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Das Wetter meinte es gut mit der Freiluft-Schau in Potsdam. 

© Andreas Klaer

Update

„Einheits-Expo“ in Potsdam: Besuchermagnet mit Maske

Feiertag in Potsdam: Die Freiluft-Schau zum Tag der Deutschen Einheit in Potsdam lockt viele Besucher an. Wegen der Corona-Pandemie gilt auch noch am Sonntag auf der Festmeile eine Maskenpflicht.

Potsdam - „Wat soll denn n Käpsele sein? Vasteh ick nich“ In deutlichstem Brandenburgisch steht ein junger Mann mit seinen Freunden vor dem Pavillon von Baden-Württemberg über dem in großen Lettern der schwäbische Ausdruck für „cleveres Köpfchen“ steht und schaut skeptisch auf den Bildschirm mit den sich wechselnden Farben. Das süddeutsche Bundesland präsentiert sich mit einem Projekt der Künstlichen Intelligenz (KI). Auf einer großen Leinwand interpretiert die KI das Geschehen vor dem Kubus in Echtzeit künstlerisch neu und ermöglicht es dem Publikum, sich aktiv einzubringen. „Ach, ejal“, sagt der junge Mann und beginnt vor dem Cube zu hampeln, um die KI zu neuen Kunstinterpretationen zu animieren.

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Es waren die interaktiven Beiträge und die Live-Darbietungen an den Cube genannten Pavillons, die am Tag der Deutschen Einheit das Publikum besonders anzogen. Statt des geplanten mehrtägigen Bürgerfests rund um den 3. Oktober mussten die Organisatoren ein Alternativkonzept auf die Beine stellen, das den Corona-Regeln entsprach. Verwirklicht wurde die 30-tägige Freiluft-Schau „Einheits-Expo“, auf deren rund dreieinhalb Kilometer langen Rundkurs sich die 16 Bundesländer und die Verfassungsorgane des Bundes in 30 Cubes mit Videos, Interaktionen und Exponaten präsentierten. Noch bis Sonntag läuft die „Einheits-Expo. In Teilen der Innenstadt muss zumindest am Festwochenende wegen der Corona-Pandemie auch im Freien eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. Polizei und Ordnungsamt überprüften im durchaus dichten Gedränge auf Hegelallee, am Alten Markt oder am Platz der Einheit die Maskenpflicht.

Denn das Interesse war – bei Sonne und spätsommerlichen Temperaturen – groß, am Feiertag selbst das besondere Einheitsfest zu besuchen. Während bei Ökumenischem Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul und dem zentralen Festakt der Einheitsfeier in der Metropolishalle die Politik an die Wiedervereinigung vor 30 Jahren erinnerte, zogen tausende Potsdamer und Besucher an den Cubes vorbei durch die Stadt, um von Thüringen nach Hamburg in nur wenigen Schritten zu gelangen. Viele Familien zogen durch die Stadt und besuchten die „Einheits-Expo“, die nicht nur am Feiertag selbst ein Besuchermagnet war.

Tag der offenen Tür im Landtag Brandenburg.
Tag der offenen Tür im Landtag Brandenburg.

© Andreas Klaer

„Das war eine gelungene Idee, auch wenn mich nicht alle Bundesländer-Pavillons überzeugt haben“, sagte die Kölnerin Ruth Hase. Sie  fahre seit einigen Jahren zu den jeweiligen Einheitsfeierlichkeiten, die wechselnd in den Hauptstädten der Bundesländer stattfinden. „Ich war gespannt, wie Potsdam das Fest corona-gerecht umsetzt, und die Präsentation ist gelungen, denn so entdeckt man neben den Bundesländern auch die Stadt.“ Das Jubiläum der Deutschen Einheit sei ein Grund der Freude, „auch wenn nach der Wiedervereinigung natürlich nicht alles gelungen ist und es noch Verbesserungen geben muss.“

Der Stadtkanal war mit schwarzen, roten und gelben Stoffbahnen dekoriert.
Der Stadtkanal war mit schwarzen, roten und gelben Stoffbahnen dekoriert.

© ZB

Andere Besucher nutzten die sich bietende Gelegenheit, mit Politikern in Debatten einzusteigen. So diskutierte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bei seinem Expo-Rundgang vor dem Landes-Pavillon seines Bundeslands über die Verkehrspolitik, im Brandenburger Landtag gab es teils intensive Diskussionen zwischen Besuchern und Vertretern der Landtagsfraktionen zu Themen der Brandenburger Landespolitik. Das Landtagsschloss am Alten Markt hatte anlässlich des Einheitswochenendes nicht nur Innenhof sondern auch Plenarsaal, Fraktionsräume und die Terrasse der Landtagskantine zur Besichtigung geöffnet, alle Landtagsfraktionen stellten ihre Arbeit vor. Vor dem Landtag bildete sich zeitweise eine kleine Schlange von Besuchern, die das Parlament besichtigten wollten. Die Potsdamer Alternativ-Vereinigung „Die Andere“ nutzte den Einheitstag hingegen, um sich mit einem „Wendedankfest auf besondere Art und Weise mit der Wiedervereinigung auseinanderzusetzen.

Der kleine Stadtstaat Bremen war der einzige Pavillon, der während der gesamten 30 Tage ein wechselndes Liveprogramm präsentierte und so für einen steten Besuchermagneten an seinem Cube am Platz der Einheit sorgte. „Wir sind nach den 30 Tagen sehr zufrieden“, sagte der Künstlerbetreuer des Bremen-Pavillons, Ulrich Jahnel. Der Großteil der Gäste, sowohl Tagestouristen als auch Potsdamer, hätten sich für das Live-Programm bedankt. „Manche Potsdamer kamen jeden Tag, um die wechselnden Künstler zu erleben“, so Jahnel. Die 30 Kulturdarbietungen sollten die Bandbreite der Bremer Kunst zeigen, nach einem Aufruf unter Bremer Künstlern wählte eine Jury die 30 Darbietungen aus. „Es war – wichtig in Pandemie-Zeiten - gleichzeitig als Künstlerförderung gedacht, denn alle 30 Akteure haben natürlich eine Gage vom Bremer Senat erhalten.“ Interessierte Zuschauer fanden sich auch am Bayern-Cube, der Freistaat bot Live-Chats mit Menschen in Bayern an, so konnte ein Landwirt aus Oberbayern zu seinem Alltag befragt werden. Am Pavillon von Mecklenburg-Vorpommern war lautes Möwenkreischen zu hören und Hamburg warb für einen Besuch der Stadt mit den beiden Matrosenfiguren „John“ und „Hannes“. Sachsen hatte extra für den Einheitstag ein Areal am Platz der Einheit abgesperrt und präsentierte open air ebenfalls Künstler aus dem Freistaat.

Am Sonntag endet die als „Einheits-Expo“ getaufte 30-tägige Ausstellung in Potsdam. Der Chef-Organisator Thomas Braune zog am Samstag Bilanz: Am Jubiläumswochenende setze sich das fort, was sich schon zuvor gezeigt habe. „Die Leute sind interessiert, sie promenieren, sie lassen sich auf deutsche Geschichte, auf deutsche Vielfalt, auf deutsche Einheit ein" so Braune. "Und was mich noch mehr freut, dass der von uns kühn erdachte Rundweg mit dreieinhalb Kilometer durch die Stadt auch angenommen wurde.“

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