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Neues Café in der Dortustraße: Vegan von Kopf bis Fuß

Auf tierische Produkte ganz verzichten – das ist offenbar auch in Potsdam ein Trend. In der Dortustraße hat ein veganes Café eröffnet. Und das Angebot in der Stadt ist noch viel größer.

Es sollte zunächst ein Probebetrieb werden, so hatte es sich Katharina Rosenberg-Ehrl jedenfalls gedacht. Und dann ging alles ganz schnell. Seitdem ihr Café in der Dortustraße geöffnet ist, kommen die Gäste – und das, obwohl es noch nicht mal eine richtige Karte gibt. Passanten schauen neugierig in die großen Fenster, sehen die einladenden Sofas und kehren ein. Andere kommen, weil das Konzept sie anspricht: Im Café Rosenberg gibt es nur veganes Essen.

„Ich glaube, ich bin das einzige rein vegane Café in Potsdam“, sagt die Inhaberin. Bis vor einem Jahr gab es in der Kurfürstenstraße noch das Café „Good Deats“. Mit einem tollen Angebot, sagt Rosenberg-Ehrl, aber die Lage sei vermutlich nicht gut gewesen. In der Dortustraße 15, kaum 20 Meter von der Fußgängerzone Brandenburger Straße entfernt, sollen Touristen zu ihr finden. Sie möchte aber auch für die Potsdamer da sein, der Bedarf sei bestimmt vorhanden.

Lust auf etwas Eigenes

Die ersten Potsdamer haben das Café längst für sich entdeckt. Buchhändler Carsten Wist, vegan gepolt, wie er sagt, freut sich über das Angebot gleich um die Ecke seines Literaturladens. Er hat schon vieles probiert, Getränke, Speisen, alles sei wirklich gut. Auch das Design hat ihn angesprochen: Moderne, aber doch gemütliche Möbel, Sofas zum Zurücklehnen und Tischgruppen, an denen man sogar arbeiten könnte. Am gestrigen Dienstag sitzt Wist hier mit Kollegen bei Tee und Smoothies.

Rund zehn Jahre arbeitete Katharina Rosenberg-Ehrl in der Gastronomie, in verschiedenen Potsdamer und Berliner Cafés, auch bei Speckers Landhaus und in der Garage du Pont. Irgendwann sei die Lust auf etwas Eigenes entstanden. Inspiriert habe sie auch das Buch „Keine große Sache – Coffee to go oder wie man den Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht“ von Vanessa Kullmann, der Gründerin der Balzac-Cafés.

Missionieren möchte sie keinen

Dass ihr eigenes ein veganes Café wurde, liegt an einem Job, den sie in der Übergangszeit hatte. „Ich arbeitete für eine Etikettendruckerei, die auch für Fleischproduzenten Etiketten lieferte“, sagt sie. Als sie die Zutatenlisten las und beim Ausliefern in den Betrieben stets den penetranten Fleischgeruch wahrnahm, da wurde ihr klar, dass sie konsequent auf alles Tierische verzichten möchte. „Aus ethischen und gesundheitlichen Gründen“ sagt sie. Missionieren möchte sie keinen – lediglich zeigen, wie vielseitig, ansprechend und geschmackvoll vegane Küche sein kann.

Das Projekt Café hat sie lange und gründlich vorbereitet, hat Businesspläne geschrieben und mit Banken verhandelt. „Es ist komplett meins, kein Sponsoring by Ehrl“, sagt die 28-Jährige augenzwinkernd und bezugnehmend auf die mögliche Annahme, dass ihr Mann Andreas Ehrl, Geschäftsführer eines Potsdamer Autohauses, dahinter stecken könnte. Aber natürlich unterstützt er seine Frau. „Wenn ich dringend was brauche, kann ich ihn anrufen und dann fährt er mal schnell zum Supermarkt“, sagt sie.

