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Autobahnen 9 und 10 gesperrt - Löscharbeiten dauern an: Waldbrand: Fichtenwalde auf Evakuierung vorbereitet

Eine 40 bis 50 Hektar große Waldfläche bei Fichtenwalde ist am Donnerstag in Brand geraten. Das Rathaus hat die Bürger des rund 700 Meter entfernten Ortes gebeten, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Mehr als 200 Feuerwehrleute kämpften noch bis in die Nacht gegen die Flammen.

Von Enrico Bellin

Waldbrand bei Fichtenwalde - das Wichtigste in Kürze

-  Zwischen dem Ort Fichtenwalde und der Autobahn 9 ist ein Waldbrand ausgebrochen, der 40 bis 50 Hektar Wald erfasst hat

- Die Autobahnen 9 und 10 sind bis in die Nacht komplett gesperrt gewesen, die Kreisverwaltung bittet Autofahrer, das Gebiet weiträumig zu umfahren

- Die Evakuierung Fichtenwaldes wurde vorbereitet

- Gegen 17.45 Uhr hatte es mehrere Explosionen gegeben - vermutet wird, dass Weltkriegsbomben im Waldboden liegen. Die Arbeit der Feuerwehr wurde erschwert

- Mehr als 200 Feuerwehrleute sind im Einsatz, der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat einen Löschhubschrauber vom Innenministerium angefordert 

- Das Brandenburger Innenministerium hat kurz nach Ausbruch des Brandes einen Koordinierungsstaab eingerichtet

- Mehrere Landwirte unterstützten die Feuerwehr, indem sie mit ihren Gülletransportwagen Wasser an die Brandstellen liefern

- Die Ursache des Brandes ist bislang noch ungeklärt

"Lage ist sehr ernst und angespannt"

Wegen des Brandes nahe der Autobahn 9 mussten sich Bürger der Gemeinde Fichtenwalde am Donnerstag gegen 13.30 Uhr auf eine Evakuierung vorbereiten. Der Ortsvorsteher der Gemeinde, Tilo Köhn, rief die Bewohner des östlichen Fichtenwaldes auf, Kleidung und wichtige Dokumente vorsorglich einzupacken. „Ich will keine Panik machen, aber die Bürger müssen vorbereitet sein“, so Köhn gegenüber den PNN.

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Der Brand war zu diesem Zeitpunkt nur etwa 700 Meter vom Ort entfernt. Zwar trennte noch der Europaradweg das Brandgebiet vom Wald am Ort, die Feuerwehr versuche dort auch, die Flammen zu bekämpfen. „Sollte sich das Feuer über Baumkronen ausbreiten, könnte es aber trotzdem an den Ort herankommen“, so Köhn.

Beelitz' Bürgermeister Bernhard Knuth sagte den PNN am Abend, die Löscharbeiten würden die ganze Nacht hindurch andauern. „Die Fläche ist einfach zu groß, als das man das am Abend schaffen kann“, so Knuth. Er selbst ging nicht mehr davon aus, dass Anwohner evakuiert werden müssen. „Und wenn, dann betrifft es nur einen Teil, der östlich der Landesstraße wohnt.“

Die Stadt habe vorsorglich aber Wasser und Lebensmittel bereitgestellt. Die Feuerwehr hat am Abend einen Teppich aus Löschschaum auf dem Europaradweg ausgebreitet, der zwischen Fichtenwalde und der Brandstelle liegt. Dadurch soll das Übergreifen der Flammen verhindert werden.

Explosionen im Wald: Weltkriegsbomben im Waldboden?

Gegen 17.45 Uhr hatte es vor Ort zudem mehrere Explosionen gegeben. Vermutet wird, dass sie von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg stammen. „Hier im Wald haben ja Kampfhandlungen stattgefunden“, sagt Ortsvorsteher Tilo Köhn, der direkt am Waldrand in Fichtenwalde wohnt. Zwei sehr laute Explosionen habe es gegeben. „Dann war kurz Pause, und dann kam der dritte Knall“, so Köhn. „Es klang in etwa so, als ob auf dem nahen Schießplatz in Lehnin ein Mörser losgeht.“ Er hoffe, das kein Feuerwehrmann verletzt worden ist. Die Feuerwehr darf den Gefahrenbereich unbestätigten Informationen zufolge nicht mehr betreten, löscht an dessen Rand aber weiter.

