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Jakobs gegen Uferweg: Speicherstadt: Häuser-Bau ab Juni

Im kommenden Monat Juni beginnt in der mittleren Speicherstadt der Hochbau – die Errichtung mehrerer mehrgeschossiger Wohnhäuser.

Teltower Vorstadt - Darüber informierten Investor Klaus Groth und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Donnerstag vor Ort. Für 80 Millionen Euro entstehen durch die Berliner Groth-Gruppe 210 Eigentums- und 50 Mietwohnungen. Der Fertigstellungstermin verzögert sich Groth zufolge allerdings um fast ein Jahr, da es überraschende Auflagen zur Grundwasserabsenkung gibt – es dürften nur begrenzte Mengen Grundwasser abgepumpt werden. Bisher war Ende 2013 mit einem Bauende im mittleren Speicherstadtbereich gerechnet worden.

Indes ist fraglich, ob zumindestens der letzte originale Speicher auf Groths Areal erhalten werden kann. Ein Speicher wurde nach Angaben des Investors bereits abgerissen, weil nach einem Brand die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war. Statische Probleme gefährden auch den noch existierenden Speicher. „Wir versuchen ihn zu halten“, sagte Groth. Sollte dies nicht gelingen, werde neu gebaut, ohne die vorgesehene Architektur zu ändern. Groth: „Nach außen wird niemand einen Unterschied merken.“

Noch im Juni wird Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst in einem Streit zwischen dem Potsdamer Gestaltungsrat und dem Denkmalschutz entscheiden, erklärte Groth. Während der Gestaltungsrat ein Staffelgeschoss an der Häuserfront zum entstehenden Persius-Platz wünscht, um eine klare Stadtkante auszubilden, will der Denkmalschutz dieses oberste, zurückgesetzte Geschoss nicht. Das Haus soll kleiner sein, um den Persius-Speicher besser herauszustellen. Setzt sich der Denkmalschutz durch, fallen 170 Quadratmeter Wohnfläche weg – für Groth nicht unerheblich, will er doch 2850 bis 5000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verlangen. Die Mietwohnungen bietet der Investor nach eigener Aussage „für elf bis zwölf Euro“ pro Quadratmeter und Monat an.

Zum Hintergrund: Das Hochpreisniveau an der Speicherstadt ist nicht allein auf die Wasser- und Südlage zurückzuführen. Um überhaupt eine Entwicklung zu ermöglichen, kaufte die städtische Pro Potsdam GmbH im Auftrag der Politik die Flächen in der Speicherstadt diversen Eigentümern zu hohen Preisen ab. Insidern zufolge hätte die Stadt die Speicherstadt nach 1990 noch zu Spottpreisen aufkaufen können. Erst im Zuge einer von der Stadt selbst in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zur Speicherstadt als möglichen Landtagsstandort stiegen die Preise nach 1998 spekulativ in die Höhe. Daraus erklärt sich heute der hohe Verwertungsdruck, heißt es.

Erneut sprach sich der Oberbürgermeister gegen einen durchgehenden Uferweg an der Speicherstadt aus. Zunächst eingeplant, kam der Uferweg im Masterplan von Christoph Kohl auf einer Länge von 150 Metern nicht mehr vor. „Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis“, würde der Uferweg im Nachhinein noch realisiert, erklärte Jakobs. Derzeit werde eine Studie über die Kosten dieses Uferweges erarbeitet. Jakobs: „Mal sehen, ob wir das Geld haben.“

Auch für das nächste nördliche Speicherstadt-Areal hat die Groth-Gruppe ein Angebot abgegeben. „Wir sichten dazu die Angebote“, erklärte Pro Potsdam-Mitarbeiter Erich Jesse. In diesem Quartier könnten nach Groths Prognose etwa 230 Wohnungen entstehen. Allerdings handelt es sich um ein Mischgebiet, der Wohnungsanteil kann zwischen 20 und 80 Prozent liegen, erklärte Jesse. Möglich ist auch die Ansiedlung von wissenschaftlichen Instituten oder wissenschaftsnahem Gewerbe. Der nahe Wissenschaftsstandort Telegrafenberg „platzt aus allen Nähten“, sagte der Oberbürgermeister. Im Nordteil der Speicherstadt, aber auch noch auf dem Brauhausberg seien dafür Baupotenziale.

Groth und Jakobs gingen auch auf aktuelle Ereignisse in Potsdam und der Region ein, die Einfluss haben könnten auf die Speicherstadt-Entwicklung. Groth: „Der Flughafen-Impuls verschiebt sich etwas nach hinten.“ Zur vorgeschlagenen Kunsthalle des Mäzens Hasso Plattner sagte Jakobs zu Groth: „Etwas Besseres können wir Ihnen nicht antun.“ Groth selbst begrüßte die Kunsthallen-Pläne; er prognostiziert, dass sie an Stelle des Mercure-Hotelgebäudes errichtet werde. Im Gegenzug entstehe in der nördlichen Speicherstadt ein Hotel-und Kongresszentrum. Die Reaktion des Oberbürgermeisters: „Das wäre ideal.“

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