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Umstritten. Diese wie ein Frauenmund mit roten Lippen geformten Pissoirs, die im vor der Eröffnung stehenden Potsdamer Klub „Pirschheide“ hängen, haben eine heftige Debatte ausgelöst. Inzwischen wird bereits bundesweit über den Pissoir-Streit berichtet.

© M. Thomas

Lesermeinung: Geschmacklos?

Zu „Aufregung um Männerklo in Mundform“ vom 25. Februar und zum Pro &Contra zu dem Thema vom 28.

Zu „Aufregung um Männerklo in Mundform“ vom 25. Februar und zum Pro &

Contra zu dem Thema vom 28. Februar

Ich finde die Mund-Pissoirs einfach nur geschmacklos. Ich fand es schon beim Lesen des ersten PNN-Artikels über die bevorstehende Öffnung des Clubs „Pirschheide“ empörend, wie unreflektiert diese Pissoirs neben anderen Ausstattungsdetails aufgelistet wurden – ohne jedes Gespür für die beschämende Handlung von Männern, die zukünftig fröhlich in ein Pissoir in Form eines offenen Frauen-Mundes urinieren. Dass auch die Redaktionsleitung offenbar erst nachdenkt, als sich mehrere Frauenverbände und Interessenorganisationen melden, finde ich enttäuschend. Absonderlich auch, dass der Club als Angebot für über 30-Jährige gepriesen wird, als Alternative zu Waschhaus und anderen Potsdamer Kulturhäusern, die angeblich auf jüngeres Publikum zielen. Beruhigend finde ich aber, dass es jetzt eine öffentliche Debatte gibt – auch wenn es sich um einen privaten Anbieter handelt.

Daniela Kolodziej, Potsdam

Ob man dieses Pissoir frauenfeindlich findet oder nicht – eines ist es auf jeden Fall: eklig. Und das bedeutet Demontage. Stellen wir uns den umgekehrten Fall vor. Frau besucht die Toilette eines Clubs und findet das Becken als geöffneten Männermund vor, vielleicht verziert mit etwas Bart, zur Spülung dient die kunstvoll-zärtlich geföhnte Hipster- Tolle. Würde mir das gefallen? Nein! Vermutlich würde ich unverrichteter Dinge den Rückzug antreten. Wie sehen die Örtlichkeiten in Pirschheide und bei John Reed eigentlich für Frauen aus? Ganz normal? Weil Frauen den Gang zur Toilette auch ohne Zusatz-Bespaßung bewältigen? Augenzwinkernd wird darauf hingewiesen, dass das Werk ja nur zur „Treffsicherheit“ der Männer beitragen solle. Der arme Mann schlurft mit halbgeschlossenen Augen, das Hirnchen auf das nächste Bier programmiert, durch den Club und findet das Urinal nur dann, wenn es auch hübsch verpackt ist? Wie bedauernswert! Und wie abwertend.

Es ist gut und richtig einen öffentlichen Diskurs zu führen. Denn wie die Stadt sein soll, in der wir leben, geht uns alle an. Von Grabenkämpfen sollte aber abzusehen sein. Weder ist es die Lösung nach Jahrhunderten der Diskriminierung von Frauen den Spieß umzudrehen und in schätzungsweise 300 Jahren zu überlegen, ob wir nun gewissermaßen „quitt“ sind. Noch kann jedwede Diskussion mit einem Augen-rollen-Achselzucken- jetzt-hab-dich-nicht-so-Gestöhne abgetan werden. Für mich ist das kein Fall von „ausuferndem Feminismus“, sondern nur eines: ziemlich geschmacklos.

Jana Lucas, Potsdam

Fraglos muss jeder normal empfindende Mensch, ob Frau oder Mann, dieses Urinal-Design als abstoßend, diskriminierend und vor allem frauenfeindlich ablehnen. Guter Geschmack und Anstand sollten nicht nur in diesem Zusammenhang, sondern generell im menschlichen Umgang, einen höheren Stellenwert haben. Die Rechtfertigungsversuche des Installateurs wie auch die naive Meinung von Herrn Fröhlich, was die „schlichten Naturen“ von Männern betrifft, machen mich einigermaßen sprachlos. Ich unterstütze daher uneingeschränkt die Forderung der Frauenvertretungen, diese Urinale zu demontieren.

Helga Rödiger, Töplitz

Ich kenn zwar den Club in der Pirschheide nicht. Aber die Frauen, die sich über die Pissoirs aufregen, sind in meinen Augen „frustriert“ oder kleingeistig. Mit gefallen die Pissoirs und ich nehme als Frau keinen Anstoß daran. Wer hat hier eigentlich die schmutzige Fantasie? Jede Frau, die mit ihrem Mann den Club besucht, unterstellt ihm da Dinge, die ihm vielleicht gar nicht in den Sinn kommen würden. Die Optik in Form und Farbe der Becken wirkt der Ungemütlichkeit solcher Einrichtungen entgegen. Das hat mit Frauenfeindlichkeit nichts zu tun. Wie Leser bereits erwähnten, es wird niemand gezwungen, diesen Club zu besuchen. Der Frauenpolitische Rat und die Grünen sollten sich um wirkliche Frauenfeindlichkeit kümmern und den Männern das Vergnügen einer Toilette der anderen Art gönnen. Deshalb werden sie nicht zu dem, was manche Frauen gerne in ihnen sehen. Meinem Mann jedenfalls würde ich das optische Vergnügen gönnen.

Ingrid Knopke, Stahnsdorf

Dass solche Pissoirs seit Jahren im Stones Fanmuseum in Lüchow auf den Herrentoilette hängen, ist dabei wohl völlig untergegangen. Das Museum ist privat betrieben. Aber wir haben ja sonst keine Probleme.

Udo Hartmann, Berlin

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