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Oft hieß es von Einsatzkräften vor Ort, dass der Brand zumindest einigermaßen unter Kontrolle sei. Eine Entwarnung gab es deshalb nicht. „Wechselnde Winde verhindern, dass das Feuer gelöscht werden kann“, sagte Kreissprecherin Andrea Metzler am frühen Donnerstagabend. Auch durch Funkenflug am Waldboden würde der Brand immer wieder angefacht. Der Landkreis hatte am Abend Feuerwehrleute aus dem Landkreis Havelland angefragt, die die seit Stunden im Einsatz befindlichen mittelmärkischen Kameraden ablösen sollten. Die hohen Temperaturen waren für die Einsatzkräfte vor Ort eine zusätzliche Belastung. 

Man habe zur Unterstützung der Feuerwehr einen Löschhubschrauber beim Brandenburger Innenministerium angefordert, sagte Landkreis-Sprecherin Metzler. Am Tage war nur ein Hubschrauber der Polizei zu Aufklärungszwecken im Einsatz. Ungewiss blieb lange, ob der Wind in der Nacht drehen und das Feuer wieder in Richtung Fichtenwalde treiben könnte. In dem Fall müssten die Fichtenwalder in bereitgestellten Notquartieren in Turnhallen und auf Spargelhöfen übernachten.

Spargelhof Beelitz versorgt Löschfahrzeuge der Feuerwehr mit Wasser

Ansonsten sei Ortsvorsteher Köhn auf die Fichtenwalder stolz, wie er den PNN sagte. Viele hätten ihr Auto bereits gepackt und seien abfahrbereit, falls es zu einer Evakuierung kommt. Danach sah es aber am Nachmittag nicht aus.

Auch der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis), der gemeinsam mit Feuerehrleuten mitten in Fichtenwalde an einer Koordinierungsstelle ist, sagte den PNN gegen 16.30 Uhr, dass sich das Feuer nicht weiter ausbreitete. „Die Lage ist sehr angespannt und ernst, wir müssen aber nicht in Panik verfallen“, so Knuth.

Im Falle einer Evakuierung werde die Feuerwehr mit Lautsprecherwagen durch die entsprechenden Straßen fahren, erklärte Knuth. „Wir haben unsere Schulen, Turnhallen und auch die Spargelhöfe aber darauf vorbereitet, im Notfall die Fichtenwalder aufnehmen zu können“, so der Bürgermeister. So sei etwa schon ausreichend Wasser geordert worden, damit die Fichtenwalder bei einer Evakuierung versorgt werden können.

Über den gesamten Nachmittag unterstützen mehrere Landwirte die Feuerwehr, indem sie mit ihren Gülletransportwagen Wasser an die Brandstellen liefern.

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Die Einsatzzentrale für die Feuerwehren befindet sich Knuth zufolge auf dem Klaistower Spargelhof. Dort wurden die Löschfahrzeuge wieder mit Wasser versorgt. Auch die Feuerwehrleute könnten sich vor Ort stärken, am Spargelhof gibt es ein Restaurant. „Die Zusammenarbeit zwischen Spargelhof, Stadt und Feuerwehr klappt hier wirklich hervorragend“, sagte Knuth am Nachmittag.

Autobahnen begrenzen das Feuer zu zwei Seiten - mit Folgen für Autofahrer

Zu zwei anderen Seiten wird das Feuer durch die Autobahnen 9 und 10 begrenzt, sodass auch dort keine Ausbreitung mehr wahrscheinlich ist. Doch das hat Folgen für den Verkehr. Die Kreisverwaltung forderte Autofahrer auf, das gesamte Gebiet rund um Fichtenwalde weiträumig zu umfahren. Auf dem Berliner Ring und auf der A2 von Magdeburg nach Berlin kam es zu Behinderungen, auch in Potsdam staute sich der Verkehr bis in die Abendstunden, weil zahlreiche Lkw durch die Innenstadt rollten.

