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Die viel befahrene Zeppelinstraße: Potsdams Bauverwaltung will die Straße von vier auf drei Fahrspuren verengen – eine Spur je Richtung und eine wechselseitige Mittelspur sind vorgesehen. Der umstrittene Plan soll die Abgase in der Straße reduzieren.

© Björn Stelley

Lesermeinung: „Das ist eine einmalige und letzte Chance“

Zur Verkehrsdebatte („2500 Autofahrer sollen umsteigen“ vom 24. Juni) und und zur Diskussion um einen dritten Havelübergang „Neuer Antrag für Bau der Havelspange“ (vom 18.

Zur Verkehrsdebatte („2500 Autofahrer sollen umsteigen“ vom 24. Juni) und und zur Diskussion um einen dritten Havelübergang „Neuer Antrag für Bau der Havelspange“ (vom 18. Juni“)

Meiner Meinung nach wäre ein neues, für Nutzer kostenfreies Parkhaus am Bahnhof Pirschheide – zum Beispiel anstelle des maroden Bahnhofgebäudes, welches ohnehin seit langem nicht mehr in Benutzung ist – in Verbindung mit einer höher frequentierten Tram eine Möglichkeit, die Leute in den öffentlichen Nahverkehr zu bugsieren. Denn das Busnetz in Werder und Umgebung fährt viele Orte gar nicht oder zu selten an, so dass der Bus als Alternative für viele Leute leider wegfällt und man einfach auf das Auto angewiesen ist. Eine einspurige Zeppelinstraße mit Busspur, erweitertem Radweg und ohne weitere Maßnahmen würde, nach meinem Gefühl, zum totalen Verkehrschaos während der Rushhour führen. Dort kommt man bereits jetzt nur mit starken Nerven und einer Portion Geduld durch.

Jörn Ahrens, Werder

Eine Umgehungsstraße wird die Innenstadt deutlich entlasten. Bereits jetzt steht man täglich auf der Zeppelinstraße, Breiten Straße, Nedlitzer Straße, Großbeerenstraße im Stau, und wenn die Stadt noch weiter wächst, wie zum Beispiel in Krampnitz, wird das Chaos noch größer. Bei einem Unfall auf der Zeppelinstraße gibt es kein Entkommen, und selbst für die Rettungsfahrzeuge ist der Weg erschwert – was kürzlich passiert ist. Der Bundesverkehrswegeplan wird noch einmal im September 2015 präzisiert, und wenn Potsdam diese Umgehungsstraße noch im Jahr 2015 anmeldet, wird sie wieder darin aufgenommen und bezahlt. Das ist eine einmalige und letzte Chance für unsere Landeshauptstadt und auch für die umliegenden Gemeinden, die sich später nie wieder oder vielleicht erst in fünfzig Jahren ergeben wird.

Christine Krüger, Potsdam

Aus der Sicht einer berufstätigen Frau: Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und Feierabend, super. Nur noch ein kurzer Weg bis nach Hause. Im Reich der Freunde und Familie beginnt ein Stück neue Lebensqualität, ein Stück neu erkämpfte Freizeit. Gut, dass Politiker über ihren Schatten gesprungen sind und den Willen der Bürger unterstützt haben. Die Havelspange/ Westtangente wurde nicht nur von der Bundesregierung wieder im Planverfahren mit aufgenommen, sondern die Bundesregierung hat die Brisanz der wachsenden Einwohnerzahl und damit die Zunahme des Autoverkehrs akzeptiert. Auch der Fahrradverkehr ist sicherer geworden, seit dem die Zeppelinstraße entlastet ist, der öffentliche Nahverkehr wurde weiter entwickelt, die Fahrtakte der Eisenbahn wurden verdichtet und es gibt sie wieder, die „Eule“, eine Schnellverbindung auf Schienen in Potsdam. Rettungsfahrzeuge können zeitnah ihre Ziele erreichen. Träume? Zur Zeit noch. In zwei Bürgerversammlungen der Bürgerinitiative Pro Havelspange/ Westtangente informierten sich ungefähr 50 Bürger über den Verlauf der Strecke und die Initiativen der überparteilichen Bürgerinitiative. Viele Bürger schilderten ihren täglichen Arbeitsweg und die Strapazen, ihn zu bewältigen. Alternativen, wie Bahn oder Fahrrad sind für sie nicht möglich. Andere berichteten davon, dass auch die Bewältigung mit dem öffentlichen Nahverkehr stressig ist, da die Züge überlastet sind oder der Arbeitsort mit dem Fahrrad auf Grund der Entfernung nicht erreicht werden kann. Einheitlich wurde das Unverständnis darüber ausgesprochen, warum die Stadtverwaltung eine notwendige Entlastung nicht akzeptieren sollte und es gab nicht wenige Bürger, die bereit sind, weiter Unterschriften zu sammeln, um ein Umdenken in der Politik zu bewirken.

