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Fischsterben in Kleinmachnow: Wer beseitigt die toten Fische im Machnower See?

Unzählige tote Fische treiben seit Tagen im Machnower See, Starkregen hatte ihnen den Sauerstoff genommen. Am Donnerstag sollen die Tiere geborgen werden.

Kleinmachnow - Ruhig schwappt das Wasser ans Ufer, wo es sich an einem langgezogenen silberfarbenen Teppich bricht. Unzählige tote Fische hat es an Land getragen, die sich nun am Ufer des Machnower Sees wie auf einem Fischkutter nach erfolgreicher Fangfahrt eng aneinanderschmiegen. In den Fischgeruch mischt sich übler Kadavergestank.

Mehr als 600 Kilo toter Tiere hat der Brandenburger Landesanglerverband inzwischen aus dem Wasser geholt. Doch noch immer treiben unzählige Fische leblos im See. „Ein Vielfaches von dem, was wir geborgen haben, liegt noch dort“, sagte der Gewässerwart des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Wolfram Hahlweg, den PNN. Hahlweg war kurz vor dem Wochenende vom Landesanglerverband über die toten Tiere im Machnower See informiert worden. Am Sonntag, als es seine Zeit zuließ, habe er sich schließlich alle vorrätigen Kanister geschnappt und sei zum See gefahren, erzählt er. Gemeinsam mit vier weiteren freiwilligen Anglern lud er seine 200- bis 300-Liter-Fässer auf einen Kahn, schipperte übers Wasser, sammelte etliche Fische ein und brachte sie ans Ufer, wo bereits ein Auto mit Anhänger für den Abtransport bereit stand.

Vergeblich wurde nach Lösung gesucht

Unklar blieb zunächst, wer die darüber hinaus noch im Wasser treibenden Tierkadaver aus dem See holt. Die Angler haben alles ihnen Mögliche getan, sagt Hahlweg. „Wir arbeiten ehrenamtlich, mehr geht nicht“, erklärte er. Auch Andreas Koppetzki, Hauptgeschäftsführer des Landesanglerverbandes, lehnte eine weitere Entsorgung der Fische ab. „Wir sind nicht zuständig“, sagte er. „Wenn wir sie rausholen, gehören sie uns, dann müssen wir auch die Entsorgungskosten tragen.“

Die Gemeinde Kleinmachnow versuchte in den letzten Tagen vergeblich, mit den beteiligten Behörden zu einer Lösung zu kommen. Weder das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt als Eigentümer der Bundeswasserstraße als auch die Abfallbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark wollten bisher Verantwortung übernehmen, so Bellack. „Es gibt derzeit keine eindeutige Regelung im Land“, sagte sie. Bis endgültig geklärt ist, wer die Tiere zu bergen und letztlich auch die Kosten zu tragen hat, will die Gemeinde aber nicht warten. Gemeinsam wollen Feuerwehr und Bauhof-Mitarbeiter am Donnerstag die Fische aus dem See holen, sagte sie. Bis dahin würde auch der erforderliche Spezialcontainer geliefert.

Bereits am Freitagmorgen waren die ersten toten Tiere an Land gespült worden und hatten Spaziergänger aufgeschreckt. Auch der Kleinmachnower Uwe Falkenberg wurde „Augenzeuge“. „Fische, die noch lebten, schwammen an die Oberfläche und schnappten nach Luft“, schildert er das Erlebte. Auch andere Spaziergänger hatten das für die Tierwelt verheerende Naturereignis hautnah erlebt und sich besorgt an die Gemeinde gewandt.

Regenfälle waren Grund für Fischsterben

Grund für das massenhafte Fischsterben im Machnower See seien die massiven Regenfälle der vergangenen Tage. Der Starkregen hat in den Gewässern einen akuten Sauerstoffmangel ausgelöst, erklärte Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert nach Rücksprache mit der Amtstierärztin. Durch die Regenfälle seien verstärkt Pflanzenreste und Biomasse ins Wasser gespült worden und hätten dort das für die Tiere lebensnotwendige Sauerstoffangebot verknappt. Normal läge der Sauerstoffgehalt in den Gewässern bei über 3,5 Milligramm pro Liter, erklärt Andreas Koppetzki vom Landesanglerverband. „Im Machnower See waren es am Wochenende 0,01 Milligramm pro Liter“, sagte er. Ereignisse wie diese kämen immer mal vor.

Doch lange war es nicht so schlimm, wie in diesem Jahr. Experten sprechen von einem „50-jährlichen Ereignis“, so Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe, die auch Betreiber des Stahnsdorfer Klärwerks sind. Die von Anglern und Anwohnern vielfach geäußerte Vermutung, dass die Kläranlagen den Wassermengen nicht standhielten und so organische Abwässer in die Flüsse gelangten, die dort den Sauerstoff verbrauchten, widerlegt Natz. Eine Mischwasserkanalisation, in die sowohl Schmutzwasser aus den Häusern als auch das Regenwasser fließe, gäbe es ausschließlich in Berlin. Alle übrigen Gebiete würden über getrennte Kanäle oder Versickerungsanlagen verfügen. „Die Abwasserkanäle können bei Regen also nicht überlastet sein“, erklärte er.

Inzwischen normalisiere sich die Situation vor Ort. In ein bis zwei Monaten werde sich auch der Fischbestand wieder aufbauen, sagte Gewässerwart Hahlweg. Allerdings gehe die Zahl der Fische in den hiesigen Gewässern insgesamt immer mehr zurück. Das liege an der immer besser werdenden Wasserqualität, die zur Kehrseite hat, dass die Nährstoffe für Pflanzen und Tiere schwinden. Auch stellte er fest, dass sich die Artenstruktur der Fische ändere. Seien etwa vor zwei Jahren noch viele Zander und auch Welse aus dem Machnower See gefischt worden, so hätte es diesmal vor allem fremde Arten, wie Sonnenbarsche, ans Ufer gespült. „Manchmal ist solch ein Ereignis aber gar nicht schlecht“, sagt indes Andreas Koppetzki. „Es gibt wieder Platz für junge neue Fische, die oftmals auch gesünder sind“, so der Geschäftsführer des Anglerverbandes.

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