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SV Babelsberg 03 unterliegt Energie Cottbus: Auch gegen Energie keine Erlösung

Wieder keine drei Punkte: Der SV Babelsberg 03 verlor das Brandenburg-Derby gegen Energie Cottbus. Ausschreitungen im Stadion blieben dieses Mal aus. Zwischenfälle gab es dennoch.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Im Gästeblock herrschte ausgelassener Jubel – von der Nordkurve, Ost- und Haupttribüne hallte tröstender Beifall: Der SV Babelsberg 03 verlor am Sonntagnachmittag das Brandenburg-Derby in der Fußball-Regionalliga Nordost trotz engagierter Leistung mit 0:1 (0:1) gegen den FC Energie Cottbus. Die brisante Partie im Karl-Liebknecht-Stadion wurde – anders als bei vergangenen Duellen beider Klubs – dieses Mal nicht von Ausschreitungen überschattet. 4823 Zuschauer wurden im „Karli“ gezählt, rund 1000 aus dem Cottbuser Lager.

Wieder gab es für Nulldrei keine Punkte: Hier Jake-Robert Wilton (links, SVB) im Zweikampf mit Dimitar Rangelov (Nr.8) von Cottbus.
Wieder gab es für Nulldrei keine Punkte: Hier Jake-Robert Wilton (links, SVB) im Zweikampf mit Dimitar Rangelov (Nr.8) von Cottbus.

© Manfred Thomas

Sie hatten nach dem Abpfiff allen Grund zur Freude. Ihr Team ist nunmehr seit acht Spielen in Serie ungeschlagen. Weil Tabellenführer Hertha BSC II am Wochenende nur zu einem Remis kam und Verfolger VSG Altglienicke verlor, ist der Drittliga-Absteiger als Viertplatzierter bis auf drei Punkte an Rang eins herangerückt.

"Es ist einfach bitter"

Ganz anders die Lage bei den Babelsbergern. Auch gegen Energie gab es für sie keine Erlösung – als Vorletzte warten sie nach 13 Saisonspielen weiterhin auf den ersten Sieg. Die ernüchterten Aussagen der SVB-Protagonisten nach einem Spiel wiederholen sich daher inzwischen. So zum Beispiel von Tobias Dombrowa: „Es ist einfach bitter. Wir ackern und ackern das ganze Spiel und werden einfach nicht belohnt“, sagte der Offensivakteur.

Gegen Cottbus hatte er für einige gute Momente gesorgt. Bereits in der zweiten Spielminute dribbelte der 20-Jährige stark über seine linke Außenbahn und dabei den Energie-Abwehrspielern Knoten in die Beine – den Abschluss parierte Torwart Toni Stahl. Gästetrainer Claus-Dieter Wollitz sah sich so frühzeitig für mahnende Worte an seine Mannschaft bestätigt. Er habe vorab betont, dass Babelsberg zwar noch ohne Sieg ist, aber bis dato auch erst viermal verlor – nur einmal davon zu Hause. „Es ist schon klar, dass da etwas hintersteckt“, erklärte Wollitz später auf der Pressekonferenz und bemängelte, dass seine Truppe nicht das probate Mittel im Spielaufbau fand.

Der Favorit aus der Lausitz hatte zwar mehr Ballbesitz, wurde in seinen Angriffsbemühungen aber gut durch die Nulldreier gestoppt. Babelsberg „lenkte“, wie es Wollitz beschrieb, die Cottbuser oftmals in die fußballerische Sackgasse. Torchancen für Energie gab es trotzdem, zumeist durch Schüsse von außerhalb des Strafraumes. Der SVB wurde ebenfalls mehrfach gefährlich, vor allem bei guten Umschaltmomenten nach Balleroberung. Temporeich ging es hin und her.

