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Lesermeinung: Der Gedanke ist nachvollziehbar, die Mittel nicht

Zu der Berichterstattung über die Ausschreitungen im Zusammenhang mit der Pogida-Veranstaltung am 13. JanuarNach der Berichterstattung in den PNN möchte ich aus meiner Sicht darstellen, welche Fehler zu der Eskalation am Montag geführt haben.

Von Katharina Wiechers

Zu der Berichterstattung über die Ausschreitungen im Zusammenhang mit der Pogida-Veranstaltung am 13. Januar

Nach der Berichterstattung in den PNN möchte ich aus meiner Sicht darstellen, welche Fehler zu der Eskalation am Montag geführt haben. Einiges ist am Montag schiefgelaufen. Sowohl auf der Seite der Polizei, aber eben auch auf Seiten der Demonstranten sind eklatante Fehler gemacht worden. Erstens: Die Polizei hat – bewusst oder unbewusst – die Gegendemonstranten auseinander dividiert. Ein Teil wurde weit ab vom Geschehen in den Lustgarten verbannt – und hat sich dahin verbannen lassen. Zweitens: Die Gegendemonstranten waren auf diese Weise in zwei Gruppen gespalten worden und damit ergab sich, dass die Antifa vorwiegend am Bassinplatz war, weil dort die „Spaziergänger“ ihre Auftaktveranstaltung halten sollten. Drittens: Als schließlich der Bus, dessen Ankunft dann zu den Ausschreitungen führte, heranrollte, wurde die erst friedliche Sitzblockade aufgelöst. Verhindert werden sollte ja die Selbstinszenierung der Rechten „Pegisten“ als ein nicht zu kleiner Teil der Bevölkerung Potsdams. Da diese aber Teile der „Bärgida“ gar keine Potsdamer sind, ist der Gedanke der jungen Leute, deren Auftreten hier in Potsdam unter falscher „Marke“ zu verhindern, durchaus nachvollziehbar, leider nicht die Mittel, zu denen sie griffen. Viertens: Gewalt – ausgehend von den jungen Leuten – ist immer falsch und abzulehnen. Fünftens: Wenn man untersucht, welche Slogans die Gruppe von „Bärgida“ rief (u.a. Merkel muss weg, kein Platz für Ausländer) kann man das sehr wohl als einen Aufruf zur Gewalt werten. Ich selbst war den ganzen Abend am Bassinplatz anwesend. Keinerlei Gewalt ging dort an irgendeinem Zeitpunkt von den Demonstranten aus. Im Gegenteil bemerkte ich viel Humor, Anteilnahme aneinander, Gespräche mit den Polizisten und Austausch über die aktuelle Lage. Grundsätzlich ist ein Überdenken des Demokratieverständnisses in Deutschland notwendig.

Ein Land mit unserer Vergangenheit muss deutliche Lehren aus seiner Geschichte ziehen. Die können nur heißen, dass eben nicht jedem und jeder Meinung in der Öffentlichkeit Foren geboten werden. Die Unterstützung durch Politik und Polizei muss da aufhören, wo rechte Ideologien und Hetze, Rassismus und Antihumanismus sich öffentliche Foren „erschleichen“ wollen. Die Folgen eines solchen Demokratieverständnisses konnte man in Leipzig jüngst deutlich verfolgen. Es ist wichtig, dass die gesamte Zivilgesellschaft der Meinungsmache von Anhängern rechter Ideologien von vorne herein die öffentlichen Foren nimmt.

Ute Grimm, Potsdam

Mein Interesse an dem Besuch der verschiedenen Demos in Potsdam am 11.Januar bestand in erster Linie darin, zu vergleichen, ob meine gewonnenen Eindrücke in der Folge mit der hiesigen Berichterstattung weitgehend übereinstimmen. Vorweg: Ich wurde nicht enttäuscht.

Mein Weg führte mich zunächst auf den Neuen Markt. Hier traf ich ganz allein auf lediglich drei Polizisten, die mich freundlich über die jeweiligen Standorte aufklärten. Vor dem Filmmuseum war eine Gruppe überwiegend junger, friedlicher Teilnehmer, die sich am Ende auf den Weg zur Skater-Anlage am Bassinplatz machte. Hier waren bereits einige 100 überwiegend junge und augenscheinlich friedliche Menschen, die der Musik (Hip-Hop) lauschten, einige tanzten dazu. Von dort ging ich zu dem Teil des Platzes, auf dem regelmäßig der Wochenmarkt stattfindet. Als die Polizei erfuhr, wo ich vorher war, verweigerte sie mir zunächst sehr freundlich den Zutritt. Nur konnte ich diese Sorge gar nicht verstehen, auf dem unbeleuchteten Platz standen da im Halbdunkel vielleicht 20 bis 30 Personen. Die Polizei war gegenüber den Pegida/Pogida Teilnehmern deutlich in der Überzahl. Dieser enorme Aufwand erschloss sich mir zunächst nicht.

An einer anderen Stelle gelang es mir, den Platz doch zu betreten. Am Ende waren wir vielleicht 100 „Demonstranten“? Das gesprochene Wort war ohne Belang – es wurde zwar gejammert, dass wir doch keine Nazis und auch keine Faschisten wären, was mindestens auf mich zutraf. Sonst war es friedlich. Nun sollen bei den nächsten Demos noch mehr Bereitschaftspolizisten eingesetzt werden. Ich werde wieder dabei sein und beobachten, wie alles weitergeht.

Herbert Heider, Potsdam

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