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Landeshauptstadt: Quelle des Glaubens

Der Rotary-Club „Alter Markt“ richtet das beschädigte Baudenkmal Marienquelle wieder her. Die Quelle war zehn Jahre lang zugewachsen und das Portal mit Graffiti besprüht

Wer regelmäßig über die Templiner Straße von Potsdam nach Caputh fährt, kennt sie gut: Mit dem gotischen Portal, das wie der letzte Rest einer Klosterruine rätselhaft zwischen den Bäumen steht, ist die Marienquelle kurz vor dem Ortseingang Caputh ein romantischer Blickfang. In den vergangenen Jahren war von dem Baudenkmal aus dem 19. Jahrhundert allerdings nur noch wenig zu sehen. Zum einen war die Quelle stark zugewachsen, zum anderen war das Portal großflächig mit Graffiti besprüht.

Ein Zustand, den der Potsdamer Baudenkmalpfleger Roland Schulze nun beendet hat: Ende vergangener Woche machte er sich mit zehn Helfern daran, die Graffiti zu entfernen. Da ein normaler Sandstrahl das Ziegelmauerwerk beschädigt hätte, wurde für die Entfernung der Farbschichten ein Stein-Puder-Mehl-Strahl verwendet, so Schulze: „Das dauert natürlich länger.“

Ein Teil des Areals wurde vom Gestrüpp freigeschnitten, sodass von der Straße aus der Blick auf die Marienquelle wieder frei ist. Zudem wurden die zwei zerstörten Kalk-Rosetten durch robustere Exemplare aus Beton ersetzt und mit Edelstahl-Stiften in der Wand verankert. „Die kriegt man nicht so leicht kaputt“, sagt Schulze. Zum Schluss transportierten Schulze und seine Helfer den umliegenden Schutt und Müll ab, unter anderem Blechdosen, Flaschen und alte Baupaletten, die im Wasser der Quelle schwammen.

Es ist das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass Schäden an der Marienquelle beseitigt wurden: 2003 hatte eine Bürgerinitiative rund 73 000 Euro Spenden gesammelt, um das verfallene Denkmal zu sanieren und zu rekonstruieren. Seitdem gab es keine erneuten Reparaturmaßnahmen mehr.

Errichtet worden war das Bauwerk 1855 im Auftrag des tief religiösen Königs Friedrich Wilhelm IV. Dieser wusste, dass die Gegend reich an Quellen war und er wollte hier seinem Glauben Ausdruck verleihen. Er wies den Architekten Friedrich August Stüler an, eine Quellfassung zu errichten, die sich an die frühgotische Fassade des Mariengrabs im Jerusalemer Kidrontal anlehnte. Heute ist die Marienquelle längst versiegt, in dem Becken befindet sich nur noch ein kleiner Tümpel.

Für die aktuelle Wiederherrichtung hat sich der Rotary-Club „Alter Markt“ bereit erklärt, dem Roland Schulze selbst angehört. Alle zehn Mitarbeiter seines Unternehmens sind ehrenamtliche Rotarier. „Hätte eine Firma diese Arbeiten ausgeführt, lägen die Kosten sicher bei mehreren Tausend Euro“, schätzt Schulze. „Die Marienquelle liegt uns einfach am Herzen“, sagt Götz von Kayser, Vorsitzender des Clubs „Alter Markt“. Der Club hatte bereits im Jahr 2003 bei der Sanierung mitgewirkt und hat nun für die nächsten fünf Jahre die Patenschaft für die Marienquelle übernommen.

Mit Sicherheit ist die Marienquelle weder ein architektonisches Highlight, wie die Orangerie oder die Friedenskirche – beides ebenfalls Stüler-Arbeiten –, noch ein Touristenmagnet. Dennoch ist auch die Marienquelle ein Stück Baugeschichte, das etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte: Wer das Bauwerk zufällig entdeckt, erhält vor Ort keinerlei Hinweis darauf, worum es sich handelt, auch auf der Info-Tafel am Ortseingang von Caputh, wo die Sehenswürdigkeiten der Umgebung vorgestellt werden, findet die Marienquelle keinerlei Erwähnung. Schulze kündigte jedoch an, in näherer Zukunft zusammen mit dem Rotary-Club für eine Info-Tafel vor Ort zu sorgen.

Ob das Sprayer davon abhalten wird, das Bauwerk als Leinwand zu nutzen, ist fraglich. Aber zwei andere Maßnahmen sollen die Marienquelle zumindest in den nächsten Jahren vor Vandalismus schützen: „Dadurch, dass wir die Quelle freischneiden, kann man sich nicht mehr so gut hinter den Bäumen verstecken“, sagt Schulze. „Außerdem werden wir auf die Mauern eine Wachs-Schutzschicht auftragen, sodass neue Graffiti sehr schnell wieder entfernt werden können.“

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