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Lesermeinung: Kritische Aufarbeitung dringend erforderlich

Zu: „Manch ein Hardliner ist geblieben“ vom 16. März 2016Aus Interesse an der Entwicklung meiner einstigen Pädagogischen Hochschule Potsdam habe ich mich vor etlichen Jahren im Alumni-Portal der heutigen Universität Potsdam angemeldet.

Zu: „Manch ein Hardliner ist geblieben“ vom 16. März 2016

Aus Interesse an der Entwicklung meiner einstigen Pädagogischen Hochschule Potsdam habe ich mich vor etlichen Jahren im Alumni-Portal der heutigen Universität Potsdam angemeldet. Selten, zu selten fand ich kritische Nachrichten oder Untersuchungen zur „sozialistischen“ Vergangenheit dieser hoch ideologisierten Bildungseinrichtung der DDR. Angebotene Beiträge wurden ignoriert oder in die Vertrösterschublade geschoben. Nun gibt es im Heft 13 vom Dezember 2016 des Ehemaligen-Magazins der Universität Potsdam einen auf den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ beruhenden interessanten Interview-Beitrag mit Helmut Assing „Nicht aus eigener Kraft“, der in fast allem meine Zustimmung findet.

Helmut Assing, der spätere Professor an der Universität Potsdam, war – nach meiner Erinnerung – um 1967/68 als Oberassistent an die damalige Sektion Germanistik-Geschichte gekommen und gab dort Seminare in Mittelalterlicher Geschichte. Ich studierte diese Fächer mit dem Hauptfach Geschichte von 1966 bis 1970 an der PH Potsdam. Ab 1967 bis 1970 war ich zugleich Hilfsassistent bei dem Mittelalter-Professor Hubert Mohr. Dadurch bekam ich hin und wieder Bruchstücke der von der allgemeinen Lehrdoktrin abweichenden Auffassungen Helmut Assings mit.

Das Klima an der damaligen Hochschule fand ich für Studenten, die außerhalb der studentischen SED-Parteigruppen standen und damit keinen Draht zu den durchgängig der SED angehörenden Professoren und Dozenten hatten, bedrückend und vielfach beängstigend. Abducken und Anpassen waren für viele die einzigen Möglichkeiten, relativ unbeschadet über die Studienjahre zu kommen. Für das damals eingeführte Forschungsstudium mit dem Ziel der Promotion kam ich nicht infrage, obwohl ich mein Studium „Mit Auszeichnung“ abschloss.

Manch damaliger Kommilitone und SED-Protagonist, von denen selten einer im Schulzimmer, öfter aber in Partei-, Staats- und MfS-Funktionen landete, hat nach 1989 seine Karriere unbeschadet weiterführen und vergolden können. In ihren stolz veröffentlichten Lebensläufen verschweigen sie schamhaft ihr Studium an der PH Potsdam und setzen dafür die damals nicht existierende Universität Potsdam ein. In meiner 2014 erschienenen Autobiografie „Lenin – Luther – Lorbass. Erbarmung!“ kann man mehr über die Studienerlebnisse eines unangepassten Studenten lesen.

Dr. Ronny Kabus, Deutsch Evern

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