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Lesermeinung: Pfingstberg-Zaun, Zentrum-Ost und Garnisonkirche

Zu „Zaunstreit am Pfingstberg“ vom 30.9.

Zu „Zaunstreit am Pfingstberg“ vom 30.9.2014

Ist es nicht schön, dass es auch Menschen gibt, denen die Schönheit so viel bedeutet? Ich sehe das alles vom Standpunkt des Idealisten, der glücklich ist, wenn ihn Schönheit umgibt. Und ich bewundere Herrn Döpfner für sein Engagement über die Maßen. Ich bin klassischer Pianist und Schönheit in Architektur, Musik, Kunst begleitet mein Leben. Ich bin sehr beeindruckt von diesem sehr besonderen Menschen. Wie sehr hat er uns beschenkt mit der Villa Schöningen.

Alexander Untschi, Potsdam

Herr Döpfner investiert in denkmalgeschützte Gebäude und Gartenanlagen, um deren Verfall zu stoppen und sie für die Allgemeinheit zu erhalten. Das ist ein ehrenwertes Vorhaben und man wäre geneigt, diesem dankbar und wohlwollend gegenüberzustehen. Jedoch befremdet es, wenn er dann eine Aussage des Baubeigeordneten Klipp über den Streit um die Absperrung eines Spielplatzes heranzieht, um die Rechtmäßigkeit seines Anspruchs auf Absperrung seines Grundstücks zu bekräftigen: Wenn es sogar rechtmäßig ist, dass Eigentümer Kinder ausgrenzen, dann ist der Vorgang, sein Grundstück wegen drohender Unfallgefahren abzusperren, doch nachvollziehbar und noch vergleichsweise harmlos, wirbt Herr Döpfner um Verständnis. Es verwundert dann doch sehr, dass sich Herr Döpfner bei seinem gemeinnützigen Vorhaben ausgerechnet an dieser fragwürdigen, jedenfalls kaltherzigen Praxis ein Beispiel nimmt. So bleibt der Dank an den Mäzen buchstäblich im Halse stecken. Genau deswegen, weil es dem Gutdünken von Privateigentümern überlassen ist, über ihr Eigentum zu verfügen, wie sie es für richtig halten, kommt es zu der absurden und sozial abträglichen Situation in der Ruinenbergkaserne. Womit nicht gesagt ist, dass Herr Döpfner in der Sache Unrecht hat. Er hat leider recht. Aus diesem Grund gehören die Aufgaben der Stadtentwicklung wie der sozialen Infrastrukturversorgung nicht in private Hände, sondern in die öffentliche Hand. An den Bürgern und ihren Vertretern in Potsdam liegt es, dies deutlich zu machen und wieder mehr echte öffentliche Räume einzufordern. Räume, die der Allgemeinheit offenstehen und ihrem Wohl dienen sollen – zum Spielen, zur Erholung, für die Begegnung unter Menschen.

Frank Lenz, Potsdam

Zu „Wohnblocks in der Sichtachse“ und „Nichts gelernt“ vom 26.9.2014

Potsdam partizipiert noch immer vom kulturellen Ruf des 18. und 19. Jahrhunderts, besonders von der „gebauten“ Kultur in ihrer Einheit von Architektur und Landschaft – Potsdam ist darum ein Gesamtdenkmal und somit ist das Bauen in Potsdam immer eine zutiefst kulturelle Angelegenheit. Das haben viele nicht verstanden, bis heute nicht! Wenn Potsdam wegen des Zuzugdruckes alles das zubaut, was die Leute anzieht und was Potsdam ausmacht, dann ist das verloren, was weltweit bestaunt wird. Entscheidend dabei sind auch die freien Sichtachsen – nicht nur in der Stadt, sondern auch in der umgebenden Landschaft. Aus all diesen Gründen verträgt Potsdam maximal 160 000 bis 175 000 Einwohner – schon mit den Eingemeindungen, sonst sind die Achsen zu und das Ensemble wirkt nicht, wie es sich im Gedächtnis Europas befindet – das ist schon eine gegenwärtige historische Verantwortung für die Zukunft dieser Stadt mit Welterbestatus!

Horst Prietz, ehemaliger Vorsitzender des Kulturausschusses, Potsdam

„Neue Unterstützer, neue Scharmützel“ vom 23.9.2014 zur Garnisonkirche

Meine Frau und ich unterstützen den Wiederaufbau der Garnisonkirche ganz nachdrücklich. Die Kirche gehört zu Potsdam und seiner Geschichte, so, wie die Frauenkirche zu Dresden gehört. Wenn gegen den Wiederaufbau auf den „Geist von Potsdam“ verwiesen wird, dann halten wir das für ausgemachten Blödsinn. Das heutige Deutschland ist mit dem von 1933 nicht zu vergleichen. Auch steht die Garnisonkirche in der Tradition der Widerständler des 20. Juli. Über 20 von ihnen haben der Kirchgemeinde der Garnisonkirche angehört. Darauf kann Potsdam stolz sein! Wenn das von einigen Kreisen nicht zur Kenntnis genommen wird, dann wohl deswegen, weil es nicht in ihr Weltbild passt.

Die Vorgängerpartei der Linken hat zu verantworten, dass zu DDR-Zeiten wertvolle Bausubstanz durch Sprengungen oder Nichtstun vernichtet wurde, darunter auch die Garnisonkirche. Umso mehr müsste sich die Linke veranlasst sehen, den Wiederaufbau zu unterstützen. Aber das passt wohl ihrer Klientel nicht, der mehr daran liegt, Geschmacklosigkeiten aus DDR-Zeiten zu bewahren. Wir wünschen uns sehr, dass sich eine breite Mehrheit der Potsdamer für den Wiederaufbau findet und das durch ihre Unterschrift dokumentiert.

Roland J. Lange, Potsdam

Wir können stolz sein auf unsere wunderschöne Stadt mit ihren vielen historischen Bauten – Zeugen uralter, deutscher Baukunst. Dazu gehörte auch die Garnisonkirche. Das Bauwerk wurde zerstört und soll jetzt aufgebaut werden. Die Kosten dafür sind zwar hoch, doch sie können schnell wieder getilgt werden, weil diese Kirche zu einer Fremdenverkehrs-Attraktion mit entsprechend hohen finanziellen Einnahmen werden würde! Leider gibt es Leute, die gegen diesen Wiederaufbau sind, zum Beispiel wegen der Kosten, was kurzsichtig ist. Das erinnert an die bayerische Geschichte. Ludwig II. wurde wegen der hohen Kosten für seine Schlösser Herrenchiemsee und Neuschwanstein in den Selbstmord getrieben. Seine Schlösser wurden zu Touristenattraktionen und sind heute riesige Geldeinnahme-Quellen. Die Wiederaufbau-Gegner nennen als Grund für ihre Ablehnung auch, dass am 21. März 1933 die politischen Handlungen von Hindenburg und Hitler in der Garnisonkirche stattfanden. Was kann der 1735 geschaffene Kirchenbau dafür, wenn 200 Jahre später ein Unmensch wie Hitler ihn betritt?

Margot Schmidt-Kroll, Potsdam

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