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Landeshauptstadt: Überraschend großzügig

Rechtzeitig zum Saisonstart 2013 ist das Besucherzentrum für das Neue Palais eröffnet worden

Sanssouci – Nach der erfolgreichen Friederisiko-Schau 2012 im Neuen Palais will die Preußische Schlösserstiftung dieses größte Domizil Friedrichs II. für Besucher attraktiver machen. „Schloss Sanssouci ist ausgebucht und wir müssen das Neue Palais stärker in die Offensive bringen“, sagte Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh am Donnerstag zur Eröffnung des neuen Besucherzentrums im Haus am Südtor neben dem Palais.

Schloss Sanssouci mit jährlich 335 000 Besuchern konnte im vergangenen Jahr vom Neuen Palais mit 350 000 Besuchern überholt werden – ein Erfolg der Friedrich-Ausstellung. Die Stiftung will diesen Schwung nutzen. Bereits vor zwei Jahren begann sie mit der Sanierung und dem Umbau des Hauses am Südtor, das nun zusammen mit dem Neuen Palais pünktlich zum Saisonstart öffnet.

Von „gut angelegtem Geld“ sprach Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) angesichts der 5,7-Millionen- Euro-Investition. Der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin hatten die Schlösserstiftung im Jahre 2011 mit 155 Millionen Euro ausgestattet, um dringliche Sanierungen zu ermöglichen: Aus dem Topf dieses sogenannten Masterplans kam das Geld fürs Südtorgebäude.

Der Besucher, welcher das von außen klein wirkende beige-rosafarbene Haus betritt, ist überrascht von dem großzügigen Inneren. Dem Berliner Architektenbüro von Elisabeth Rüthnick ist nach Meinung vieler Gäste der Eröffnung ein großer Wurf gelungen. Im Inneren der ehemaligen Schlosswache, nach einem Entwurf von Carl von Gontard in den Jahren 1768/69 erbaut, treffen die Besucher auf eine geräumige Halle, den ehemaligen Hof, der mit einer modernen Stahlkonstruktion überdacht ist. Ein umlaufender Glasrand lässt mildes Tageslicht hinein.

Zahlreiche Umbauten hatten die ursprüngliche Anlage in über zweihundert Jahren unkenntlich gemacht. Immer wieder änderte sich der Zweck. Das Gebäude diente als Kastellan- und Wohnhaus, als kaiserliches Baubüro und Wäscherei. Eine der letzten Nutzerinnen war die Brandenburgische Landeshochschule beziehungsweise die Pädagogische Hochschule. Zuletzt dienten Teile des Komplexes als Lager und verfielen. Der Dachstuhl musste wegen Schädlingsbefalls vollständig ausgetauscht werden. Die Haustechnik, Fassaden-, Boden- und Deckenkonstruktionen sowie Fenster und Türen entstanden größtenteils neu.

Der Museumsshop hatte zur Eröffnung sein reichhaltiges Angebot mitten in der Halle und an den Wänden aufgebaut. Hier gibt es Mini-Porzellan mit Sanssouci-Veduten und Preußenadlern, Königstassen in Blau und Bordeaux-Rot, außerdem viel zum Lesen über Preußens Herrscher. Dazwischen steht eine 50 Zentimeter hohe Nachbildung der Skulptur des Prinzessinnenpaars von Johann Gottlieb Schadow: Für 980 Euro kann der Liebhaber die zart bekleideten Schwestern Luise und Friederike für die häusliche Vitrine mitnehmen. Blaue und grüne Miniaturmodelle des DDR-Autos Trabant 601 neben eingegossenen Mauersplittern begrüßen die Gäste gleich am Eingang des überdachten Hofes.

Zum Kauf von Eintrittskarten für das Neue Palais müssen alle Besucher in das neue Haus. Dorgerloh hofft, dass trotz laufender Bauarbeiten wie Dach- und Schlosstheaterreparatur die Besucherströme reichlich fließen. Zu sehen seien die Gästewohnungen wie das untere Konzertzimmer und das „Tressenzimmer“. Von der Friederisiko-Schau sind die kunstvollen Papier-Figurinen zum „Modeaffen“ von Isabelle de Borchgrave übrig geblieben.

In einem kleinen Café lässt es sich im Stehen kurz stärken. Mit verschiedenen Medien besteht die Möglichkeit, die Besichtigung des Neuen Palais vor- oder nachzubereiten. Die Außenanlagen vor und hinter dem Südtorgebäude sind noch nicht fertig. Hier entsteht in diesem Jahr eine Aufenthaltsfläche mit Bänken. Für den Vorplatz ist ein Bronzeguss-Modell des Parks Sanssouci des Objektdesigners Egbert Broerken aus Soest in Westfalen vorgesehen. Blinde können daran den Park mit seinen Baulichkeiten ertasten.

Günter Schenke

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