Die Verkehrsinformationszentrale Berlin hat Autofahrern empfohlen, in Niemegk von der Autobahn 9 abzufahren und die Autobahn weiträumig über Treuenbrietzen und Ludwigsfelde zu fahren. Auf keinen Fall sollte man zur Umfahrung in Richtung Potsdam fahren. 

Feuer entsand aus unbekannter Ursache nahe der Autobahn 9 und breitete sich rasend schnell aus

Zudem sollte die Lüftung im Umkreis ausgeschaltet und Türen und Fenster geschlossen bleiben. Das gleiche solle auch für die Anwohner in Fichtenwalde und den umliegenden Orten gelten, hieß es. Dem Waldbrandschutzbeauftragten des Landes Raimund Engel zufolge ist das Feuer aus unbekannter Ursache seitlich der A9 entstanden. Es habe sich dann rasend schnell ausgebreitet.

Kurz darauf reagierte das Innenministerium und richtete eine Koordinierungsgruppe im Koordinierungszentrum Krisenmanagement (KKM) ein. Landesbranddirektor Heinz Rudolph verschaffte sich vor Ort ein Bild von der Lage. Das Land hat seine Unterstützung angeboten, die Polizei unterstützt mit einem Hubschrauber zur Lageerkundung. 

Mehr als 200 Feuerwehrleute im Einsatz

Die mehr als 200 Feuerwehrleute, die am Donnerstag im Einsatz waren, kamen unter anderem aus Schwielowsee, Kloster Lehnin, Brück und Bad Belzig. Auch eine Gasleitung, die durch den Wald nahe des Europaradweges verläuft, sei nicht mehr durch den Brand gefährdet.

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Vollsperrung auf der A 10 - damit Autofahrer nicht vom Feuer eingeschlossen werden

Laut einem Mitarbeiter der Autobahnpolizei Michendorf werden Autofahrer aus Richtung Berlin derzeit noch immer am Dreieck Nuthetal zurückgeschickt und in Richtung Berlin gewiesen. Auch am Dreieck Werder werden Autofahrer wieder zurückgewiesen. Auf der A9 müssen sie in Beelitz von der Autobahn abfahren. Dem Polizeimitarbeiter zufolge soll damit verhindert werden, dass Autofahrer im Stau vom sich eventuell ausbreitenden Feuer eingeschlossen werden.

Wie die Autobahnpolizei den PNN mitteilte, ist der Brand um 13.32 Uhr gemeldet worden. Die Brandenburger Polizei verwies auf Twitter darauf, dass Bürger zum Schutz vor Gefahren die Smartphone-App "Nina" (erhältlich für iOS und Android) herunterladen können, um amtliche Warnungen des Bundesamtes für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz zu erhalten.

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Zugverspätungen zwischen Berlin und Leipzig - allerdings nicht wegen Waldbrand

Zugverspätungen auf der Strecke Leipzig-Berlin, die am Nachmittag ebenfalls auftraten, seien laut einem Sprecher der Deutschen Bahn nicht auf den Brand bei Fichtenwalde zurückzuführen. Ein Böschungsbrand zwischen Zahna und Niedergörsdorf war dafür verantwortlich, dass ein kurzer Streckenabschnitt zwischen 14 und 15 Uhr für etwa 40 Minuten gesperrt war.

Mehrere Züge waren betroffen, drei von ihnen, darunter ein ICE, mussten an den Bahnhöfen Niedergörsdorf und Lutherstadt Wittenburg warten. Böschungsbrände hatten in den letzen Wochen bereits einige Male für Störungen gesorgt. Durch den Waldbrand ist es bei der Bahn bislang nicht zu Einschränkungen gekommen.

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