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PNN-Serie "Das neue Potsdam": Alte Brauerei: Schlafen statt trinken

Teil 3 unserer Serie "Das neue Potsdam": Zentraler geht es kaum. In der umgebauten Brauerei am Leipziger Dreieck schätzen die Bewohner vor allem die Nähe zum Bahnhof.

Potsdam wächst rasant, überall in der Stadt schießen neue Wohnviertel empor. Doch wie lebt es sich dort eigentlich? Die PNN besuchen die Quartiere und stellen sie in der Serie „Das neue Potsdam“ vor. Dieses Mal: Alte Brauerei (Folge 3)

Teltower Vorstadt - Hier wartet das Feierabendbier bereits im Hausflur, und das sogar täglich. Ein Junge in kurzen blauen Hosen, dessen blonder Schopf von der Frisur her ein wenig an „Pumuckl“ erinnert, schafft den labenden Gerstensaft in einer riesigen Flasche heran. In der Alten Brauerei am Leipziger Dreieck in Potsdam kann man den Knaben mit seiner Bierpulle sehen – auf einer vergrößerten Farbkopie einer Postkarte aus dem Jahre 1938, die hier im Hausflur hängt. Das Gratis-Bier, man hat es also auch auf dem einstigen Brauereigelände nur zu Ansicht.

Die Alte Brauerei, die sich auf einem Eckgrundstück von der Heinrich-Mann-Allee bis zur Albert-Einstein-Straße erstreckt, ist einer der jüngsten Wohnstandorte Potsdams. Trotzdem sind die Häuser mit ihren Klinkerfassaden schon viele Jahrzehnte alt. Denn in den Gebäuden wurde früher industriell Bier hergestellt. Zwar ergänzt ein Neubau im Hof das verwinkelte historische Ensemble, dennoch erinnert auch heute noch so manches Detail an die frühere Nutzung. Auf die vergangenen Zeiten weist nicht nur der „Pumuckl“-Knabe hin, jener „Goldjunge im Krug“, der in verschiedenen Variationen seit über 100 Jahren die Kindl-Flaschen ziert. Wer auf dem Gelände der Alten Brauerei die historischen roten Gebäude betrachtet, der kann erahnen, dass hier früher eine Produktionsstätte war. Das hoch aufragende einstige Sudhaus wirkt nicht wie ein Wohnhaus, sondern eher wie ein großes Speichergebäude.

Zum Hauptbahnhof in weniger als fünf Minuten

Ein Vorzug des Geländes: Der Potsdamer Hauptbahnhof ist zu Fuß in weniger als fünf Minuten zu erreichen. Auch die Straßenbahn fährt quasi vor der Haustür. „Die Lage ist natürlich ein Knaller“, sagt Theresa Meißner, die an diesem grauen Novembertag gerade nach Hause kommt. Die Psychologie-Studentin wohnt seit Februar hier, gemeinsam mit zwei Mitbewohnern in einer Wohngemeinschaft. Meißner ist froh über die Wohnung, sie mag die großen Fenster, lobt den Echtholzfußboden. Zur einen Seite kann sie von ihrem Zuhause aus auf die Einstein-Straße schauen, der Balkon wiederum ist an der Hofseite gelegen. Einziger Wermutstropfen: Den Straßenlärm vom Brauhausberg höre man leider ziemlich deutlich.

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Eine andere Bewohnerin, die sich gerade mit allerlei Müllbeuteln in den Händen aus ihrer Wohnung heraus in das feuchtkühle Novembergrau traut, zeigt sich ebenfalls davon überzeugt, mit der Wahl ihres neuen Zuhauses ins Schwarze getroffen zu haben. Obwohl ihre Wohnung im früheren Kesselhaus der Brauerei ebenfalls Fenster zum Brauhausberg hin hat, fühlt sich die junge Frau nicht vom Straßenlärm gestört. Man höre den Autoverkehr nicht so stark, findet sie. Etwas gewöhnungsbedürftig sei hingegen der hofseitige Ausblick aus ihrer Wohnung. Denn hier ragt in geringer Entfernung eine riesige Mauer empor. „Mein Freund fand es auch nicht so schön, dass man so auf eine Wand guckt“, erinnert sich die junge Frau an den Moment, als sie beide die Wohnung das erste Mal sahen. Doch die Besonnung sei kein Problem. Da sich die mit Parkett ausgestattete Wohnung über drei Etagen erstrecke und sowohl zur Straße als auch zum Hof Fenster habe, komme genügend Licht in die Räume.

Zweiraumwohnung für 800 Euro warm

Ein junger Mann, der im einstigen Verwaltungsgebäude der Brauerei wohnt, also in dem Flügel rechts von der großen Hofeinfahrt in der Einstein-Straße, mag an diesem Novembertag hingegen keine Jubeltöne anstimmen. Während er noch nach einer Antwort auf die Frage sucht, wie ihm seine Wohnung gefalle, bläst er deutlich hörbar Luft durch seine Lippen – um schließlich sein Urteil zu fällen: Er würde die Schulnote drei vergeben. Für seine Zweiraumwohnung von 60 Quadratmetern zahle er rund 800 Euro warm. Das finde er zu teuer. Auch der Umgang mit der Hausverwaltung sei bisweilen etwas schwierig. Und dann berichtet er noch von feuchten Kellern.

Von diesen berichtet auch eine andere Bewohnerin. Handwerker seien schon vor Ort gewesen, um die Sache in den Griff zu bekommen. „Wenn man die Schuhe nicht in Plastikkisten räumt, dann stinken sie nach Muff“, sagt sie. Und in der Tat: Wer in dem einstigen Verwaltungsgebäude der Brauerei die Kellertreppe hinuntergeht, merkt schnell, dass es ziemlich muffig riecht. Doch selbst der Mann, der die Schulnote vergeben hat, sagt über den neuen Wohnstandort: „Die Lage ist natürlich super.“ So sind denn auch die meisten Wohnungen vergeben. Eine 73 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung wird zurzeit noch im Internet angeboten: Für 599 Euro kalt.

Erinnerungen an die Brauerei

Auch die Außenanlagen im Hof sind in dem abschüssigen Gelände – der Höhenunterschied beträgt etwa acht Meter – durchaus ansprechend gestaltet. Zwar ist so manches eng und verwinkelt, aber auch dies hat schließlich seinen Charme. Auf dem Spielplatz erinnern sogar Spielgeräte an die Zeiten der Brauerei: Nachbildungen von hölzernen Bierfässern sind auf Metallfedern montiert. So können Kinder quasi auf den Fässern hin und her schwingen.

Auf dem unmittelbar angrenzenden Nachbargrundstück, das von der Heinrich-Mann-Allee aus zu erreichen ist, wird hingegen noch kräftig gebaut. Der „Getränke Hoffmann“, den es bis zum Frühjahr hier gab, musste den Neubauten weichen. Doch er soll bald ein paar Meter weiter einziehen – in ein ehemaliges Gebäude der Brauerei.

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