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Lesermeinung: „Faschistenkirche“?

„Bereits mehr als 2000 Unterschriften gegen Garnisonkirche“ vom 28. März 2014 über das Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau des Kirchenbaus.

„Bereits mehr als 2000 Unterschriften gegen Garnisonkirche“ vom 28. März 2014 über das Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau des Kirchenbaus.

Verständlich die Sorge wegen der symbolischen Ausstrahlung der Garnisonkirche von Militarismus, Krieg und die Geburt des Dritten Reiches, wenn... ja, wenn das denn zutreffen würde. Tut es aber nicht. Gewiss, 1933, der „Tag von Potsdam“: Hitler und Hindenburg reichten dort sich die Hand. Geschickte Inszenierung der Nationalsozialisten, um ihre „Bewegung“ salonfähig zu machen. Doch wofür steht die Garnisonkirche wirklich? Sie war der schönste Sakralbau des norddeutschen Barock, Identifikationsbau Potsdams. 1968 in Kulturbarbarei gesprengt. Sie fehlt. Da kann man mit Wolf-Jobst Siedler nur sagen: Auch geschundene Städte haben einen Anspruch auf Wiedergutmachung. Und diese herrliche 300 Jahre alte Kirche, sie soll durch den „Tag“ (oder besser: die „Stunde“) von Potsdam zur „Faschistenkirche“ geworden sein? Kann ein Gebäude etwas für seinen Missbrauch durch Menschen? Dennoch kommen selbst Kirchenleute wie Schorlemmer daher und verkünden vollmundig: „Die braune Asche klebt auf ewig an der Garnisonkirche.“ Welch eine Geschichtsvergessenheit. Die Garnisonkirchengemeinde, das waren nämlich die Gegner der Nazis. Tendierten zu den „Bekennenden Christen“ um Bonhoeffer. Im Gegensatz zur Mehrheit der sogenannten „Deutschen Christen“ mit ihrem Reichsbischof Müller, der von „unserem gottgesandten Führer“ schwadronierte und von der „jüdischen Theologie“ des Paulus, die auszumerzen sei, und von Jesus Christus als „blondem Germanen“. „Deutsche Christen“ gehörten übrigens auch zur Gemeinde der Frauenkirche in Dresden. Ja, dort lag auf dem Altar neben der Bibel Hitlers „Mein Kampf“ wie damals in so vielen deutschen Kirchen. In der Garnisonkirche wäre das undenkbar gewesen. Doch sie, die Garnisonkirche, das ist jetzt die „Böse“. Und die anderen, das sind die „Guten“. Ja, geht’s noch?

Ernst-Manfred von Livonius, Geltow

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