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Landeshauptstadt: Ungewöhnliche Konstellationen

Der Wahlkampf zur anstehenden Bürgerbefragung zum Standort für das neue Potsdamer Bad hat am Donnerstag begonnen

Hans-Jürgen Scharfenberg gibt sich bereits siegessicher. Er sehe „sehr gute Chancen“, dass sich der Standort Brauhausberg bei der anstehenden Bürgerbefragung zum Standort für das neue Potsdamer Schwimmbad durchsetze, sagte der Linke-Fraktionschef am Donnerstag.

Der Anlass für Scharfenbergs Optimismus: Ein neues Bündnis aus Politikern, Vereinen und Bürgerinitiativen stellte seine Wahlkampfkampagne für den Standort Brauhausberg vor. Das Motto: „Ein Bad für alle“ sehen bis zum 7. Mai täglich alle Autofahrer, die am Leipziger Dreieck vorbei am Brauhausberg fahren. Dort haben die Organisatoren nach eigenen Angaben ein kleines Grundstück von den Stadtwerken gepachtet und werben dort mit einem großflächigen Plakat für den Brauhausberg. Am Donnerstagnachmittag trafen sie sich vor der Werbefläche und kündigten an, zusätzlich 80 000 Handzettel für den Brauhausberg zu verteilen.

Fast zeitgleich eröffneten die Befürworter des Bornstedter Felds ihren Wahlkampf. Auf Plakate, wie sonst in Wahlkämpfen üblich, werde aber verzichtet, teilte die Rathauskooperation aus SPD, CDU/ ANW, Bündnisgrünen und FDP in einer Erklärung mit. Mit 40 000 Handzetteln und vielen Gesprächen wolle man für das Bornstedter Feld werben, hieß es. Das Kampagnenmotto der Kooperation: „Baden da, wo es Spaß macht.“

Mit der Eröffnung der Wahlschlacht zeigte sich: Die Badbefragung sorgt für ungewöhnliche Konstellationen. So reihte sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in die Riege der Brauhausberg-Unterstützer ein – und stellt sich damit gegen die Bündnisgrünen. Der Brauhausberg sei verkehrsgünstiger gelegen, dazu müsste für das neue Bad am Bornsteder Feld ein kleines Waldgebiet gefällt werden, sagte BUND-Referent Axel Heinzel-Berndt. Und: „Die Grünen haben den Naturschutz nicht für sich gepachtet.“ Die Grünen hatten sich für den nördlichen Standort entschieden, da dort für einen Neubau eine bessere Energiebilanz mittels Geothermie möglich sei – am Brauhausberg sei dies wegen der Nähe zum Trinkwasserwerk nicht möglich.

Eine weitere Auffälligkeit des Wahlkampfs: Die CDU spricht sich klar für den Norden aus. Dagegen engagiert sich ihre Mittelstandsvereinigung um den Autohändler Andreas Ehrl im neuen Bündnis für den Brauhausberg. Ehrl ist zugleich Chef der Wasserballer des OSC Potsdam, die ebenso in dem Bündnis sind. CDU- Kreischefin Katherina Reiche sagte, ihre Partei müsse so unterschiedliche Meinungen „aushalten“. Ehrls Engagement sei mit dem CDU-Vorstand abgesprochen.

Auch unter den Befürwortern des Brauhausbergs gibt es ungewöhnliche Konstellationen. So warben der Bauunternehmer Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) und Lutz Boede von der linksalternativen Fraktion Die Andere einträchtig für den Brauhausberg, obwohl sie sonst etwa in der Wohnungspolitik völlig über Kreuz liegen. Kirsch sagte zu seinem Engagement, gerade für Babelsberger sei der zentrale Standort besser zu erreichen. Auch Boede sagte, von den zwei verbliebenen Wahlmöglichkeiten zum Bad sei der Brauhausberg wegen seiner zentralen Lage besser geeignet, „da werden auch mehr Leute als ins Bornstedter Feld kommen.“ Dieses Argument ist für Befürworter des nördlichen Standorts nicht stark genug. Dort würden die Liegewiesen des Bades nicht an den Hauptverkehrsachsen wie am Leipziger Dreieck liegen, hieß es von der Rathauskooperation. Zudem ließen sich, sollte der Brauhausberg gewinnen, beim Verkauf von Grundstücken an dieser Stelle nur noch sechs statt zwölf Millionen Euro erwirtschaften. Kirsch dagegen sagte, auch im Bornsteder Feld könnten städtische Grundstücke verkauft werden.

Am kommenden Montag beginnt die Bürgerbefragung. Dazu verschickt die Stadt rund 131 000 Briefe an alle Potsdamer ab dem Alter von 16 Jahren. Diese können den Fragebogen bis zum 7. Mai kostenlos zurücksenden oder im Internet abstimmen. Brauhausberg-Befürwortern wie Linke-Kreischef Sascha Krämer schwant dabei schon: „Es wird darauf ankommen, dass wir unsere Leute mobilisieren.“ Am Ende müssen aber die Stadtverordneten entscheiden, wie sie mit dem Votum der Wähler umgehen – das Ergebnis der Befragung ist rechtlich nicht bindend.

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