, den man als Zuschauer hautnah erlebt. Wer besitzt die besseren, die bunteren Federn? Ziel der Begierde ist das schöne Geschlecht, das aber ganz und gar nicht präsent ist, zumindest nicht auf der schmalen und eher dunklen Bühne, die zwei Pole besitzt: Links flankiert von einer edlen Cognacflasche samt zweier Gläser, rechts von einem kristallenen Aschenbecher, der Gefahr läuft, Mordwaffe zu werden. Dazwischen – ein Schachspiel, auf dem Zug um Zug gerückt wird, Dame um Dame, Läufer um Läufer. Doch auf das Bauernopfer wartet man vergeblich. Gnadenlos geht es in diesem Stück ums Ganze: Wer ist der Schönste im ganzen Lande? Weder ein Schneewittchen hinter den sieben Bergen noch der Blick in den berühmten Spiegel können die beiden Protagonisten davon abbringen, sich bis zum Exitus zu bekriegen. Am Spielschluss ist man überrascht und kann nur noch applaudieren. Den beiden Schauspielern und vor allem dem Regisseur Matthias Iffert. Der hält das Steuerrad des Theaterschiffes Potsdam fest in der Hand und hält unverwandt Kurs. Ihm und seiner Crew kann man nur eines wünschen: Allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Andreas Flämig, Potsdam

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