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Zur Eröffnung auf dem Alter Markt.

© Andreas Klaer

Drittes Potsdamer Lichtspektakel: Und es ward Licht!

Seit Freitag leuchtet Potsdam – bis Sonntagnacht bespielt das dritte Lichtspektakel 30 Fassaden, über das ganze Stadtgebiet verteilt.

Von Helena Davenport

Potsdam - Um 17 Uhr war es so weit: Vom Alten Markt aus wurde das Licht angeknipst. Annette Tunn, ehemalige Weltmeisterin im Bogenschießen, schoss einen Feuerpfeil über das Potsdam Museum und schon zogen sich kubistische Formen in kräftigen Farben über die Fassade des Museums. Insgesamt 30 Illuminationen stehen in diesem Jahr auf dem Programm des dritten Potsdamer Lichtspektakels, das noch bis Sonntag, täglich von 17 Uhr bis 23 Uhr, die Landeshauptstadt auch in den winterlichen Abendstunden erhellen wird. 

„Wir möchten, dass Potsdam auch in der dunklen Jahreszeit attraktiv für Touristen ist“, sagte Alice Paul-Lunow während der Eröffnungsveranstaltung. Die Potsdamer Unternehmerin organisiert das Event in Zusammenarbeit mit Andreas Boehlke, der auch das Festival „Berlin leuchtet“ leitet. Schirmherrin ist wie in den Vorjahren die Industrie- und Handelskammer Potsdam.

Weniger Projektionen in Babelsberg

Dass in diesem Jahr sieben Fassaden weniger bespielt werden als im vergangenen Jahr, findet Paul-Lunow schade: „Ich hätte mir gewünscht, dass Babelsberg mehr leuchtet.“ In dem Stadtteil können Besucher etwa den Flatowturm im Park Babelsberg als neuen Standort für Projektionen entdecken. Einige Orte in Babelsberg, an denen das Spektakel im vergangenen Jahr stattfand, fallen in diesem Jahr jedoch weg. 

Dennoch ist Paul-Lunow, die in Potsdam die Fine Emotion Event und Marketing GmbH leitet, begeistert von der guten Zusammenarbeit für die Veranstaltung. „Sowohl Einzelhandel, Gastronomie als auch Museen sind sehr gut verzahnt“, sagte die Initiatorin. Das Miteinander habe sich ganz natürlich entwickelt – obwohl es sich hier nur um ein Event in einer Nebensaison handelt: „Es ist ein tolles Beispiel dafür, dass man solche Sachen gestemmt kriegt, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.“

"Snake" kriecht am Bahnhof.
"Snake" kriecht am Bahnhof.

© Andreas Klaer

Mit vergößertem Liveprogramm

Neu dabei ist in diesem Jahr auch der Kulturstandort Schiffbauergasse: Mateo Ziethen bespielt hier die Fassade des Waschhauses mit seiner Inszenierung „Der Turm stürzt ein!“. Und die französische Künstlerin Cecile Wesolowski lässt am Sonntagabend Nervenzellen bunt aufleuchten. Samstagabend gibt es eine Videoinstallation von Thomas Bartel zu sehen.

„Die Installationen sind über das ganze Stadtgebiet verteilt“, erklärte Paul-Lunow. Besucher könnten sich an jedem der drei Tage einen neuen Spaziergang vornehmen – etwa am Belvedere auf dem Pfingstberg, wo es Kristallwelten der Künstlerin Dorte Sukavi zu bestaunen gibt, oder in der Biosphäre. Sie freue sich ganz besonders über das vergrößerte Liveprogramm während dieser Ausgabe, so die Initiatorin. Dieses könne man insbesondere als Fußgänger genießen. 

Ein gelbes Ungetüm am Bahnhof

Auch geführte Touren sind möglich: Je um 17 und 19 Uhr geht es an der Touristen-Information in den Bahnhofspassagen los. Zuallererst dürfte auf so einer Tour die Projektion auf der Bahnhofsfassade am Ausgang Richtung Babelsberger Straße auffallen. Eine große gelbe Schlange kriecht dort Richtung Dach: „Snake“. Wer sich spontan nach seinem alten Nokia-Handy aus den Neunzigern sehnt, kann das gelbe Ungetüm mittels Joystick steuern.

Paul-Lunows Highlight von 2018 kommt da eher traditionell daher: Die angestrahlte Kirche St. Nikolai. „Egal von welcher Seite man kommt, sie ist ein Hingucker“, freut sich die Unternehmerin. Am Freitagabend erstrahlte das Gotteshaus in warmem Orange. Außerdem sei sie begeistert davon, dass in diesem Jahr alle drei Stadttore beleuchtet werden, so Paul-Lunow. Bezahlt werden konnte das Event mit der Hilfe von Sponsoren. Einige Kosten würden die Häuser selbst tragen, sagte die Geschäftsführerin.

Lichtinstallation auf der Hegelallee.
Lichtinstallation auf der Hegelallee.

© Andreas Klaer

Kunstwerke auf der Fassade

Das Potsdam Museum kehrt in diesem Jahr erneut Themen aus der aktuellen Ausstellung nach außen. Harald Tragweindl hat zu der Sonderschau „Umkämpfte Wege der Moderne – Wilhelm Schmid und die Novembergruppe“ eine Projektion entworfen, bei der ausgewählte Werke der Künstler zu sehen sind. Bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) bröckelt die farbenfrohe Fassade und wird dann von Kränen wieder aufgebaut. Stefan Ihmig ist für das Lichtspiel verantwortlich. Der Videokünstler wurde während des Circle of Lights Festival in Moskau erst gerade mit dem ersten Preis des Art Vision Contest ausgezeichnet.

„Wir wollen zeigen, was wir haben“, sagte Paul-Lunow, „nämlich schöne Fassaden.“ Es sei zu schade, dass die Schmuckstücke im Dunkeln nicht mehr sichtbar sind. Um der Dunkelheit entgegenzuwirken, wünscht sich Paul-Lunow, dass nach jedem Spektakel ein Gebäude beleuchtet bleibt, sodass die Stadt nach und nach heller wird.

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