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Berichterstattung über die Pläne zum Mercure: Stehen lassen ist keine Option

Zur Berichterstattung über die Pläne der Stadt, das Mercure langfristig zu kaufen und abzureißen Herr Scharfenberg von den Linken stellt laut Presseberichten die Behauptung auf, dass: „ der OB und die Rathauskooperation nach Gutsherrenart“ agieren würden, und er und seine Partei nun den Bürgern ein Mitspracherecht bei der Änderung der Sanierungsziele einräumen wollen. Die Bürger hatten ein sehr breites Mitspracherecht beim Werkstattverfahren für den Lustgarten (Mercure).

Zur Berichterstattung über die Pläne der Stadt, das Mercure langfristig zu kaufen und abzureißen

Herr Scharfenberg von den Linken stellt laut Presseberichten die Behauptung auf, dass: „ der OB und die Rathauskooperation nach Gutsherrenart“ agieren würden, und er und seine Partei nun den Bürgern ein Mitspracherecht bei der Änderung der Sanierungsziele einräumen wollen. Die Bürger hatten ein sehr breites Mitspracherecht beim Werkstattverfahren für den Lustgarten (Mercure). In der Infobox, Online, mit Briefen, Diskussionsrunden und so weiter.

Jetzt so zu tun, als hätte es alle diese vielfältigen Möglichkeiten zur Mitsprache nie gegeben und man würde vermeintlich über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden, das ist schon ein starkes Stück! Im Wissen um diese Beteiligungsvielfalt jetzt die Bürger aufzuwiegeln und wegen des Mercure Stimmung gegen die Stadtverwaltung zu machen, das ist sehr durchsichtige Propaganda.

Wie kann es denn Gutsherrenart sein, wenn demokratisch gewählte Stadtverordnete immer wieder gewählt werden, auch gerade weil sie sich für die größtmögliche Wiedergewinnung und die Heilung des Stadtbildes einsetzen? Das ist lediglich die Bestätigung durch die Mehrheit der Potsdamer, dass dieser Weg für unsere Stadt richtig ist und fortgeführt werden soll. Seit die erste frei gewählte SVV dies 1990 beschlossen hat, ist diese Entscheidung bis heute mehrfach durch Beschlüsse legitimiert worden! Und dieser Bürgerwille zur Heilung des Stadtbildes ist bis heute hochaktuell!

Wir, die Potsdamer, hatten genug davon, wie sehr unsere Stadt verrottet und verfallen war. Abreißen, darin waren sie gut, die SED und ihre willigen Vollstrecker. Auch darin, dieser Stadt – nach Gutsherrenart – bis zur völligen Unkenntlichkeit ihr Gesicht zu rauben: ob Stadtschloss, Garnisonkirche, Heilig-Geist-Kirche, das Theodor Storm Haus (1988/ 89), die Altstadt und so weiter. Diese ganze Vernichtung wertvoller Baudenkmale und unseres Kulturerbes hatte keinerlei demokratische Legitimation. Trotz zahlreicher Proteste der Potsdamer Bürger und internationaler Proteste von Kunsthistorikern war dem Abrisswahn nach Gutsherrenart durch die SED kein Einhalt zu gebieten.

Unserer Stadt nach 1990 ihr Gesicht zurück zu geben und die Wunden im Stadtbild zu heilen, das war und ist bis heute der Wille einer großen Mehrheit der Potsdamer. Auch und gerade wegen der Kontinuität der Umsetzung von 1990 werden die Parteien der Rathauskooperation immer wieder gewählt.

Und das war eben nicht, wie von diesen Leuten immer gern behauptet wird, der schöne Traum von reichen zugezogenen Wessis, die hier wieder alles aufbauen wollen. Denn 1990 war kein einziger Wessi in der Stadt. Dass der Oberbürgermeister und die Parteien der Rathauskooperation den Willen der Mehrheit der Potsdamer auch heute noch weiter erfüllen und den Lustgarten wieder herstellen wollen, das ist verlässliche Politik, auf die die Bürger vertrauen können.

Frank Paul, Potsdam

Eine Stadt kann stolz auf ihre architektonischen Brüche sein, wenn diese Brüche gewachsen und im Einklang mit der Architektur, dem Städtebau und von der Bevölkerung gewollt war. Der Städtebau der DDR Ende der 60er-Jahre – im Gegensatz zu dem aus den 50er-Jahren – hat sich nicht an der gewachsenen Architektur und dem Städtebau Potsdams orientiert. Stattdessen wurde, gegen internationale Proteste, eine neue Struktur, die bewusst nichts mit dem alten Potsdam zu tun haben sollte, völlig proportions- und maßstabslos, mit dem ehemaligen Interhotel als sozialistische Krone, über die Stadtstruktur gelegt. Anders als in anderen Residenzstädten haben die Herrscher hier nicht nur allein ihre Residenz so kunstvoll und repräsentativ wie möglich ausgestattet, sondern die gesamte Stadt mit seiner Umgebung als Gesamtkunstwerk mit den besten Planern seiner Zeit angelegt. Dies ist auf der Welt einzigartig und die Stadt zehrt, obwohl so viel zerstört wurde, noch immer von dieser Einzigartigkeit. Auch die in den Medien und Politik so häufig belächelten Sichtachsen sind für die Stadt und ihre Verschmelzung mit der Landschaft eminent wichtig. Es zeugt auch nicht von architektonischer Modernität, Mut und Kultur, wenn man in eine gewachsene Struktur vermeintlich moderne Gebäude stellt oder weiter stärkt, die mit ihrer Umgebung nichts tun haben. Man sollte deshalb jetzt unbedingt die einmalige Chance nutzen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dieser städtebauliche Missstand mit dem Mercure-Hotel im Lustgarten irgendwann obsolet ist.

Bernd Kimmel, Potsdam

Zum Kommentar „90 Grad kippen“ von Henry Klix vom 25. Februar

Die Ansicht des Autors kann ich mitnichten teilen. Architektonische Brüche gibt es in Potsdam bereits genügend. Und spätestens seit das „Stadtschloss“ steht – darf man ja offiziell auch nicht so nennen, weil zu feudal – ist es mir mehr als einleuchtend, dass das Mercure-Hotel nicht auf Dauer dort stehen bleiben kann. Die Chance, es kostenlos zu beseitigen, wurde von der Stadt leider vor wenigen Jahren verpasst, als gegen das Angebot auf kostenlosen Abriss von Herrn Plattner dermaßen gestänkert wurde, dass er diesem Negativ-Ansturm nachgab. Da hätte ein Oberbürgermeister mit mehr Mut vielleicht noch für eine Umkehr sorgen können, aber nun ja.

Der gesamte Ort vom Bahnhof bis zum Landtag – Einmündung in die Breite Straße/Lustgarten und gegenüber das Film-Museum – ist unfassbar unwirtlich, von Aufenthaltsqualität will ich gar nicht reden. Der Lustgarten muss in seiner heutigen Form Unlustgarten heißen. Ich hoffe auf die Vernunft der Potsdamer Bürger. Das Argument der Arbeitsplätze der Hotelangestellten ist billig, ein Hotelneubau kann Potsdam nur guttun – aber bitte nicht dort!

Christa Hasselhorst, Potsdam

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