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Kultur: Von Nähe und Ferne

Peter Wilde-Ausstellung im Museumshaus „Im Güldenen Arm“

Es war proppenvoll am vergangenen Sonntag, als zur besten Kaffeezeit die erste Peter Wilde-Ausstellung nach dem Tod des Malers vor zwei Jahren im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ eröffnet wurde. Man sah ehemalige Defa-Mitarbeiter genauso wie Maler und Galeristen, Sammler und Fotografen. Und auch viele Freunde und Freundinnen des stadtbekannten Malers mischten sich unter das inzwischen in die Jahre gekommene Künstler- und Intellektuellenpublikum, das die legendäre Villa Rumpf in der Ludwig-Richter-Straße immer als anregende Nische im grauen DDR-Alltag wahrgenommen hatte.

Dort lebte Peter Wilde bis zum Jahr 2000, der hauptberuflich Filmszenenbildner bei der Defa war, lange gemeinsam mit den Malern Alfred Schmidt, Christian Heinze und Manfred Nitsche. Wilde, der das repräsentative Gebäude im holländischen Neobarock Stück für Stück selbst sanierte, hat den imposanten roten Backsteinbau auch auf vielen seiner frühen Werke verewigt. Jetzt kann man einige von ihnen im letzten Ausstellungsraum auf halber Treppe ansehen, unter ihnen auch das „Fest im Winter“ von 1971, das in naiver Malerei einen sehr plastischen Ausdruck von der Lebensfreude des schillernden Künstlervölkchens vermittelt, das selbst in der zu Eis erstarrten Umgebung noch überaus lebendig ist.

Im selben Raum hängt auch das hochsommerliche „Gartenfest in der Berliner Vorstadt“ von 1977, vor dem sich zur Vernissage immer wieder die Betrachter drängen. Unter ihnen Susanne K. Fienhold Sheen, die schon als Kind in der Villa Rumpf zu Gast war und gern herausfinden will, wen der Maler in der bunten Gartenfestgesellschaft alles verewigt hat. Sie empfindet dieses lebenspralle Bild aus den 70ern durchaus als ein Stück Stadtgeschichte, das es wert ist, einmal im Potsdam-Museum zu hängen. Sie erzählt auch, dass es dem Maler lange als unverkäuflich galt, aber nach seinem unfreiwilligen Umzug nach Neu Fahrland – Wolfgang Joop erwarb die Villa als Firmensitz – zwei Jahre später in der Galerie Matschke auftauchte.

Gerade diese frühen Bilder, aber auch die aus den 90er Jahren, die die Landschaft um den Heiligen See geheimnisvoll-melancholisch abbilden, zeigen die tiefe Verwurzelung Peter Wildes in Potsdam. Neben dieser heimatlichen Verbundenheit – es gibt im mittleren Ausstellungsraum beispielsweise auch eine norddeutsche oder eine Harzlandschaft mit eindrucksvollen dramatischen Himmelsschauspielen darüber – finden sich in Peter Wildes surrealen, abstrakten und auch in den Bildern der letzten Schaffensperiode immer wieder Hinweise auf seine zweite tiefe Liebe.

Ende der 70er Jahre hatte er beruflich in China und Vietnam zu tun. Aus dieser Zeit rührt seine Beschäftigung mit asiatischer Lebens- und Gartenkunst und sein Freund, der Regisseur Bernhard Stephan, gab zur Ausstellungseröffnung einige Anekdoten zum Besten, unter anderem die, wie sie gemeinsam zwei Bonsai-Bäumchen vor dem sowjetischen Zoll gerettet haben, die dann am Heiligen See den Grundstock eines wunderbaren Gartens bildeten.

Bonsais, eine asiatische Figur und ein Brief aus Vietnam sind auch auf dem Stillleben „Erinnerungen und Gegenwart“ zu sehen und die fernöstliche Fünf-Elemente-Philosophie hat Eingang in die Bildtafeln des Vier-Jahreszeiten-Zyklus im Eingangsbereich des Museumshauses gefunden. Auf den grün, rot, gelb und blau im Uhrzeigersinn angeordneten Farbtafeln ist das Zyklische in Form von kleinen Bildmarken angedeutet. Im grünen Frühling (Holzelement) ist das Rote des Sommers (Feuerelement) bereits enthalten, oder anders ausgedrückt: Holz nährt Feuer, Feuer vernichtet Holz.

Besonders interessant an der Ausstellung, die erst von vielen privaten Leihgebern ermöglicht wurde, ist die große zeitliche Spanne von fast fünfzig Jahren und die Vielfalt der Sujets und Malweisen. Die späten abstrakten Werke, die sich gleich im vorderen Ausstellungsraum neben dem Eingang befinden, zeigen keine Motive aber viel Farbe – immer wieder wunderbares Blau wie im Bild „Ende Januar“ von 2009 – kleine Symbole und zum ersten Mal Worte. Es tauchen auf ihnen Uhren und kleine Strichmännchen auf, aber keine nackten jungen Frauen mehr, keine Gelage und keine Landschaft, sondern nur noch Bild, Symbol, Sprache. „Der Maler ist endlich beim Bild angelangt“, schreibt sein Stiefsohn Viet Bang Pham, der auch die Schau kuratierte. „Das letzte stand noch auf der Staffelei und hatte schon einen Titel: China Blau, der Pinsel mit der blauen Farbe war noch frisch.“

Einziges Manko der Ausstellung ist die fehlende Beschriftung. Die Titel der Bilder lassen sich nur aus einem extra Ausstellungsplan und beigefügter Werkliste einigermaßen umständlich herausfinden.

Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 15. April, Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr, Haus „Im Güldenen Arm“, Hermann-Elflein-Straße 3

Astrid Priebs-Tröger

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