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Lesermeinung: Eisbär statt roter Adler

„Architekt entwirft im Streit um Landtags-Adler neues Wappentier“ vom 1. April 2014.

„Architekt entwirft im Streit um Landtags-Adler neues Wappentier“ vom 1. April 2014.

Eine Staatsaffäre ungeahnten Ausmaßes bedroht Brandenburg, deren Folgen, bis zu möglichem außenpolitischem Ärger, noch völlig unklar sind. Zur Erinnerung: Im Plenarsaal im Potsdamer Schloss sollte das tradierte brandenburgische Wappen, der rote Adler, wieder aufgehängt werden, der Architekt weigerte sich und ließ einen weißen Adler aufhängen, weil nur der in den vom ihm gestalteten Plenarsaal passe, wogegen ein Sturm der Entrüstung tobt.

Zunächst reibt man sich verwundert die Augen: wenn man bei einem Architekten einen Käfig für einen roten Adler bestellt und der baut einen, in den nur ein weißer Adler passt, hat der Architekt möglicherweise seine Aufgabe verfehlt. Aber weit gefehlt, wenn ein roter Adler in den Saal kommt, bedeutet das für den Architekten „Krieg“, allerdings ist noch unklar, wie der ausgetragen werden soll.

Ein ganz heikler Punkt wurde bisher in der Diskussion vernachlässigt. Wie werden unsere polnischen Nachbarn reagieren, wenn ihnen einfach ihr Wappentier, der weiße Adler, geklaut wird? So etwas tut man nicht. Andererseits könnten das vielleicht sogar polnische Nationalisten als Wunsch für einen Anschluss Brandenburgs an Polen ansehen.

Höchste Zeit also, um einen Kompromiss zu erreichen, bevor Krieg und Weiteres ausbricht. Ein erster Vorschlag, einfach rosa als die Kompromissfarbe zu nehmen, stieß auf erhebliche Skepsis, die Farbe wurde als Symbol für eine gesellschaftliche Gruppe gesehen, die offensichtlich immer noch einer gewissen Diskriminierung unterliegt. Andere Farben sind schon wegen der politischen Mehrheitsverhältnisse nicht denkbar.

Vielleicht sollte man sich die Hymne „Steige hoch du roter Adler“ zum Vorbild nehmen, nach der es nachgerade unzulässig ist, den Adler einfach an die Wand zu nageln und ihn frei im Raum schweben zu lassen. Dann könnte zumindest der Architekt nicht mehr von einem „Blutfleck“ an der Wand sprechen.

Sollte auch das scheitern, muss möglicherweise das Brandenburger Wappen geändert werden. Wie wäre es mit einem Bären! Schließlich hat Albrecht der Bär Brandenburg und nicht speziell Berlin erobert. Allerdings müsste der Bär wohl eine andere Farbe haben als der Berliner, sonst könnte wieder vom Wappenklau die Rede sein. Ein Eisbär würde das Problem lösen. Die Farbe entspricht dem Wunsch des Architekten, Eisbären als Wappen sind bisher nicht bekannt, aber Eisbären sehr beliebt, wie der unvergessene „Knut“ beweist. Zusätzlich würde mit zwei Bären die Bindung zwischen Berlin und Brandenburg deutlich.

Ekkehart Schöll

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