zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Aufklärung tut Not

Zu „Elternabend!“ vom 17.

Zu „Elternabend!“ vom 17.1.2015

Im Untertitel ihres Artikels kommt das Thema „Sexualkunde“ an erster Stelle, im Artikel selbst aber – wie immer – zuletzt. Grundsätzlich müsste bekannt sein, dass es seit mehr als 45 Jahren gesetzliche Grundlagen gibt, Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen durchzuführen. Realität ist aber auch, dass es für Lehrer kaum eine Ausbildung auf diesem Gebiet gibt, dass tatsächlicher Sexualkundeunterricht auf die Eigeninitiative einzelner interessierter Lehrer zurückgeht, dass Schulämter und Schulleitungen auf Geld- und Personalmangel verweisen, wenn man den Unterricht anmahnt. Es gibt auf diesem Gebiet viele Bremser im System Schule, die im Wesentlichen ihre überkommenen Unkenntnisse und Vorurteile unreflektiert weitergeben. Hätten dieser Vater und seine Elternkollegen zu seiner Zeit Sexualkundeunterricht nach den bestehenden Richtlinien gehabt, wüsste er zum Beispiel, dass in der vierten Jahrgangsstufe den Kindern – lebensphasengerecht – erklärt wird, wo die Kinder herkommen. Wenn, wie Sie zitieren, „Sex Privatsache“ ist und die Eltern die Aufklärung ihrer Kinder selbst in die Hand nehmen, würden wir im Sexualkundeunterricht nicht dieser Flut von haarsträubenden Fragen der Kinder gegenüberstehen, die sich im Wesentlichen aus den Bildern und „Informationen“ speisen, die die Kinder und Jugendlichen heutzutage aus dem Internet herunterladen können. Diesem menschenunwürdigen und frauenfeindlichen Schund sind die jungen Menschen ohne die sachliche Information im Sexualkundeunterricht hilflos ausgeliefert. Sich als Mann oder Frau – also auch sexuell – in seine Rolle in diesem Leben herein zu finden, bedarf auch einer Gesprächsfähigkeit in der Partnerschaft und im Erfahrungsaustausch mit der jüngeren Generation. Vorerst herrschen Unwissen, Vorurteile und Sprachlosigkeit, wie Sie sehr schön berichtet haben.

Ich habe mich in den letzten 40 Jahren als Frauenarzt – im Auftrage meines Berufsverbandes – in meiner zwischenzeitlichen Heimat Hessen um die Förderung des Sexualkundeunterrichts bemüht und meine Erfahrungen gemacht.

Dr. med. Axel Goldacker, Werder

Zur Startseite