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"Fridays for future": Potsdamer Schüler setzen sich für Klimaschutz ein

„Klimaschutz geht uns alle an“: Mehr als 300 Potsdamer Schüler demonstrierten vor dem Landtag in Potsdam für einen schnellen Kohleausstieg.

Potsdam - Mehr als 300 Schüler stehen in einem großen Kreis neben dem Landtag und hüpfen. „Hop hop hop, Kohle stop“, rufen sie im Chor. Einige schwenken Fahnen, viele haben Transparente geschrieben. „Klimaschutz statt Kohleschmutz“ ist dort zu lesen, „Ihr macht die Erde krank“ oder auch „Wenn ihr Kohle abbauen wollt, spielt Minecraft“. Es ist die zweite Potsdamer Schülerdemonstration für Klimaschutz. Die Kinder und Jugendlichen kommen an diesem Freitagnachmittag von fast zehn Schulen in der Stadt.

Mehr als 300 Potsdamer Schüler demonstrieren unter dem Motto "Fridays for Future" für besseren Klimaschutz am Landtag in Potsdam.
Mehr als 300 Potsdamer Schüler demonstrieren unter dem Motto "Fridays for Future" für besseren Klimaschutz am Landtag in Potsdam.

© Andreas Klaer

„Die Politiker sollen mitkriegen, dass auch die Jugendlichen sich engagieren“, sagt Georg. Der 14-Jährige ist Schüler am Humboldt-Gymnasium. „Es ist einfach schwach, dass so ein reiches Land wie Deutschland die Klimaziele verfehlt“, erklärt Georg. „Kohle hat keine Zukunft, es geht auch ohne“, kommentiert sein Freund Martin, ebenfalls 14. Die beiden Neuntklässler sind davon überzeugt, dass jeder etwas beitragen kann zum Klimaschutz. Beide berichten, dass sie nur Fahrrad oder Straßenbahn fahren, versuchen weniger Fleisch zu essen und lieber nicht mit dem Flugzeug in die Ferien fliegen. „In Deutschland kann man auch schön Urlaub machen“, sagt Martin.

„Jeder sollte mitmachen, denn Klimaschutz geht uns alle an“, sagt auch Marie, 18, von der Lenné-Gesamtschule. Die Argumentation vieler Teilnehmer: Es geht um die Zukunft eben jener Generation, die hier auf die Straße geht – und deshalb müssen sie sich auch darum kümmern. „We have no Planet B“, hat etwa die 12-jährige Anna auf ihr Plakat geschrieben. Ihre 14-jährige Freundin Ida vom Berliner Robert-Blum-Gymnasium setzt zu einer Rede an: „Schon seit 20 Jahren heißt es, es ist fünf vor zwölf. Aber die Politiker tun einfach nichts.“ Man müsse schneller aus der Kohle aussteigen, und dafür sei es nötig, Aufmerksamkeit zu erregen und so Druck zu erzeugen. „Es ist unsere Zukunft, es geht um uns und unsere Kinder“, ruft Ida unter Applaus aus dem Publikum, in dem auch Greenpeace-Logos, Nabu-Zeichen und Grüne-Jugend-Fahnen zu sehen sind.

„Wir fordern eine gerechtere Umweltpolitik“, erklärt Miriam Eichelbaum. Die 17-jährige Schülerin vom Humboldt-Gymnasium ist eine der Organisatorinnen der Demonstration. „Die Wissenschaft zeigt ganz klar, dass wir heute handeln müssen, sonst ist es zu spät“, betont sie. „Deshalb wollen wir den Kohleausstieg schon 2020, auch wenn das sehr knapp wird.“ Sie wisse natürlich, dass an der Kohle auch Arbeitsplätze hängen, aber davon dürfe man die Zukunft der Erde nicht abhängig machen. Sie ist entschlossen: „So lange sich nichts ändert, wollen wir weiter streiken und demonstrieren“. Nächsten Freitag will sie nach Berlin zu einer zentralen Demonstration fahren.

Die Idee, dass Schüler für Klimaschutz in der Schulzeit auf die Straße gehen, stammt aus Schweden. Die 16-jährige Greta Thunberg begann im August 2018, freitags zu streiken – für eine bessere Klimapolitik. Unter dem Motto „Fridays for Future“ und dem gleichnamigem Hashtag in den sozialen Netzwerken verbreitete sich die Idee international, mittlerweile gibt es Proteste etwa in Belgien und der Schweiz. In Deutschland begannen erste Demonstationen im Herbst, am gestrigen Freitag waren laut der Homepage der Bewegung bereits über 55 Städte bundesweit dabei. Auf der Seite wird auch erläutert, wie die Schüler sich von der Schule befreien lassen können oder was sie befürchten müssen, wenn sie schwänzen.

Bei den meisten Besuchern der Potsdamer Ausgabe von „Fridays for Future“ ist das nicht nötig. Viele berichten von Unterstützung der Lehrer. In einigen Schulen lagen Listen aus, in denen sich die Teilnehmer eintragen konnten. Manche sind auch mit ganzen Gruppen und den Lehrern gekommen. So etwa drei Schüler der Freien Schule Potsdam, die in Begleitung gekommen sind. „Immer mehr Leute fahren Auto“, schimpft die neunjährige Hannah. Vera, acht Jahre, erklärt, dass durch das Schmelzen der Pole die Eisbären nicht mehr leben können. „Wir sind dagegen“, sagt sie bestimmt. Der siebenjährige Liam ist deshalb für mehr erneuerbare Energien. „Sonne, Wasser, Wind“, fallen ihm die Mädchen ins Wort.

Immer wieder schallt bei der Kundgebung aus dem Lautsprecher ein Lied der Ärzte, viele singen mit: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“

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