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Landeshauptstadt: Zimmer mit Auslauf

Knapp zwei Wochen vor der Eröffnung der Friedrich-Ausstellung wurde erstmals das „Hundezimmer“ gezeigt

Ein Schloss rüstet sich für den Besucheransturm: Die Treppen im Ehrenhof des Neuen Palais werden derzeit mit einer Schutzabdeckung mit „Sauberlaufzone“ versehen, südlich des Schlosses entsteht ein Besuchercafé mit Platz für 600 Gäste, auf der Mopke werden im Besucherzentrum – einer weißen Zelt-Konstruktion – schon die Regale mit den Friedrich-Souvenirs gefüllt. An den Schlosseingängen wacht Sicherheitspersonal darüber, dass nur der ins Schloss kommt, der hier auch zu tun hat – und die entsprechende Zugangserlaubnis per Plastik-Karte am Revers trägt. Die Zahl der Mitarbeiter, die momentan die große Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ anlässlich des 300. Geburtstags von Preußenkönig Friedrich II. im und um das Neue Palais vorbereiten, vermag niemand seriös zu schätzen. Sie geht in die Hunderte.

„Das ist alles generalstabsmäßig geplant“, sagte Hartmut Dorgerloh, der Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), am Montag – und: „Wir liegen gut im Zeitplan.“ Knapp zwei Wochen vor der Eröffnung der Friederisiko-Ausstellung, die ab 28. April für Besucher zugänglich ist, zeigte der Stiftungsdirektor gestern ein Kleinod, das Dank einer großzügigen Spende der Cornelsen Kulturstiftung während der Friedrich-Schau erstmals zugänglich sein wird: Das sogenannte Kleine Lesekabinett in der ehemaligen Königswohnung.

Mit nur zwölf Quadratmetern ist es der vielleicht kleinste Raum im ganzen Schloss – um hineinzugelangen, muss der Besucher das Schlafzimmer und das Kleine Speisezimmer in der Wohnung Friedrichs II. durchschreiten. Schon die versteckte Lage ist ein Hinweis auf die Nutzung: Es handelt sich um eines der privatesten Gemächer des Königs, wie man heute vermutet. „Es ist uns ein großes Anliegen, auch die kleinen Juwelen mal wieder zum Leuchten zu bringen“, sagte Stiftungsgründerin Ruth Cornelsen gestern.

Die Wohnung des Monarchen gab den Stiftungsmitarbeitern mit ihrer Struktur einige Rätsel auf, wie Dorgerloh berichtete. Da bilden Türen keine der damals angesagten Fluchten, sondern sind stattdessen versetzt angeordnet, da hat dieser winzige Raum hinter dem Speisezimmer anders als die anderen Räume im Schloss kein doppelflügeliges Fenster, sondern ein Schiebefenster – „merkwürdig“, sagt Hartmut Dorgerloh. „Friedrich II. hat sich auch in seiner Wohnung nicht an die Regeln gehalten“, schlussfolgert er.

In einem Schloss-Inventar ist der Raum, in dem es neben Sitzmöbeln auch ein Bücherregal an der Wand gab, unter der Bezeichnung „Hundezimmer“ geführt. Dass es sich um eine Art Hundekammer handeln könnte, schließt Dorgerloh aber aus. Vielmehr sei es der Raum gewesen, in den sich der König zum Lesen, vielleicht auch zum Schreiben, zurückzog – mit seinen Hunden, die er als „wahre Freunde“ so schätzte. Durch das Schiebefenster hätten die Tiere ins Freie gelangen können, vermutet Dorgerloh: „Der König musste mit ihnen nicht ums Palais Gassi gehen.“

Für die Ausstellung wurde das Zimmer restauriert, wie Christian Klenner, der Chefrestaurator der Stiftung, erklärte: Nach gefundenen Faserresten wurde die Tapete aus grünem Seidenatlas gewebt, das nur noch fragmentarisch erhaltene Originalmobiliar – darunter zwei Armlehnenstühle, ein Sofa und ein Beistelltischchen – wurde unter Leitung des Holzrestaurators der Stiftung, Thomas Kühn, aufgearbeitet und ergänzt.

Gäste der Ausstellung werden in der Königswohnung einen Tag aus dem Leben des Monarchen nachverfolgen können, erläuterte Dorgerloh: So wird im Speisezimmer etwa ein Zettel mit dem letzten von Friedrich eingenommenen Menü zu sehen sein. Noch sind die Fußböden hier aber – wie überall im Schloss – mit Flies geschützt, die aufgestellte Vitrine ist leer. Für jedes Exponat, das später zu sehen sein wird, klebt ein Papierblatt mit allen Informationen an dem Glaskasten. Seit Montag treffen die Ausstellungsstücke aus aller Welt in Potsdam ein.

In buchstäblich letzter Minute wird in der kommenden Woche auch noch die Straße am Neuen Palais erneuert: Für den Einbau einer neuen Fahrbahndecke ist die Straße für den Verkehr von Richtung Amundsenstraße aus vom 23. bis 26. April gesperrt, wie die Stadt mitteilte.

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