Cottbuser Führung mit dem Halbzeitpfiff

Und als es schien, dass die beiden Kontrahenten torlos den Pausengang in die Kabinen antreten würden, schlug Cottbus dann doch noch zu. Dimitar Rangelov bediente Felix Brügmann, dessen Schuss Nulldrei-Keeper Marco Flügel zur Seite abwehrte. Dort lauerte Moritz Broschinski und verwandelte. Im Torjubel ertönte der Halbzeitpfiff.

Nach dem Seitenwechsel drängten die Hausherren auf den Ausgleich. Jake Wilton verpasste ihn haarscharf, indem er den Ball an die Latte statt ins Netz hämmerte (59.). Das 1:1 wäre in dieser Phase verdient gewesen, räumte Wollitz ein. Dombrowa stimmte dazu die nächste vertraute Aussage an: „Das ist momentan wie ein Fluch – wir kriegen die Murmel einfach nicht ins Tor.“ Das änderte sich trotz Anrennens bis zum Ende nicht mehr. Beinahe hätte der FCE sogar noch einen zweiten Treffer nachgelegt, allerdings parierte Flügel in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter von Berkan Taz.

Immer wieder aufstehen

Das änderte aber auch nichts am Grundlegenden, denn der Potsdamer Kiezverein blieb ohne Punkt im Derby und bleibt ohne Saisonsieg. Aber immerhin ist er nicht ohne Mut. „Den Spaß am Fußball lassen wir uns nicht nehmen. Wir kämpfen weiter“, sagte Flügel und Kollege Dombrowa ergänzte: „Wir müssen positiv bleiben. Wir haben viele gute Charaktere und werden da unten rauskommen.“ Ihr Trainer Marco Vorbeck wurde sogar philosophisch. Er habe am Vortag einen Spruch gelesen, den er seiner Mannschaft jetzt gerne als Motto für die nächsten Wochen vermitteln wolle, sagte er: „Erfolg ist, wenn man dauernd umfällt und trotzdem wieder aufsteht.“

Letztlich muss die Vorbeck-Elf nun aber auch mal nach einem Ligaspiel mit drei Punkten aufrecht dastehen. In der jetzigen Form der Regionalliga Nordost, die seit der Saison 2012/13 existiert, war ab Start einer Spielzeit bislang nur ein Team noch länger sieglos als der SVB: die TSG Neustrelitz im Jahr 2016/17. Sie gewann erst im 16. Match. So lange will in Babelsberg keiner mehr warten.

Anzeigen wegen Volksverhetzung und Pyro

Die Polizei sprach in einer Mitteilung von einem „friedlichen Spiel“, doch ohne Zwischenfälle lief das Derby zwischen Babelsberg und Cottbus nicht ab. Bei der Anreise der Cottbuser Fans kam es nach PNN-Informationen zu rassistischen sowie antisemitischen Äußerungen. Polizeisprecher Daniel Keip bestätigte, dass wegen Volksverhetzung Anzeigen aufgenommen wurden.

Ermittelt wird auch wegen des Zündens von Pyrotechnik in einem Zug der Linie RE2, der sich auf dem Weg von Cottbus nach Berlin befand. Bislang unbekannte Personen sollen einen Abfallbehälter in einem Wagen zur Explosion gebracht haben, sodass der Zug außerplanmäßig am Bahnhof Schönefeld stoppte. Die Fahrgäste mussten mit anderen Zügen weiterfahren.

Kurz vor Anpfiff wurde im Gästeblock des Karl-Liebknecht-Stadions Pyrotechnik abgebrannt.

Am Abend vor der Partie soll eine rund 40 Personen große Gruppe aus Cottbus mehrere Stunden lang durch Babelsberg gezogen sein – ohne, dass die Polizei vor Ort war. So haben es Cottbuser im Kurznachrichtendienst Twitter dargestellt, wo auch ein Foto einer Gruppe vermummter Männer am Bahnhof Babelsberg zu sehen ist. Die Polizei äußerte sich dazu nicht. Sie betonte aber, es sei den Cottbusern nicht gelungen, mit der Aktion zu provozieren.

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