zum Hauptinhalt

Sport: Schwarzer Block, Bengalos, Hitlergruß

Beim 18. Potsdamer Hallenmasters sorgten polnische und Dresdner Fans am Sonntagabend für Polizeieinsätze

Am Ende wurde es doch noch heftig: Kaum hatte beim 18. Potsdamer Hallenfußball-Masters am Sonntagabend in der MBS-Arena der polnische Zweitligist Polonia Bytom das Endspiel gegen den Oberligisten FSV Luckenwalde mit 1:4 verloren, da wurden im Block der rund einhundert mitgereisten Polonia-Fans bengalische Feuer gezündet, deren Rauch einen Feueralarm, das schnelle Räumen der Halle und das Anrücken der Feuerwehr zur Folge hatte. Außerdem zeigten einige Polen den Hitlergruß. Die Polizei, die mit mehreren Einsatzzügen der Bereitschaftspolizei sowie weiteren Beamten der Polizeiinspektion Potsdam im Luftschiffhafen im Einsatz war, und Security-Mitarbeiter schritten ein, als die Bytom-Anhänger die Halle verließen. Ein Teil von ihnen musste einzeln und mit freien Oberkörpern durch die Kontrolle. Bei drei polnischen Tatverdächtigen, so teilte die Polizeidirektion West den PNN am Montag auf Anfrage mit, seien die Personalien aufgenommen worden, um Anzeige wegen des Verstoßes gegen Paragraph 86 a des Strafgesetzbuches – Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – aufzunehmen. Als rund 50 polnische Fans anschließend zunächst ohne Polizeibegleitung geschlossen zu ihren Autos marschierten, soll es an der Straßenbahnhaltestelle vor dem Luftschiffhafen zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. „Die Körperverletzungsdelikte bestätigten sich jedoch nicht“, so die Polizei gestern.

„Ich behalte mir Schritte vor, um gegen diese Leute Anzeige zu erstatten und um mir von ihnen auch eventuelle Kosten für den Feuerwehreinsatz bezahlen zu lassen“, sagte am Montag Sven Thoß, der Ausrichter und Organisator des Hallenmasters. Dem 46-Jährigen war schon während des Turniers mulmig zumute. „Hoffentlich bleibt alles bis zum Ende ruhig“, sagte der Potsdamer am Sonntagabend immer wieder. Und lange sah es auch danach aus. Während der fast sechsstündigen Veranstaltung waren die Fans Polonias vor allem durch stimmungsvolle Gesänge aufgefallen. Sie präsentierten ihre muskulösen nackten Oberkörper, feuerten ihre Mannschaft an, staunten wie alle 1500 Zuschauer über die Ballkünste der Fußballerin Aylin Yaren vom Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr in zwei Spielpausen und begeisterten sich sichtlich an den rockigen Klängen, zu denen Tänzer von Rokkaz i.V. zwischenzeitlich eine Show abzogen. Nichts schien darauf hinzudeuten, dass es Ärger geben würde.

Die Gefahr einer möglichen Eskalation schien bis dato nämlich schon gebannt. Kurz nach Turnierbeginn war ein „schwarzer Block“ mit etwa 50 Anhängern des Zweitligisten Dynamo Dresden – dessen U23 am Potsdamer Hallenmasters teilnahm – unangekündigt in der MBS-Arena erschienen. Turnierchef Thoß schwante da Böses, doch die Dresdner waren bald wieder verschwunden. Wie später zu hören war, soll einer der durchtrainierten Polen bei ihnen angefragt haben, ob sie Lust auf ein Match hätten. Berichte, die Polizei habe die als links geltenden Fans des Berlinligisten Tennis Borussia Berlin nach Erscheinen des Dresdner Blocks gebeten zu gehen, da ihre Sicherheit unter Umständen nicht gewährleistet werden könne, wurden von der Polizei am Montag auf PNN- Anfrage weder bestätigt noch dementiert.

„Auf der Sicherheitskonferenz am vergangenen Montag hatten wir alle Aspekte beleuchtet, da zeichnete sich diese Zuspitzung nicht ab“, so Sven Thoß gestern. „Nach Auskunft szenekundiger Leute in Polen hatte sich nicht abgezeichnet, dass 90 Prozent der angereisten Polonia-Fans Hooligans der schlimmen Art waren, und mit dem schwarzen Dynamo-Block war vorab auch nicht zu rechnen“, so Thoß, der Bytoms Team auf Bitte eines seiner Turnier-Sponsoren eingeladen hatte. „In der Halle war die Sicherheit der Zuschauer gewährleistet, und ohne Bengalos und Hitlergruß hätte man auch mit den polnischen Fans leben können“, so der Turnierchef. „Man muss mittlerweile sogar schon bei Hallenturnieren davon ausgehen, dass gewaltbereite Fans – nicht nur aus Polen, sondern auch aus Deutschland – kommen. Ich habe inzwischen auf Facebook aber schon Unterstützung erhalten. Spieler mehrerer beteiligter Mannschaften und Fans haben mir geschrieben, ich solle mich nicht unterkriegen lassen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false