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Lesermeinung: „Gewaltverzicht ist Pflicht“

Zu: „Der rechte Blick“, 10.1.

Zu: „Der rechte Blick“, 10.1.

Wir, die sieben Mitglieder des demokratisch durch die Mitgliederversammlung unseres Vereins Treffpunkt Fahrland e.V. gewählten Clubrates wollen mit diesem offenen Brief zu dem PNN - Artikel Stellung nehmen, da sich das Leben bei uns in Fahrland aus unserer Sicht in nicht nur einigen Aspekten anders darstellt, als es der Artikel unterstellt.

Seit Anfang 1992 haben wir (mehrere „Generationen“ Jugendlicher) über 30 000 Euro ehrenamtliche Arbeitsleistung in unser Haus gesteckt, über Spenden einen großen Teil unserer Ausstattung erhalten, unser Haus so eingerichtet, dass wir uns wohl fühlen und mit unserem Vorstand und unseren Sozialarbeitern die Projekte realisiert, die uns und unseren Gästen wichtig waren.

Am 19. Dezember 2005 haben wir mit großer Geduld die Vorwürfe der Journalisten, wir würden die Ereignisse in Fahrland nicht wahrhaben wollen und Ihre parteiische Art Fahrland zu sehen, ertragen. Dabei hat unsere Sicht auf die Ereignisse für den Artikel offenbar nicht gepasst, sie wurde nicht einmal im Ansatz deutlich gemacht. Sehr breit wird hingegen von unserem Ortsbürgermeister ein nicht zutreffendes Bild gemalt, dass sich nur an Äußerlichkeiten festmacht.

Die durch uns nachvollziehbaren Ängste der immer noch anonym agierenden November - Flugblattschreiber (geschätzt 10 Jugendliche aus Fahrland und Umgebung), die „lieber zum Gespräch in ein Café in der Potsdamer Innenstadt“ einladen und für die gilt "“das ist nicht meine Klientel dort“ wurden durch die Journalisten deutlich gemacht und als „das Typische der Lebenssituation“ aller 3000 Bewohner dargestellt.

Mit vielen fein gewählten Worten, die Vermutungen über mögliche Hintergründe von Zuständen befördern statt Rechercheergebnisse zu präsentieren, reden die Journalisten unsere Bemühungen klein, allen an unserem Jugendfreizeittreffpunkt Interessierten die Tür offen zuhalten, Migranten-Integration und Selbstbestimmung zu ermöglichen und ebenso „Gestrauchelten“ einen Ort des „Sich - Findens“ und des „Sich - Einbringens“ zu bieten.

Unser Treffpunkt Fahrland ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Wir treffen uns hier, um miteinander zu reden und unsere Freizeit, also die Zeit nach der Schule/Arbeit, die Zeit ohne Eltern und Familie gemeinsam verbringen und gestalten zu können. Wir sind zum Glück nicht alle gleich in Sachen Meinung, Aussehen und Denken. Und genau das macht unseren Club aus. Auch wenn die „Bunte Mischung“ für die Journalisten auf ihren ersten Blick nicht zu erkennen war, besteht sie dennoch und wir sehen uns in erster Linie als Menschen und stehen für ein akzeptierendes Miteinander.

Bei uns ist alles freiwillig, nur der Gewaltverzicht ist Pflicht, den wir bei uns durchsetzen. Und es ist weder unsere Möglichkeit, noch unsere Pflicht unsere Ansprüche an unser Leben für ganz Fahrland zur Norm zu erklären oder gar durchzusetzen zu wollen – aber wir sind darauf stolz, das unsere Idee eines akzeptierenden Miteinanders bei uns zwar nicht perfekt aber schon lange deutlich besser umgesetzt wird als anderswo.

Auch wenn manche Auseinandersetzung mit Worten, die es auch bei uns gibt, bedrohlich erscheint oder ist, wir stehen für gewaltfreie Konfliktlösungen, die uns durch die erwachsene Welt eher selten erfolgreich vorgemacht werden und wir stehen für einen Interessenausgleich, der Einbeziehung statt Ausgrenzung gutheißt.

Der Clubrat: Kevin Bohm , Dennis Grasse , Sebastian Kolleck , Anke Naujock, Tino Nindelt , Moritz Parey und André Ziethlow

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