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Wahlkampf mit Sirene: Die Spitzenkandidaten für die Gemeindevertretung in Stahnsdorf

Die Standortfrage für das Feuerwehrdepot in Stahnsdorf ist eines der vielen Themen, bei denen Uneinigkeit herrscht. Immerhin sind sich alle einig: Der Ausbau der S-Bahn nach Stahnsdorf muss kommen.

Von Eva Schmid

Stahnsdorf - Der Ton ist bis zum Ende rau: Stahnsdorfs Gemeindevertreter gehen im Streit auseinander. Ihnen ist es nicht gelungen, sich auf einen Standort für eine neue Feuerwache zu einigen. Offen ist auch, was in der seit Monaten leerstehenden Traditionsgaststätte Waldschänke passieren soll. Auch die Villa in der Ruhlsdorfer Straße 1 verfällt weiter.

Die Beispiele verdeutlichen das Grundproblem der bisherigen Gemeindevertretung: Der Dauerzwist zwischen Bürgermeister Bernd Albers mit seinen zum Teil sehr unkonventionellen Ideen und seiner Wählervereinigung Bürger für Bürger auf der einen Seite und der Opposition aus SPD, CDU und Wir Vier auf der anderen Seite. Oft kam es zu einer Patt-Situation oder zu einer äußerst knappen Mehrheit, die bei nächster Gelegenheit sofort wieder in Frage gestellt wurde. Das zermürbte nicht nur die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker, sondern auch die Wähler.

Große Themen warten

Dabei hat das mit dem Bürgermeister aus 23 Vertretern bestehende Parlament durchaus Wichtiges auf den Weg gebracht: Stahnsdorf bekommt noch in diesem Jahr eine wichtige Ortsumgehungsstraße, die L77 neu, die Gemeinde ist als familienfreundliche Kommune ausgezeichnet worden. Stahnsdorf hat eine Seniorenbegegnungsstätte, ein Klimaschutzkonzept. Auch in den Ortsteilen ging es voran: Sputendorf hat einen Radweg nach Struveshof bekommen, der Güterfelder Haussee endlich einen Parkplatz. So richtig einig war man sich bisher nur bei einem Thema: dem Ausbau der S-Bahn nach Stahnsdorf. Das Vorhaben wird zwar noch geprüft, jedoch äußerten sich die Planer zuletzt optimistisch. Stahnsdorf wächst – das haben auch die oft zerstrittenen Gemeindevertreter erkannt und die Weichen gestellt. So ist eines der großen Projekte der kommenden Jahre der Ausbau der Lindenhofgrundschule zu einem Bildungscampus. Kosten: rund 15 Millionen Euro. Die Schule wird auf vier Züge erweitert. Mehr Platz soll es auch in der Zille-Grundschule geben. Ein großes Thema in den kommenden Jahren wird auch die Ansiedlung von weiterem Gewerbe sein. Der kommunale Gewerbepark ist voll, die Warteliste mit durchaus namhaften Unternehmen lang, wie es aus dem Rathaus heißt. Gewerbeflächen könnten nahe der Landesstraße 40 entstehen. Stahnsdorf hofft auf Gewerbesteuereinnahmen wie sie in Kleinmachnow erzielt werden.

Unterschiedliche Prioritäten

Was für Stahnsdorf in den kommenden Jahren wichtig wird, da scheiden sich die Meinungen der zur Wahl antretenden 124 Kandidaten von fünf Parteien und zwei Wählervereinigungen. Bürger für Bürger stellt an oberste Stelle die neue Feuerwache. Sie soll neben das Rathaus in die Annastraße. Um das Projekt in der kommenden Legislaturperiode umsetzen zu können, hat Albers sich als Spitzenkandidat aufstellen lassen, obwohl klar ist, dass er sein Mandat nach der Kommunalwahl nicht niederlegen wird. Er wolle mit seiner Kandidatur für eine klare Mehrheit in der Feuerwehrfrage werben, sagte er den PNN. Auf dem Programm von Bürger für Bürger steht auch der Bau einer Gesamtschule – was verwundert, da der Kreis in Teltow eine neue Gesamtschule baut. Die Waldschänke wollen Bürger für Bürger für kommunale Zwecke nutzen und Jugendlichen eine „Open Air Location“ für Partys bereitstellen.

Anders sieht es bei der SPD aus: Das Thema Feuerwache steht bei ihnen nicht an prominenter Stelle. Wichtiger ist ihnen mit Blick auf das Wachstum – bis 2030 sollen laut Prognosen 2000 Menschen zuziehen - der Bau günstiger Mietwohnungen. Statt einer Gesamtschule will die SPD eine dritte Grundschule in der Annastraße errichten. Die neue Feuerwache soll in den Upstallwiesen im Landschaftsschutzgebiet entstehen. Ähnlich sieht das auch die CDU, sie fordert zudem einen Jugendcampus nahe der Skateranlage und die Regelung, dass Geschwisterkinder in die gleiche Kita und Schule dürfen.

Die Grünen hingegen sind klar für den Erhalt des Grüns im Ort und Gegner einer Bebauung im Landschaftsschutzgebiet. Auch die Linke spricht sich für eine Feuerwache in der Annastraße aus, wichtiger ist für sie aber ein stärkerer Einsatz für überregionale Friedensinitiativen. Die FDP wiederum fordert den Ausbau der digitalen Infrastruktur, um weitere Unternehmen anzulocken. Auf einen Feuerwehrstandort legen sich die Liberalen nicht fest. Die AfD will keine Bebauung der Upstallwiesen, die Wählergruppe Wir Vier äußert sich nicht dazu. Sie fordert die Abschaffung der Kitabeiträge und ein großes Ortszentrum mit Geschäften.

Hintergrund

Bei der Kommunalwahl am 26. Mai sind 12.900 Stahnsdorfer aufgerufen 28 neue Gemeindevertreter zu wählen. Bereits jetzt haben schon 1500 Stahnsdorfer Briefwahlunterlagen beantragt. Bei der letzten Wahl im Jahr 2014 hatte Bürger für Bürger die meisten Stimmen und sieben Sitze erhalten, zweitstärkste Kraft war die CDU mit fünf Sitzen, drittstärkste Kraft war die SPD. Auch damals kandidierte Albers für seine Wählervereinigung und holte mit 2886 Stimmen die meisten Stimmen der Kandidaten. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,7 Prozent. Zur Wahl in diesem Jahr kandidieren 124 Kandidaten, die längste Liste mit 42 Kandidaten haben Bürger für Bürger. Auch in den drei Stahnsdorfer Ortsteilen werden neue Ortsbeiräte gewählt. Die Bewerberlage ist im Gegensatz zum Hauptort aber sehr überschaubar. So kandidieren in Güterfelde die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Studenten Richard Kiekebusch. Die SPD hat nur einen Kandidaten, Volker Scheps. Mit sieben Kandidaten ist die Wählergruppe Wir Vier vertreten, der Spitzenkandidat für Güterfelde ist ebenfalls Dietrich Huckshold. Er ist bisher Ortsvorsteher von Güterfelde. Die Linke schicken den Gemeindevertreter Harald Mushack ins Rennen. In Schenkenhorst tritt nur die CDU mit Kandidat Jörg Behnke an. Wir Vier stellt fünf Kandidaten, an der Spitze Sven Püstow, der bisherige Ortsvorsteher. In Sputendorf hat Wir Vier keine Konkurrenz, für den Ortsbeirat stellen sich vier Vertreter der Wählergruppe auf: Der bisherige Ortsvorsteher Rolf-Denis Kupsch, Oliver Rönsch, Robert Korr und Christopher Stechow.

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