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Lesermeinung: Durchschnittlich gut oder schlecht?

Zu „Weltweite Studie: Nur wenig Stau in Potsdam“ und „Richtig gemacht“ vom 22. FebruarIch beziehe mich auf die beiden Artikel der Herren Straube und Kramer über die Potsdamer Verkehrsprobleme.

Zu „Weltweite Studie: Nur wenig Stau in Potsdam“ und „Richtig gemacht“ vom 22. Februar

Ich beziehe mich auf die beiden Artikel der Herren Straube und Kramer über die Potsdamer Verkehrsprobleme. Ausgangspunkt ist eine einschlägige Verkehrsanalyse eines amerikanischen Unternehmens für 1064 Städte weltweit. Mit Verlaub, meine Herren, aber Ihre Auswertung erinnert mich an die jährlichen Zeitungsnotizen: „Die Deutschen werden immer reicher. Das durchschnittliche Vermögen der Privathaushalte beträgt (mehrere 100 000 Euro). Oder aber, jeder Bundesbürger verfügt durchschnittlich über Rücklagen von (vielen 10 000 Euro).“ Aussagen von geringem Informationsgehalt, lediglich utopisch für die große Mehrheit der Bürger.

Und Ihre Schlussfolgerungen: Die Potsdamer Verkehrsprobleme seien moderat, kein Stauproblem. Die Stadt habe bei der Verkehrsplanung viel richtig gemacht. Kein dritter Havelübergang. So darf es gerne weitergehen

Ich denke, hätten Sie allerdings den Studieninhalt bezüglich Potsdam genauer gelesen, dann wäre festzustellen: Der Prozentsatz der Fahrzeit im Stau (immer noch „durchschnittlich“) auf den Straßen innerhalb der Stadt beträgt – während der Stoßzeiten 16 Prozent (Peak Within), mittags 12 Prozent (Day Within), nachts 3 Prozent (Late Within), am Wochenende 5 Prozent (Weekend ) Und auch das sind Durchschnittswerte. Etwas differenzierter aber als Ihre pauschalen 5,4 Prozent, mit denen wohl kaum jemand etwas anfangen kann.

Und wie würden wohl erst die tatsächlichen Spitzenwerte aussehen? Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob Interpretationsfehler vorliegen. Nebulös sind auch die konkreten Quellen für die Eingangsinformationen der Studie, und wie belastbar sind diese Informationen? Letztlich noch eine Bemerkung: In meiner geweckten Neugier habe ich mir auch die wesentlichen Stauparameter anderer Städte angesehen. Hier beschränke ich mich exemplarisch auf Vancouver und das Ruhrgebiet, mit interessantem Ergebnis: Obwohl Vancouver (Rang 157) und Ruhrgebiet (Rang 103) in der Rangliste erheblich „schlechtere“ Positionen als Potsdam (Rang 557) einnehmen, sind Potsdams entscheidende Stauparameter (Peak Within und Day Within) mitnichten besser. Damit, denke ich, stellt sich die Verkehrssituation Potsdams doch ganz erheblich anders dar.

Ein Nachtrag: Ich bin gefragt worden: Woher kommt die bessere Platzierung Potsdams gegenüber Vancouver und dem Ruhrgebiet? Salopp gesagt: In der Studie wird für beide Städte ein ganz erheblicher Stauanteil auf den Einfall- und Ausfallstraßen im Modell berücksichtigt (Prozentsatz der Fahrzeit im Stau zwischen 12 und 15 Prozent in den Stoßzeiten und zwischen 4 und 6 Prozent mittags). Für Potsdam wird auf diesen Straßen so gut wie kein Stau ausgewiesen. Ob das der Realität entspricht – bei den Klagen der Pendler – bleibt fragwürdig. Oder wurden nur nicht die entsprechenden Daten bereitgestellt?

Horst Hilzbrich, Kleinmachnow

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