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Leserbriefe zur Garnisonkirche: „Kleinkariertes Dorf oder tolerante Welt?“

Zu: „Mein Vorschlag: Statt der Garnisonkirche ein kopfüber stehender Turm“ vom 18.3.

Zu: „Mein Vorschlag: Statt der Garnisonkirche ein kopfüber stehender Turm“ vom 18.3. 2016

Die Position von Matthias-W. Engelke kann nicht ganz überzeugen. Erstens ist die Idee eines Wiederaufbaus der Garnisonkirche weniger nationalistisch als vielmehr kulturhistorisch begründet. Zweitens eignen sich Orte, die man eher originalgetreu und nicht wie hier als Alternative vorgeschlagen künstlerisch abstrakt neu errichtet, besser, um sich mit dem gerade an dieser besonderen Stelle in der Tat äußerst schwierigen und höchst widerspruchsvollen Hohenzollernerbe auseinanderzusetzen. Schließlich bedeutet ein komplett anderes Gebäude, dass man schon symbolisch die Wurzeln zur eigenen Vergangenheit kappt und seinen Blick vor allem nach vorne ausrichtet. Deshalb bleiben die Dresdner Frauenkirche oder der Berliner Dom doch das bessere Vorbild für die Einrichtung eines europäischen Dokumentationszentrums über die Gräuel des Krieges, zumal jene nicht wenige Touristen anziehen!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Man kann es drehen und wenden, wie man will – die Veranstaltung am 29. März 2016 in der Französischen Kirche geriet zum intoleranten Flop, peinlich für den Veranstalter, peinlich für Potsdam, peinlich für die Welt.

Drei mutige Protagonisten plädierten für Versöhnung, für kritische Geschichtshinterfragung, für Mut machende Zeichensetzung, aber sie wurden niedergeschrien. Von Statements der Gegner, die nur eine Prämisse zu kennen glauben: Nicht zuhören, sondern ausschließlich dagegen halten, koste es, was es wolle, und um jeden Preis.

Das ist bitter, sehr bitter. Potsdam ist in der Tat „pots-dörflich“. Nicht Toleranz wird gepflegt, sondern Neid, vor allem von der gastgebenden Kirchgemeinde ausgehend, gleich dreimal in Redefolge. Das war unfair.

Die Gegner hatten vor genau zwei Wochen ihre Plattform, in eben jener Kirche. Doch kirchlich ging es in der „Gegenveranstaltung“ überhaupt nicht zu. Da wurden, obwohl extra dazu aufgefordert, keine Fragen an die Hauptredner gestellt, sondern stereotype Binsen-Statements abgelassen. Von Dialog keine Spur, von Versöhnung schon gar nicht.

Ein Turm ist keine Festung, keine Rundumverteidigung, sondern ein Wahrzeichen und ein Leitsymbol, zum Beispiel für eine architektonisch reiche Stadt. Ein Turm prägt ein Stadtbild und er steht für Standhaftigkeit und Mut. Mut zur Versöhnung und kritischer Geschichtshinterfragung.

Ein Turm schafft Sicherheit, in Glaubens- und in Weltfragen.

Potsdam muss sich entscheiden: kleinkariertes und neidisches Dorf oder offene, tolerante Welt?

Andreas Flämig, Potsdam

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