Veganes Fingerfood für 300 Personen

Unterstützung bekommt sie auch von einem befreundeten professionellen Koch. „Bei mir war das Kochen bis jetzt ja eher ein Hobby“, sagt sie. Erste Erfahrungen in professionellen Größenordnungen sammelte sie bei Cateringaufträgen. Veganes Fingerfood für 300 Personen – kein Problem, sagt sie, allerhöchstens eine durchgearbeitete Nacht.

Im neuen Café wird alles in der kleinen Küche hinterm Tresen zubereitet, der Gast kann zuschauen. Es gibt Kuchen und Torten, Brezeln und Sauerteigbrot mit selbstgemachten Aufstrichen, Salate, bald auch Suppen. Das in Kokos gerollte Energiebällchen aus Datteln, Mandeln, Karotten und mit einer leichten Zimtnote ist eine kleine saftige Köstlichkeit zum frischen Kaffee aus einer Siebträgermaschine. Eine hochmoderne Maschine, deren Gehäuse zum großen Teil aus recyceltem organischen Material besteht, die Seitenwände zum Beispiel aus gepresstem Kaffeetrester. Zum Kaffee gibt es Mandel–, Hafer- oder Sojamilch. Die Smoothies heißen „Grüne Schönheit“ oder „Caras Zaubertrank“ – nach dem Namen von Rosenberg-Ehrls Tochter.

Kissenberge auf der Fensterbank

Bei aller Liebe zum alternativen gesunden Essen soll das Café nicht als Ökoladen wahrgenommen werden. Zusammengewürfeltes Blümchenmustergeschirr wird man bei ihr nicht finden. Katharina Rosenberg-Ehrl bevorzugte einen Lounge-Charakter. Das Mobiliar stammt von verschiedenen Herstellern. Aus den Niederlanden kommen zwei nachtblaue Sofas und mehrere Sessel, die Tische mit Massivholzplatten vom Tischfabrik24, die Außenbestuhlung von Fatboy aus Berlin. Selbst auf den Kissenbergen der Fensterbank dürfte man lümmeln. Zum Mitnehmen sind kleine Keramikvögelchen als Zuckerspender und Kaffeebecher aus Bambus. Am 11. Juni wird die Eröffnung mit einer Party gefeiert – aber Gäste werden natürlich auch vorher bedient. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag ab 10 Uhr.

Wo man außerdem vegan essen kann

Das Café Rosenberg ist längst nicht der einzige Anbieter veganer Küche in Potsdam. So bietet die Madia Teestube in der Lindenstraße 47 schon seit rund 20 Jahren veganes Essen an. Ehrenamtliche kochen dort montags bis freitags Mittagsgerichte ohne tierische Produkte. Daneben haben viele Restaurants, Cafés und Bistros sowohl vegetarische als auch vegane Gerichte im Angebot. Dazu gehört etwa das Café Kieselstein in der Hegelallee 23, das neben warmen Speisen ohne tierische Zutaten auch veganes Frühstück serviert. Auch das La Leander in der Benkertstraße hat vegane Speisen auf der Karte. Und bei der Eisfrau in der Rudolf-Breitscheid-Straße kommen sogar vegane Eiskugeln in die Tüte oder den Becher. Einen Überblick über vegane Restaurants, Kantinen und Lieferdienste in der Landeshauptstadt gibt es im Internet auf www.potsdamvegan.de.

Vegane Kleidung

Dass man sich nicht nur vegan ernähren, sondern auch vegan kleiden kann, zeigt die Boutique „Bleib sauber“ in der Lindenstraße. Rund die Hälfte der dort angebotenen Kleidungsstücke sind vegan hergestellt, also ohne Leder, Wolle oder Farbstoffe, die in Tierversuchen getestet wurden. „Wir haben zum Beispiel auch vegane Jeans ohne Leder-Label im Angebot“, sagt Teilinhaberin Marie-Therese Wollmann. Grundsätzlich achten die beiden Inhaber darauf, dass alle Kleidungsstücke in ihrem Laden unter fairen Bedingungen für Mensch und Tier hergestellt seien, so Wollmann. (mit juf)

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