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Potsdams Tierheim: Tierschutzverein bekommt Sago-Gelände

Hauptausschuss lehnte Kaufangebot ab, das 84 000 Euro mehr für die Stadtkasse bedeutet hätte. Ein neues Tierheim ist ab 2016 möglich

Der Potsdamer Tierschutzverein (TSV) darf das Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee kaufen und dort ein Tierheim bauen. Zugleich muss die Stadt auf 84 000 Euro mögliche Mehreinnahmen aus dem Verkauf des Grundstücks verzichten. Die Entscheidung für den TSV haben die Stadtverordneten am Mittwochabend im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses getroffen – nach PNN-Informationen mit einer deutlichen Mehrheit und ohne Diskussion, einzig SPD-Vertreter und die CDU stimmten dagegen. „Das ist das größte Weihnachtsgeschenk für uns“, sagte TSV-Chef Niklas Wanke nach der Abstimmung auf PNN-Anfrage.

Wie berichtet hatte es für das Sago-Gelände zwei Bewerber gegeben: Den TSV und den Verein Tierfreunde Berlin-Brandenburg aus der Gemeinde Nuthetal. Dieser Verein hatte nach PNN-Informationen zuletzt angeboten, das Sago-Gelände für 205 000 Euro zu kaufen – der TSV will nur 121 000 Euro zahlen, besagte 84 000 Euro weniger. Weitere Details aus den Angeboten der beiden Bewerber blieben während des Vergabeverfahrens unklar, weil alle Seiten Stillschweigen vereinbart hatten – erst die jetzt im Hauptausschuss vorgelegten Unterlagen der Stadtverwaltung zeigen, was geplant ist. Demnach muss der künftige Betreiber das Sago-Gelände zunächst vollständig erschließen. Dafür sicherten die Tierfreunde zu, bei von ihnen berechneten Investitionskosten für das Tierheim von rund 800 000 Euro über ein Eigenkapital von 584 000 Euro zu verfügen. So viel Geld konnte der TSV längst nicht vorweisen. Dessen Konzept sieht laut den Unterlagen vor, vor allem um Spenden werben zu wollen – mit einem Grundstück im Rücken werde die Bereitschaft für Spenden zugunsten des Vereins wieder wachsen, hofft man bei den Tierschützern, mit mehr als 600 Mitgliedern einer der größten Vereine der Stadt.

Das Konzept des TSV sieht nach PNN-Informationen nun vor, auf dem Gelände stufenweise ein Tierheim zu errichten. 2016 sollen erste Teile in Betrieb gehen, geplant ist zunächst ein Pensionsbetrieb. Weiterhin plant der TSV unter anderem ein Angebot für Kinder- und Jugendarbeit in dem Tierheim, auch einen Tierfriedhof soll es geben. Bis 2020 hofft der Verein, die kommunal finanzierte Pflichtaufgabe der Fund- und Verwahrtierbetreuung übernehmen zu können, die derzeit vom Pfötchenhotel in Beelitz erfüllt wird. Dieser Vertrag läuft Ende 2014 aus. 2007 hatte die Stadt dem TSV den Betreibervertrag für das frühere Tierheim am Wildpark gekündigt, was heftigen Streit zur Folge hatte. Seitdem sind in Potsdam mehrere Anläufe für den Bau eines neuen Tierheims gescheitert. Zuletzt hatte sich unter anderem auch der Ex-Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen für den TSV engagiert.

Auch die jetzige Entscheidung muss nicht das letzte Kapitel sein. In seinem Konzept erklärt der TSV nach PNN-Informationen, dass sich der Zeitplan für den Aufbau des Tierheims je nach Spendenaufkommen auch erheblich verschieben könnte. Wanke sagte, man werde alles in Bewegung setzen, um das neue Tierheim so schnell wie möglich zu errichten. Der Verein geht nach PNN-Informationen von Gesamtkosten in Höhe von rund drei Millionen Euro aus, bis zu 40 Prozent davon sollen über Eigenleistung erbracht werden. Die einzelnen Zahlen bestätigte TSV-Chef Wanke am Mittwoch nicht.

Die Tierfreunde hatten nach PNN-Informationen auf dem Sago-Gelände eine Tierpension samt einer Tieraufnahmestation bauen wollen – als neues Angebot, zuzüglich zu ihrem schon existierenden Tierheim „Verlorenwasser“ bei Bad Belzig. Im Zuge der Bewerbung hatten Mitarbeiter der Tierfreunde von einer Kampagne in den Medien gegen den Verein gesprochen, nachdem gegen diesen diverse Vorwürfe erhoben worden waren.

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