Cordula Jäkel, Potsdam

Zu „Heiße Luft aus alten Schläuchen“ vom 28. Mai

Mit großer Empathie begegne ich allen, die sich für die Erhaltung unserer Welt einsetzen. Jeder sollte für sich selbst und die, die ihm wichtig sind Verantwortung übernehmen. Ich halte es deshalb für wichtig und richtig, dass sich die Bürgerinitiativen Caputh, Golm, Wildpark, Potsdam-West, Argus und „Rettet den See“ zu Wort melden. Leider ist in deren Pressemitteilung vom 28. Mai 2015 keine Empathie für all die staugeplagten Mitmenschen zu spüren, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf das Auto angewiesen sind. Staugeplagt sind nicht nur die, die im Auto sitzen, auch die, die am Fenster sitzen, vor dem das Auto im Stau steht. Enttäuschend ist die Wortwahl: „Heiße Luft in alten Schläuchen“. Die Pressemitteilung enthält Vermutungen und Befürchtungen, aber leider keine Fakten. Wir alle entwickeln uns ständig weiter, die Stadt entwickelt sich weiter. Wie kann man sich anmaßen zu behaupten, die Diskussion sei abgeschlossen. Sie hat gerade wieder begonnen, weil sich die Anforderungen an den Straßenverkehr drastisch verändert haben – ich bitte dabei auch an den Norden der Stadt zu denken. Potsdam, aber auch und vor allem der Potsdamer Speckgürtel haben sich rasant weiterentwickelt. In Potsdam waren am 31. Dezember 2014 genau 163 668 Bürger gemeldet. Die Stadt wächst jährlich um weitere 2500 Menschen, die ihren Arbeitsplatz nicht unbedingt in Potsdam haben und ein Auto mitbringen. Die Planer und Verantwortlichen, die eine Umgehungsstraße für Potsdam in den 1990ern auf den Weg brachten, hatten diese Entwicklung von Potsdam und seinem Umland wohl erkannt. Es ist betrüblich, dass gewohnheitsmäßig, mit halben Wahrheiten, alten und in Teilen gefälschten Zahlen gearbeitet wird. Ich akzeptiere die Ängste derer, die sich Sorgen machen über die Belastung für die Umwelt, die eine Umgehungsstraße mit sich bringt – wenn auch aus meiner Sicht in geringerem Umfang als der jetzige Zustand. Umwelt und Mensch in Einklang zu bringen geht nicht mit Zwang. Zwang ist Diktatur. Potsdam kann nur wohnens- und liebenswert werden und bleiben, wenn die Möglichkeit besteht die Stadt zu umfahren. Dies ist Voraussetzung für Freiräume, die dann durch den öffentlichen Nahverkehr und Radfahrer genutzt werden kann, wie es in fast alle großen Städte in Deutschland und Europa vorzufinden ist.

Dietmar Göse, Neu Fahrland

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