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Annalena Baerbock bei der Vorstellung ihres Buches.

© picture alliance/dpa

Kolumne | PYAnissimo: Der Lesesommer kann kommen

Hat Frau Baerbock jetzt ein Buch geschrieben oder nicht? Als Potsdamer müsse man das ja wissen, meint unsere Kolumnistin.

Ich blicke nicht mehr durch. Hat Frau Baerbock jetzt ein Buch geschrieben oder nicht? Ich meine, sie ist ja unsere Kandidatin, als Potsdamer musst du da auskunftsfähig sein. Das ist schon ein ganz ordentlicher Druck, der jetzt auf uns lastet.

Zwei Kandidaten und ihre Verwicklungen. In einer Stadt, die genug mit sich selbst zu tun hat. Einstürzende Neubauten – hier die Balkone, da die königliche Fassade. Ganz eindeutig: Ceci n'est pas un château. Dann der Schlammmassel in Krampnitz. Und eine Stunde weniger Sonnenschein als in Bremen. Und trotzdem sagt die Regierung oder wer auch immer verantwortlich ist: Den Potsdamern geht’s zu gut, die können auch ohne unsere Fördergelder. Da wird man praktisch für vorbildliches Wirtschaften bestraft.

Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben. Ich will nur wissen, was jetzt mit dem Buch von Frau Baerbock ist. Damit ich mitreden kann. Hat sie nun – oder jemand anders – und was steht überhaupt drin? Hat das einer gelesen? Obwohl mir die Vorstellung echt schwerfällt, dass da jemand an einem heißen Sommertag am Buchladen vorbeikommt und sich sagt, prima, das nehme ich noch in den Biergarten.

Ein echter Knaller, den keiner liest?

Es könnte natürlich auch ein echter Knaller sein. Den jetzt (Jetzt!) keiner liest, so aus Protest. Und stattdessen zum neuen Buch von Frau Wagenknecht greift. „Mein Gegenprogramm“. Genial. Als hätte sie gewusst, dass da was kommt. Außerdem lächelt sie etwas verschmitzt, das linke (natürlich das linke) Auge leicht zugekniffen, den (linken) Mundwinkel hochgezogen. Ein freundliches Ätsch. Aber auch das gab für die Autorin Trouble – mit den eigenen Genossen.

Kein Buch, jedenfalls nicht dass ich wüsste, hat bisher unser Ministerpräsident geschrieben. Er hat eine Doktorarbeit, und das ist auch was. Zum Thema „Laboruntersuchungen zur Strohkonservierung mittels Harnstoff-Saccharose-Zusatz und zum Trockensubstanzabbau der Konservate nach der Nylonbeutel-Methodik“. 

Steffi Pyanoe ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.
Steffi Pyanoe ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.

© Sebastian Gabsch

Das klingt nach einem echten Brandenburger Original, da mache ich mir keine Sorgen wegen Plagiat und so. Außerdem erscheint mir Herr Woidke grundsätzlich sehr ordentlich. Aktuell hat er ganz öffentlich eine Stellenausschreibung für eine/n Redenschreiber:in (m/w/d) zu laufen. Die Aufgabe: Reden verfassen für den Präsidenten, die Ministerin, die Chefin der Staatskanzlei und die Staatssekretäre, außerdem Aufsätze und Beiträge für Zeitungen/Zeitschriften, Vorworte für Bücher und Broschüren, Grußworte und Anlassschreiben. Keine ganzen Bücher!

Falls Sie doch noch Lesestoff für die Hängematte brauchen: Ich habe mal recherchiert. Das Baerbockbuch ist mit 24 Euro knapp günstiger als das von Wagenknecht für 24,95. Bestprice-Angebot ist Olaf Scholz’ „Hoffnungsland“ (hätte ich fast vergessen), erhältlich auch als Taschenbuch. Der Lesesommer kann also kommen.

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