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Potsdam-Mittelmark: Putzen mit Promifaktor

George Clooney, Halle Berry oder Tom Hanks haben nichts zu meckern: Nicolle Landmann sorgt bei ihnen für Ordnung

Von Eva Schmid

Beelitz - Ihrem Blick bleibt nichts verborgen: Von George Clooneys zerknüllten Socken bis zu den leeren Pizzaschachteln von Star-Regisseur Quentin Tarantino – Nicolle Landmann kennt sich im Privatbereich prominenter Filmgrößen sehr gut aus. Ihr Service nennt sich Housing. Sie macht das, was Hausfrauen machen, nur hat sie dabei noch den Promifaktor.

Die ausgebildete Köchin, Schneiderin und Hauswirtschaftlerin kümmert sich mit einem kleinen Team um die Wohnungen deutscher und amerikanischer Leinwandstars, wenn sie gerade für eine Produktion im Babelsberger Studio drehen. Die geeignete Wohnung – meist in Berlin – stellt sie ihnen dabei auch noch zur Verfügung. Von Beelitz aus steuert sie, wer wo unterkommt.

„Ich kenne mehrere Eigentümer, die nur für Filmcrews luxuriös ausgestattete Wohnungen zeitweise vermieten“, erzählt die 42-jährige Berlinerin. Bei ihrer letzten Produktion, George Clooneys „The Monuments Men“, hat sie 17 Wohnungen in Berlin vermittelt. Deren Ort bleibt natürlich streng geheim. Viele der Wohnungen seien in Gebäuden, deren wenig attraktive Fassade niemals vermuten lasse, dass sich dahinter Luxus-Appartements verbergen würden.

Wenn Nicolle Landmann oder einer ihrer Mitarbeiter morgens in der Wohnung der Filmstars auftaucht, bringt sie frische Brötchen mit und macht Frühstück. Tom Hanks tischt sie immer eine Grapefruit auf. „Die isst er für sein Leben gern.“ Hale Berry hingegen kriegt Müsli. Vorlieben und Besonderheiten muss die Hauswirtin gut kennen. „Entweder recherchiere ich vor Beginn meiner Arbeit online oder spreche mit dem Assistenten des Schauspielers“, erzählt die Frau mit den kurzen braunen Haaren.

Die sechs ausgebildeten Hauswirtschafterinnen der Nila Reinigung mitsamt ihrer Chefin sorgen auch für einen vollen Kühlschrank, putzen, bügeln, kaufen frische Blumen und kümmern sich um die Haustiere der Stars. Häufig helfen sie auch, die Wohnung noch komfortabler einzurichten. „Wenn Schauspieler lange an einem fremden Ort drehen, dann wollen sie es so haben, wie sie es von zu Hause gewöhnt sind.“

Also organisiert Nicolle Landmann größere Fernseher oder einen Kühlschrank mit einem Rieseneisfach. Oft würden den Stars auch ihre Lieblingsmöbel fehlen, die dann noch besorgt werden müssen. „Die Wachowski-Geschwister haben mittlerweile hier einen ganzen Container stehen mit Möbeln, den wir, wenn sie hier für eine Weile wohnen, ausräumen und die Wohnung dementsprechend einrichten.“ Für die Regisseure des Films „Cloud Atlas“ macht sie das gerne – sie sind mittlerweile Freunde.

In den Genuss von so einer Rundum-Versorgung kommt aber nicht jeder: „Von uns werden meist nur drei bis vier Personen der gesamten Crew betreut – Hauptdarsteller, Regisseur und erster Kameramann.“ Für mehr Service hätten auch große Produktionen nicht genügend Budget. Das Geschäft für Nicolle Landmann läuft gut: „Wir haben uns mittlerweile einen Namen gemacht, weil man uns vertraut, wir sehr flexibel sind, gut und diskret arbeiten.“

Neben den Promiwohnungen bietet sie das Reinemachen auch für Normalsterbliche an, das betont sie immer wieder. Der große Wurf ist ihr dennoch gelungen: Seit 2007 betreue sie alle Produktionen des Filmstudio Babelsberg, erzählt Nicolle Landmann mit Stolz. Darunter waren die Filmcrews von „Cloud Atlas“, „Effi Briest“, „Inglourious Basterds“ oder „Operation Walküre“. In diesem Jahr war ziemlich viel los: sie betreute auch die Schauspieler der Filme „The Grand Budapest Hotel“, „Die Bücherdiebin“, „Der Kriminalist“ und die im Juli abgeschlossene Produktion von „The Monuments Men“.

In wenigen Wochen fällt die Klappe des nächsten Films. Was gedreht wird, darf sie nicht verraten. Überhaupt ist Diskretion oberstes Gebot bei ihr. Erst nach einer fertigen Produktion darf sie erzählen, wie es gelaufen ist.

Mit der Hauswirtschaft habe sie spontan angefangen. „Das war 1993, als mein Kind auf der Welt war und ich als Schneiderin zu wenig Geld verdient hätte und als Köchin abends hätte arbeiten müssen.“ Ein Freund von ihr mit Kontakten zu Spitzenpolitikern habe sie dann „in diese Kreise“ gebracht. Sie machte sich bekannt und kümmerte sich um deren Küche, Bad und Wohnzimmer. Bis sie irgendwann von Mitgliedern einer Filmcrew angesprochen wurde. Seither hat sie Zugriff auf eine Internetplattform, auf der weltweit alle großen Filmproduktionen gelistet sind. Dort könne man sich dann bewerben, so Nicolle Landmann.

„Für mich ist meine Arbeit ganz normal und die Schauspieler sind privat so wie du und ich“, erzählt die Promi-Hauswirtin. Natürlich hätten einige von ihnen ausgeprägte Starallüren, dazu zählt sie unter anderem Tom Cruise. Schauspieler wie Brad Pitt hingegen mag sie gern. Liebevoll nennt sie Quentin Tarantino „Garfield“. „Er ernährt sich einfach nur von Pizzas.“ Mit ihm genoss sie auch schon einen Drink auf seinem Berliner Balkon. Auch für deutsche Schauspieler wie Til Schweiger, Heike Makatsch, Benno Fürmann oder Moritz Bleibtreu räumt sie gerne auf. „Im Unterschied zu den Amerikanern geben die Deutschen ganz klare Ansagen, was sie gerne haben wollen.“

Viele der Stars hat sie schon mehrmals betreut: „Beim dritten Mal gehört man dann irgendwann zur Familie.“ Von einigen werde sie zu Weihnachten nach Amerika eingeladen. Und auch bei Clooney sei es mittlerweile so weit: „Wir reden über ganz alltägliche Dinge, zum Beispiel wie sehr er unter der Kälte in Deutschland gelitten hat.“ Um ihn aufzumuntern, hat sie ihm zur Spargelzeit die Beelitzer Stangen mitgebracht. „Und wenn sich die Schauspieler mal ausspannen wollen, schicke ich sie ins Umland.“ Ihr heißer Tipp: Das Hotel „Am Wald“ in Michendorf. „Eine super Küche und die Terrasse ist gut vor Paparazzi geschützt“, sagt Nicolle Landmann.

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