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Urban Trail Potsdam: "Total genial"

Rund 1200 Teilnehmer absolvierten den ersten Potsdamer Urban-Trail-Lauf. Und waren vollends begeistert von dem innovativen Format. Der spannende Streckenverlauf führte mitten durch die städtische Kulisse.

Jann Jakobs warnte noch kurz vor dem Start vor Stolpergefahr. Im Rathaus, so der Potsdamer Oberbürgermeister (SPD), könne man leicht ins Stolpern kommen. Er wisse das aus eigener Erfahrung, meinte er augenzwinkernd, bevor er für die Premiere des Potsdamer Urban-Trail-Laufes am Sonntagmorgen den Startschuss gab. Runde 1200 Läufer machten sich dann auf die zehn Kilometer lange Laufstrecke. Dabei ging es nicht um sportliche Zeiten, sondern ums Erkunden und Entdecken Potsdamer Gebäude.

Es ließe sich bequem ein Ultralauf aus der Potsdamer Station der Urban-Trail-Serie machen, die es seit zwei Jahren in Deutschland gibt und nach Städten wie Bochum, Düsseldorf, Dortmund und Berlin erstmals durch die märkische Landeshauptstadt führte. Und hier gibt es so viele Attraktionen, dass zehn Kilometer nicht reichen, um sie alle in den Streckenverlauf zu integrieren. Der gestrige Kurs führte vom Lustgarten aus am Stadtschloss vorbei durch dieHalle vom Palais Barberini. Die Gemälde-Ausstellungsräume blieben zwar zu, aber vor dem Palais direkt an der Alten Fahrt hatten sich die Veranstalter eine tolle Aktion einfallen lassen: Malblöcke, Farben und Pinsel lagen bereit, sodass die Läufer sich selbst malerisch betätigen konnten. Weiter ging es durchs Mitmach-Museum Extavium, übers Gelände des Wasser- und Schifffahrtsamtes, wo riesige Bojen zu einem stark frequentierten Fotomotiv avancierten. In der Schiffbauergasse wurde die Passage durch die Schinkelhalle zum Gänsehaut-Moment. Im Neuen Garten war die Gotische Bibliothek das Selfie-Highlight. In der Russischen Kolonie hieß es vor dem Uschakow-Museum etwas anstehen, im wunderschönen Lennéschen Garten wurde musiziert und so mancher Läufer zum Tanzen animiert. Im Gebäude der ProPotsdam standen junge Cheerleader Spalier. Hinter der Garde-Ulanen-Kaserne verhalf das Kinderhilfswerk Plan International zu einer wertvollen Erfahrung: Etwa 60 Meter konnten die Läufer mit einem Zehn-Liter-Wasserkanister laufen – täglich sechs Kilometer müssen Frauen und Mädchen in Ghana laufen, um Wasser zu holen. 

Zwischendurch ein Shot aus Tomatensaft, Wodka und Tabasco

Gestolpert ist im Potsdamer Rathaus gestern niemand, sodass es locker weiter ging ins Naturkunde- und Filmmuseum, durch den Pub à la Pub, wo es kurz vor dem Ziel einen Shot aus Tomatensaft, Wodka und Tabasco gab, durchs Mercure-Hotel zurück in den Lustgarten.

„Da waren fantastische Sachen dabei“, schwärmte Mirya, die aus den USA kommt, in Berlin lebt und zum ersten Mal an einem Urban-Trail-Lauf teilgenommen hat. Sie könne gar nicht sagen, was ihr am besten gefallen habe. „Die gesamte Komposition war toll“, sagte sie. „Total genial, was die sich haben einfallen lassen“, lobte ein Paar aus Guben, das extra zum Urban Trail nach Potsdam gereist war. „Mächtig gewaltig“, befanden drei Lauffreunde, die sich im Filmmuseum vor dem gleichnamigen Filmslogan der „Olsenbande“ – der aktuellen Ausstellung des Hauses – ablichten ließen. „Ich finde es einfach großartig“, freute sich Christine Handke, Presse- und Marketingchefin des Filmmuseum. „Die Leute bekommen einen kurzen Eindruck von unserem Haus, machen Selfies und werden mit Sicherheit wieder kommen.“ Und selbst Potsdams SPD-Oberbürgermeister-Kandidat Mike Schubert hat Ecken seiner Stadt auf völlig neue Art entdeckt. „Durchs Wasser- und Schifffahrtsamt läuft man normalerweise nicht durch“, wusste er die entspannte Art der Stadtführung zu schätzen. „Wir haben einen neuen großen Lauf in Potsdam“, freute sich Schubert. „Wenn man den Leuten unterwegs zugehört hat, dann hatten die richtig viel Spaß.“ Er kann sich gut vorstellen, dass sich die Idee als sportlich-touristisches Angebot in Potsdam etabliert. 

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