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Das frühere Terrassenrestaurant Minsk steht noch. Wie geht es weiter?

© A. Klaer

Pläne für den Brauhausberg Potsdam: Ein Neubau für das Minsk-Areal?

Was wird aus dem ehemaligen Minsk auf dem Brauhausberg in Potsdam? Falls es abgerissen werden sollte, hat die Baufirma Kondor Wessels bereits Pläne für das Areal.

Potsdam - Die seit Monaten laufende Debatte um den Abriss des Terrassenrestaurants „Minsk“ und die künftige Gestaltung des Brauhausbergs erhält neue Nahrung. Den PNN liegt ein vom deutschlandweit tätigen Baukonzern Kondor Wessels in Auftrag gegebenes Konzept vor, mit dem sich das Unternehmen bei den kommunalen Stadtwerken um die Baugrundstücke an dem Berg beworben hatte – allerdings letztlich erfolglos, weil man unter dem Höchstgebot von bisher 27 Millionen Euro geblieben war, das ein bisher öffentlich nicht bekannter Investor gemacht hatte, dessen genaue Pläne in der Öffentlichkeit noch unbekannt sind.

Was anstelle des Minsk-Restaurants entstehen könnte

Allerdings zeigt der Entwurf des als erfahren geltenden Berliner Architektenbüros Stephan Höhne erstmals, was auf dem Berg als Alternative entstehen könnte, wenn das Minsk abgerissen würde. Zudem kann das Konzept als Beitrag zur Debatte gewertet werden, ob es sinnvoller ist, an städtebaulich sensiblen Lagen zum Höchstgebot zu verkaufen oder, nach dem Beispiel am Alten Markt, zum Festpreis zu veräußern und die besten Konzepte auszuwählen. Mit dem Entwurf für den Brauhausberg versuche man einen Spagat zwischen teils möglichst erschwinglichen Wohnungen und zugleich einem öffentlichen Mehrwert – „statt nur Luxuswohnungen“, sagte der zuständige Potsdamer Projektentwickler von Kondor Wessels, Henrik Denkewitz, auf PNN-Anfrage. Daher habe man auch „bei Weitem“ nicht 27 Millionen Euro bieten können.

Das Besondere ist dabei ein Wohn- und Geschäftshaus, das auf dem Areal des heutigen Minsk in U-Form entstehen würde und so 111 ebenfalls von Kondor Wessels geplante Mietwohnungen vom Verkehr der Bundesstraße 2 abschirmen könnte, wie es in dem Konzept heißt. Im Erdgeschoss dieses Neubaus könnte den Plänen nach Platz für kleinere Läden sein. Eine 40-Plätze-Kita und ein Café samt einem hochwertig gestalteten Quartiersplatz ergänzen den Mix. Ferner sind in dem Gebäude 83 bezahlbare Apartments geplant, etwa für Studenten oder im Betreuten Wohnen. Die Fassade soll mit ihrer Gliederung und mit rot-braun-bunten Klinkerriemchen am Sockel an das Minsk erinnern. Für diese Variante, die qualitätvollere Wohnungen und einen geschützten Innenhof ermögliche, müsste allerdings der bestehende Bebauungsplan leicht angepasst werden, heißt es in dem Konzept. Die B-Plan-konformere Öffnung des U-Baus in Richtung des Parkplatzes des neuen Sport- und Freizeitbads blu wird hingegen nicht empfohlen.

Für die eigenen Renditeerwartungen plant Kondor Wessels ferner 38 Eigentumswohnungen in drei noblen Stadtvillen, die durch ihre Höhenlage einen Ausblick über Potsdam ermöglichen sollen. An den Erdgeschossen dieser Häuser sind Privatgärten vorgesehen. Die bereits erwähnten 111 Mietwohnungen sollen wiederum in sechs Gebäuden ihren Platz finden und zu 60 Prozent über ein oder zwei Zimmer verfügen. Die restlichen Mietwohnungen für Familien sollen bis zu 110 Quadratmeter groß sein.

Ensemble soll eigene Identität erhalten

Wiederkehrendes Element bei allen Gebäuden sind Fassaden mit Klinkersteinen und Putzspiegeln. Dadurch erhalte das Ensemble eine eigene Identität, heißt es in dem Konzept. Grünanlagen sowie Spielplätze sollen das Quartier weiter aufwerten. Für Parkplätze sind Tiefgaragen mit Raum für mehr als 130 Fahrzeuge geplant. Dieser zusammenhängende Plan biete nicht nur Potential für Wohnungen, sondern schaffe ein Angebot für viele Potsdamer – was einer bedarfsgerechten Quartiersentwicklung entspreche, heißt es im Kondor Wessels-Konzept. Das Unternehmen hat in Potsdam unter anderem bereits den Palazzo Pompei und den Palazzo Chiericati in der Humboldtstraße am Alten Markt errichten lassen.

Doch trotz solcher Pluspunkte war das Angebot im Ausschreibungsverfahren für den Brauhausberg nicht in die engere Wahl gekommen – allein wegen des gebotenen Kaufpreises, wie Denkewitz sagte. Dabei zeige doch die Erfahrung an anderer Stelle, dass mit Auswahlkriterien einer sinnvollen städtebaulichen Nutzung durchaus gehaltvollere Ergebnisse für die Stadt möglich seien. Insofern sei auch die seit Monaten laufende Debatte um die Gestaltung des Berges sinnvoll: „Es ist positiv, dass noch einmal neu nachgedacht wird und man eventuell auch mal in den Diskurs mit Bietern tritt, die nicht nur auf hohe Verkaufspreise und Gewinne spekulieren, sondern die sich nachhaltig mit dem Standort und dem Potsdamer Wohnungsmarkt beschäftigt und gezeigt haben, was sie leisten können.“

Wird das Minsk erhalten oder abgerissen?

Derzeit debattiert die Stadtpolitik mit Experten in einem Werkstattverfahren über die Zukunft des Brauhausbergs und des Minsk. Der Streit um den DDR-Bau währt seit Monaten. Es geht um die Frage, ob sich das marode Minsk ohne eine langwierige Änderung des dortigen Bebauungsplans und rein baulich erhalten lässt und ob man dann noch die restlichen Flächen auf dem Brauhausberg an Investoren verkaufen kann, um damit genügend Erlöse für die Finanzierung des 41 Millionen Euro teuren blu-Bads zu erzielen. Letzteres ist ein erklärtes Ziel des Verkaufs der Stadtwerke-Flächen. Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) machte vor diesem Hintergrund in der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Mittwoch deutlich, dass er noch lange Debatten erwartet – „in einer Bandbreite an Lösungen zwischen Totalabriss und Totalerhalt“. Zunächst seien nach vielerlei Fragen mehrere Prüfaufträge ausgelöst worden, etwa auch zur Bausubstanz.

Ende Januar kommen die Teilnehmer das nächste Mal zusammen, eigentlich wollte man danach entscheiden. „Wir brauchen aber dringend weitere Zeit“, sagte Rubelt. Nun soll die Werkstatt bis in den April laufen – doch ob dann wirklich entschieden wird? Einen Monat später sind die Kommunalwahlen angesetzt.

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