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Kommentar zur Corona-Bewältigung in Brandenburg: Es kann nur besser werden

PNN-Redakteur Henri Kramer schaut zunehmend fassungslos auf den Brandenburger Weg zur Pandemiebewältigung. Sein Fazit: Es kann nur noch besser werden.

Schon am Wochenende sorgte der Blick auf den Impfquotenvergleich der Bundesländer aus Brandenburger Sicht für einmal mehr Ärger. Erst 4,1 Prozent der Bevölkerung hat mindestens eine Impfung erhalten. Damit erreichte die Mark in diesem leider gesamtdeutschen Schneckenrennen den letzten Platz, seitdem ist der Abstand sogar noch größer geworden.

Dabei droht eine dritte Viruswelle – und für jeden Älteren, der davor nicht geschützt ist, tragen die Organisatoren der Impfkampagne eine Verantwortung. Umso befremdlicher, dass sich Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) zwei Monate nach Beginn der Impfkampagne erst kürzlich damit rühmte, dass man nun auch Impfeinladungen an über 85-Jährige in Briefform sendet – zuvor konnte diese Altersgruppe wochenlang nur über ein völlig überlastetes Telefonsystem Termine vereinbaren, ein unwürdiges Procedere war das.

Und andere Unzulänglichkeiten des märkischen Impfweges werden gar nicht debattiert – die zum Beispiel darauf fixiert ist, dass für jeden Erstgeimpften die zweite Dosis zwingend vorgehalten werden soll. Dabei hat erst jüngst eine Studie der Gesundheitsbehörden in Schottland gezeigt: Schon nach einer Dose mit dem Astrazeneca-Impfstoff war dort das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung um 94 Prozent geringer. Die Frage ist: Warum sollte nicht Brandenburg flexibler impfen? Und vor allem schneller? Auch in der Mark sind erst 63 Prozent der mehr als 280 000 gelieferten Impfdosen in einem Arm gelandet, das liegt sogar unter dem traurigen gesamtdeutschen Durchschnitt. Und die Realität war auch am letzten Sonntag: Ein geschlossenes Impfzentrum am Filmpark, statt Sonderschichten, um das Virus auszubremsen. 

PNN-Redakteur Henri Kramer.
PNN-Redakteur Henri Kramer.

© Sebastian Gabsch

Am Sonntag kündigte die Ministerin zumindest an, auch an Samstagen würde nun geimpft. Doch reicht das? Und müssten nicht endlich eigentlich flächendeckend und schnell die Hausärzte einbezogen werden? Die Verantwortlichen in Brandenburg handeln, als ob in dieser Situation, mit einer drohenden dritten Welle, allgemeiner Lockdown-Müdigkeit und nackter Existenzangst nicht nur bei Gastronomen und Händlern, nicht jeder Tag zählen würde. Da fallen ärgerliche Randnotizen, dass zum Beispiel mangels Statistiken unklar ist, wie viele Menschen in Kommunen wie Potsdam geimpft sind, fast schon nicht mehr ins Gewicht.

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Auch bitter: Selbst eine Schnellteststrategie, mit der sich zum Beispiel Kitas und Schulen wieder halbwegs sicher öffnen ließen, ist bisher in Brandenburg nicht zu erkennen. So müssen einzelne Kommunen wie Potsdam mit teuren Programmen selbst aktiv werden – weil die übergeordnete Politik, man muss es so hart sagen, schlicht versagt. Stattdessen sind Kitas und Grundschulen schon längst (wieder) offen, obwohl Lehrer und Erzieher sich erst jetzt impfen lassen können und nur unzureichend bisher getestet werden. Brandenburg, es kann nur besser werden.

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