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Kolumne | Etwas Hella: Guten Appetit mit der "Toten Oma"

Im zweiten Teil-Lockdown in Potsdam besinnt sich unsere Kolumnistin auf ihre häuslichen Kochkünste - und hofft auf bessere Zeiten.

Früher war der Humor noch etwas heftiger und die Speisen waren es auch. Nachdem uns die zweite Welle der Restaurantschließungen hart erwischt hat und durchaus nicht jeder damit einverstanden ist: Gekocht wird nun wieder zuhause. Was bei meinen Kochkünsten nicht unbedingt eine Bereicherung ist. Aber „Tote Oma" mit Kartoffeln und Kraut kann ich und sogar die "Armen Ritter" kriege ich noch immer hin, obwohl ich sie schon lange nicht mehr in die Pfanne geklatscht habe. Da sich aber die brandenburgische Küche im Aufwärtsschwung befindet, liege ich voll im Trend.

Pilze mit Spiegelei statt Martinsgans

Also "Tote Oma" ist, falls sie es nicht ohnehin wissen, gebratene Blutwurst und die "Armen Ritter" entstehen aus in Milch und Ei getränkten Weißbrotscheiben, die in der Pfanne geröstet werden. Die Martinsgänse, die sich schon im Internet für ihre gestiegenen Überlebenschancen wegen der geschlossenen Gaststätten bedankt haben, sollten sich nicht zu früh freuen, denn es gibt durchaus Homeworker, die eine jute jebratene Jans als jute Jabe Jottes hinkriegen. Ich hingegen vertraue weiter auf meinen Lieblingsgastwirt in der Dortustraße, der seinen Außer-Haus-Verkauf aktiviert hat und da profitieren wir beide davon. Ich kann mir eine perfekt gebratene Gänsebrust holen, er darf wenigstens noch ein bisschen was verdienen. Lieber würde ich natürlich am fremdgedeckten Tisch sitzen und mich in geziemendem Abstand bedienen lassen. Hoffentlich ist das bald wieder möglich, wenn ich schon auf Weihnachtsmarkt, Knieperkohl und meinen in fröhlicher Gesellschaft konsumierten Glühwein verzichten muss. Was wird eigentlich aus dem bereits angekündigten Riesenrad auf dem Bassinplatz? Wenn in jeder Gondel nur einer sitzt, könnte der oder die doch sogar ohne Ansteckungsgefahr Weihnachtslieder singen oder?

Nicht, dass ich falschem Verhalten zu Pandemie-Zeiten Tür und Tor öffnen will, aber irgendwie kann ich den Frust über die neuen Schließungen von Cafés und Gaststätten, von Kultureinrichtungen und Nagelstudios verstehen, denn es ist ja überhaupt nicht nachgewiesen, dass sie die Corona-Verbreiter sind. Im Gegenteil, je mehr öffentliche Einrichtungen schließen müssen, um so mehr werden offensichtlich private und überhaupt nicht mehr überschaubare Initiativen angezettelt. Natürlich esse ich meine "Tote Oma" zu Hause alleine, doch die Martinsgans wäre viel zu wuchtig, um sie als Solist zu verspeisen. Also lade ich mir Mitesser ein. Nein, natürlich nicht! Ich lasse sie, die Gans, lieber noch ein Jahr durch die Wiesen watscheln und schmore mir Pilze mit Spiegelei. Die Waldfrüchte sprießen nämlich gerade.

Speisen wie der liebe Gott in Brandenburg

Beim Gastwirt, der ja hoffentlich irgendwann auch wieder öffnen darf, will ich übrigens nicht futtern wie bei Muttern, sondern eher anders und ausgefallen, jedenfalls etwas, dass ich nicht alleine hinkriege. Ich will schon gar nicht essen wie ein armer Ritter, sondern eher speisen wie ein König. Oder noch besser: wie der liebe Gott in Brandenburg.

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Hella Dittfeld

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