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Kolumne PYAnissimo: Ein Ultimatum macht noch keinen Sommer

Die Hohenzollern werden plötzlich komisch. Grund genug für die Potsdamer, sich sofort aufzuregen. Aber Gottseidank weiß der Minister, wie man das mit Feingefühl löst.

Potsdam - Zwei Dinge erschütterten die aktuelle Nachrichtenlage: Sonnencreme ist gefährlich und die Hohenzollernfamilie will uns was wegnehmen. Meine Einschätzung: Wir wären auch ohne diese Schlagzeilen gut durch den Sommer gekommen. So aber gibt es zu Hitze und schädlicher Sonnenstrahlung noch hohen Blutdruck. Wir sind total verunsichert. Darf man noch schmieren und wenn ja, was? Oder ist es schon zu spät? Rasen die Nanopartikel der organischen Filter längst durch unsere Blutbahn und lassen uns Infiltrierte demnächst im Dunkeln leuchten? Alles noch ungeklärt. Aber ein schöner Aufreger.

Ungeklärt und aufregend ist auch die Sache mit der Familie von Preußen. Autsch. So hatten wir uns das hier nicht gedacht mit den Prinzen. Wir Brandenburger wollten eben außer der Spargelkönigin auch mal was Schillerndes, Monarchisches und Erhabenes, das nichts mit Politik zu tun hat, jedenfalls nicht, dass man das offiziell wüsste. Andere Länder kriegen das doch auch hin. Es fing vielversprechend an. Erst die Trauung vom Ostfriesen-Bürgermeister persönlich – was für ein Bekenntnis zur Stadt! Weiter in der Friedenskirche, geschmückt mit Rittersporn, den halben Garten vom alten Foerster müssen die dafür abgeerntet haben. Sah aber schick aus. Und der Presserummel – beinahe wie in England. Wir haben wirklich alles getan für eine ordentliche Willkommenskultur.

Warum nur musste der Prinz eines Tages seinen Schreibtisch aufräumen und sich sagen, oops, das klären wir mal, bevor die Kinder volljährig werden. Und warum muss das so kompliziert sein, mit hunderten Verträgen und Vereinbarungen, Rechte hier, Entschädigung da? Wir würden so gerne durchblicken. Der Potsdamer ist ja per se Experte für alles, aber jetzt wird es doch sehr friggelich. Gottseidank blickt die Regierung durch und hat gleich ein Ultimatum gestellt. Was für ein Wort. Ich habe das damals in dem Buch „Timur und sein Trupp“ gelernt, das wir in der vierten Klasse lesen mussten. „Es gab noch vieles zu erledigen, vor allem aber mußte das Ultimatum an Kwakin abgefaßt und ihm überreicht werden. Keiner aus dem Trupp wußte so recht, wie so ein Ultimatum lauten mußte…“ Was auch immer es war: es klang mächtig gewaltig. Unser Minister stammt aus der DDR und müsste es auch gelesen haben. Ich bin gespannt, was er draus macht. Dann geht’s weiter durch den Sommer – mit Sonnencreme.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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