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Der Neue. Bernd Rubelt wurde Montag vereidigt.

© M. Thomas

Potsdams neuer Baudezernent: Bernd Rubelt: „Mir gefällt die Stadt mit ihren Brüchen“

Die Stadt Potsdam hat nun offiziell einen neuen Baubeigeordneten. Bernd Rubelt spricht im PNN-Interview über die Probleme der Stadt, die Mitte und seine Führungsqualitäten.

Von Peer Straube

Herr Rubelt, Sie kommen aus Eutin, einem eher beschaulichen Städtchen, während Potsdam in einem Tempo wächst, das einen schwindelig machen kann. Wie groß ist Ihre Angst vor den gewaltigen Aufgaben, die vor Ihnen stehen?
Angst habe ich nicht. Wichtig ist, dass sowohl die Verwaltung als auch die Bürgerinnen und Bürger verstehen, dass wir Konzepte brauchen, wie wir das alles gemeinsam bewältigen können. Wachstum ist eine tolle Sache, birgt aber auch immer die Gefahr, dass die Entwicklung überhitzt. Potsdam muss schauen, dass es ein abgewogenes, qualitätvolles Wachstum gibt.

Wie wollen Sie das erreichen?
Ich werde mir erst mal die konkreten Rahmenbedingungen genauer anschauen. Ich sehe Potsdam schon auf einem guten Weg. Krampnitz etwa bietet eine hervorragende Perspektive, sich zu einem lebendigen Stadtteil zu entwickeln.

Welche Aufgaben wollen Sie als Erstes anpacken?
Das kann ich noch nicht sagen. Ich verschaffe mir einen Überblick und führe dann Gespräche sowohl mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch den mit Fraktionen der Stadtpolitik. Für Schnellschüsse stehe ich nicht.

Eines der drängendsten Probleme ist der Wohnungsmangel. Trotz Neubau kann der Bedarf nicht gedeckt werden, die Mieten steigen. Welche Vorschläge haben Sie?
Das ist nicht einfach. Eine wachsende Stadt ist attraktiv, die Menschen ziehen hier her. Nicht immer hat die Stadt da alles selbst in der Hand. Alle Akteure müssen da gemeinsam an einem Strang ziehen und Lösungen entwickeln.

Eine Kehrseite des Wohnungsneubaus ist, dass die Gewerbeflächen knapp werden, die jedoch für wirtschaftliches Wachstum unentbehrlich sind. Wie kann man das Dilemma lösen?
Hier muss abgewogen werden. Gewerbeflächen sind für die Zukunft der Stadt ebenso wichtig wie ein attraktiver, entwicklungsfähiger Wohnstandort zu sein.

Das Wachstum führt auch zu immer größeren Verkehrsproblemen. Braucht Potsdam doch einen dritten Havelübergang?
Mit dem Thema muss ich mich erst einmal in Ruhe auseinandersetzen.

Die Stadt gibt dem Nahverkehr klar den Vorrang gegenüber dem Autoverkehr. Zu Recht?
Die Straßenräume lassen sich nun einmal nicht beliebig ausweiten und wenn, dann nur unter enormen Kosten. Es gilt, auch technisch gute Kompromisse zu finden. Ein guter öffentlicher Nahverkehr ist sehr wichtig, daher sind die begonnenen und geplanten Tramstrecken-Erweiterungen zum Jungfernsee und weiter nach Krampnitz auch von großer Bedeutung.

Potsdam ist auch eine Stadt im Wandel. Die Mitte entsteht in historischen Strukturen neu, nicht allen gefällt das. Welche Meinung haben Sie persönlich?
Zunächst einmal gefällt mir die Stadt mit all ihren Brüchen und Gegensätzen. Es ist wichtig, alle Zeitschichten anzunehmen. Die derzeitige Entwicklung in Potsdam wurde ja schon nach der Wende angeschoben, in diesen Prozess klinke ich mich jetzt ein. Und in der Mitte ist bereits eine enorme Qualität entstanden. Wichtig ist, dass sich die Menschen mit ihrer Stadt verbunden fühlen. Ich glaube, dass das trotz der noch existierenden Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern auch gelungen ist und sich die Potsdamer Mitte und die gesamte Stadt auch weiterhin positiv entwickeln werden.

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Das Mercure-Hotel neben dem Landtagsschloss wird als politischer Kompromiss wohl auf längere Sicht stehen bleiben.
Das ist ein guter Kompromiss.

Ein großer Streitpunkt sind oft Bautätigkeiten im Welterbeumfeld, das Verhältnis zwischen Rathaus und Schlösserstiftung ist immer wieder Belastungen ausgesetzt. Wie wollen Sie das verändern?
Ganz wichtig ist es, einander kennenzulernen, Gespräche zu führen – auch über die jeweiligen Zwänge, die einem auferlegt sind. Das gilt für alle Konfliktsituationen. Ich möchte immer erst den anderen Standpunkt kennen, bevor ich mir ein Urteil bilde.

Sie treten ein schweres Erbe an. Der Ruf der Bauverwaltung ist nicht der beste, was nicht zuletzt an den Skandalen oder Versäumnissen Ihrer Vorgänger liegt. Wie wollen Sie das Image verbessern?
Es ist wichtig, dass die Menschen die Bauverwaltung als bürgerfreundlich und kompetent wahrnehmen.

Das hatte Ihr Vorgänger anfangs auch gesagt ...
Mich interessiert bei diesem Thema nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart.

Ihr Vorgänger wollte seinen Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung einräumen. Stattdessen herrschte zuletzt ein Klima der Angst. Was macht Sie zu einem besseren Chef?
Ich bin ein sehr klarer Typ, aber ein Teamplayer. Wir haben tolle Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung, ich will dieses Potenzial für die Entwicklung der Stadt nutzen. Ich will meinen Mitarbeitern das Gefühl vermitteln, dass wir uns alle gemeinsam in den Dienst dieser Sache stellen.

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