zum Hauptinhalt

Heidesiedlung: Pro Potsdam: Grenze der Belastbarkeit erreicht

Die kommunale Bauholding Pro Potsdam verteidigt ihre umstrittenen Pläne für den Verkauf von 90 unsanierten und billigen Wohnungen in der sogenannten Heidesiedlung.

Potsdam -  Müsste man auf das seit 2008 geplante Geschäft mit dem Wohnblock am Babelsberger Findling verzichten, würde sein Unternehmen insgesamt 4,5 Millionen Euro einbüßen, sagte Pro-Potsdam-Chef Jörn-Michael Westphal am Mittwoch vor Journalisten. Dies könne sich die städtische Holding nicht leisten. Anwohner dagegen fürchten, dass mit dem Verkauf eine Luxussanierung droht und sie sich die Wohnungen mit derzeit unter vier Euro Nettokaltmiete nicht mehr leisten können.

Die Pro Potsdam kann die bis zu 8,2 Millionen Euro teure und dringend nötige Sanierung der Wohnungen nicht bezahlen, sagte Westphal. Der Hauptgrund: Angesichts der jüngst von den Stadtverordneten beschlossenen Mietenbremse, mit der die Pro Potsdam auf Teile von möglichen Mieterhöhungen und somit bereits auf 13,2 Millionen Euro Einnahmen verzichtet, sei für das Unternehmen die „Schraube auf Anschlag gedreht“ und eine Grenze der Belastbarkeit erreicht. Würde auf weitere Erlöse verzichtet, müsse das Unternehmen entweder Mieten im Bestand erhöhen oder auf Neubauprojekte verzichten. Daher müssten Gegner des geplanten Verkaufs sagen, woher das Geld – auch für die Sanierung der Heidesiedlung – kommen solle, forderte Westphal. Die Linke, die Andere und die Grünen haben sich bereits gegen die Verkaufspläne der Pro Potsdam gestellt.

Sollte die Heideseidlung verkauft werden, müssten die Stadtverordneten im Hauptausschuss dies genehmigen. Insgesamt plane die Pro Potsdam bis 2021 noch Immobilienverkäufe im Wert von knapp 48 Millionen Euro, kündigte Westphal an.

Zugleich machte er deutlich, dass an der Sanierung und Modernisierung des Babelsberger Wohnblocks kein Weg vorbeiführe. Seit den 1930ern sei dort nichts mehr passiert, entsprechend hoch seien die Kosten. Unter anderem ist das Dach undicht, die Wohnungen haben viel zu schmale und veraltete Bäder und werden noch mit Ofen beheizt, die Schallisolierung ist schlecht. Wegen des maroden Zustands betrage der Leerstand in der Heidesiedlung rund 30 Prozent und werde sich weiter erhöhen, so Westphal. Schon eine bloße Instandsetzung des Wohnblocks würde knapp fünf Millionen Euro kosten, dazu kämen nicht kalkulierbare Risiken durch unvorhersehbare Brand- und Denkmalschutzauflagen. Erst jetzt seien überhaupt Maßnahmen möglich, da auf dem Wohnblock bislang Restitutionsansprüche gelegen hätten.

Dass sich trotz der zu erwartenden Kosten für die Heidesiedlung ein Käufer findet, der dafür bis zu zwei Millionen Euro zahlen soll, daran zweifelt bei der Pro Potsdam niemand. Gerade für Investoren, die mittels der Sanierung denkmalgeschützter Wohnungen Steuern sparen wollen, sei die Heidesiedlung interessant, hieß es. Die Pro Potsdam selbst könne solche Effekte dagegen kaum ausnutzen, sagte Westphal. Er rechnete auch vor, dass mit dem Geld für die Sanierung einer Altbauwohnung wie am Findling anderswo drei Plattenbauwohnungen saniert werden könnten. Für die Mieter in der Heidesiedlung – hauptsächlich junge Singles – sollten Ersatzwohnungen, vor allem in Zentrum-Ost besorgt werden, so Westphal. Die Mieter seien über die künftig möglichen Sanierungen der Wohnungen informiert gewesen, hieß es weiter.

Verärgert ist der Pro-Potsdam- Chef darüber, dass der geplante Verkauf der Heidesiedlung nach einer Aufsichtsratssitzung öffentlich bekannt wurde. Bei der Staatsanwaltschaft werde deswegen Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verrats von Geschäftsgeheimnissen gestellt. Im zwölfköpfigen Pro-Potsdam-Aufsichtsrat sitzen vor allem Stadtverordnete.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false