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Bibliothek der Schlösserstiftung: Preußenforschung für jedermann

Zum neuen Restaurierungszentrum der Schlösserstiftung wird eine Bibliothek gehören– zugänglich für alle.

Von Katharina Wiechers

Sanssouci - Ateliers mit idealen Lichtverhältnissen, moderne Restaurierungswerkstätten und zeitgemäße Büros – das alles entsteht derzeit auf dem früheren Gelände des Hans Otto Theaters an der Zimmerstraße. Doch das 26 Millionen Euro teure Wissenschafts- und Restaurierungszentrum wird nicht nur für die Mitarbeiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) gebaut, auch die Potsdamer Öffentlichkeit soll etwas davon haben: So wird es in der einstigen Theaterklause wieder eine für jedermann zugängliche Cafeteria geben. Und auch die Bibliothek wird ebenfalls frei zugänglich sein, wie der SPSG-Projektkoordinator Demir Arslantepe am Dienstag bei einem Rundgang ankündigte.

Vor allem Werke aus der Zeit der Hohenzollern beziehungsweise der Preußen werden in der Bibliothek zugänglich gemacht, wie Arslantepe sagte. Auch wer sich für die Geschichte der Stiftung interessiere, werde dort fündig. „Auf diesem Gebiet ist der Bestand sicherlich einzigartig.“ Wie die Nutzungsbedingungen genau aussehen werden, ist noch unklar. Sicher ist aber eines: Die Bibliothek wird nicht etwa nur für Wissenschaftler zugänglich sein. Stattdessen kann sich jeder, der möchte, einen Nutzerausweis machen lassen. „Die Einrichtung wird den Charakter einer öffentlichen Bibliothek haben“, so der Projektkoordinator.

Untergebracht wird die Sammlung in einem der fünf Neubauten, die derzeit direkt hinter dem historischen Theaterbau an der Zimmerstraße entstehen. Neben der Bibliothek sollen dort auch die Restaurierungswerkstätten für Gemälde, Textilien, Papier und Wandbespannungen untergebracht werden, ebenso wie ein Fotoatelier zur Dokumentation der Stiftungsbestände, das naturwissenschaftliche Labor, die Grafische Sammlung und das Archiv der Königlich-Preußischen Porzellan-Manufaktur (KPM). Die Cafeteria mit rund 70 Plätzen wird wie die Theaterklause im Theatergebäude an der Zimmerstraße untergebracht, genauso wie der Eingangsbereich zum ganzen Gelände.

Das Theaterhaus steht unter Denkmalschutz und wird saniert – und weitgehend in den Zustand von 1957 zurückversetzt. Damals war die einstige Gaststätte „Zum Alten Fritz“ zum DDR-Landestheater ausgebaut und nach dem von den Nazis ermordeten Schauspieler Hans Otto benannt worden. Am 1. Dezember 1991 wurde der Spielbetrieb eingestellt, doch die Theaterklause blieb bis 2012 geöffnet. Auch Tanzveranstaltungen fanden noch bis vor kurzem statt, und zwar im Saal im ersten Obergeschoss. Dieser soll erhalten bleiben, allerdings als Großraumbüro und mit neuem Dach.

Die Gebäude, die in den 1960er- und 70er-Jahren auf dem Grundstück hinter dem Theater gebaut wurden – etwa das Heizhaus, Sozialräume sowie Garagen–, standen hingegen nicht unter Denkmalschutz und wurden inzwischen abgerissen. Dort entstehen nun die fünf Neubauten, die „wie eine Hügellandschaft“ abfallend hin zum Park Sanssouci gestaltet werden, wie Ayhan Ayrilmaz sagte, der bei der Schlösserstiftung den sogenannten Masterplan koordiniert. So werden sie niedriger, je näher sie am Park stehen – die Traufhöhen variieren zwischen sechs und drei Metern. Zwischen dem nördlichsten Gebäude und dem Park soll zudem eine Streuobstwiese angelegt werden, als weiterer Puffer hin zu Sanssouci.

Auch die Gebäude selbst sollen sich in die Parklandschaft einfügen und ein wenig an die historischen Gewächshäuser erinnern, die hier einst standen. So werden die modernen Betonhäuser mit beigefarbenen Backsteinfassaden verkleidet, die Giebelseiten begrünt. Im Inneren aber steckt Hightech: Spezielle Lüftungs- und Heizsysteme sorgen dafür, dass die Kunstwerke in perfektem Klima behandelt beziehungsweise gelagert werden, die teils meterhohen Fenster haben einen integrierten UV-, Insekten- und Wärmeschutz.

Ende 2016 soll das Wissenschafts- und Restaurierungszentrum fertig werden, noch vor dem kommenden Winter will die Stiftung Richtfest feiern. Vier der fünf Gebäude wachsen bereits in die Höhe, lediglich bei der Bibliothek sind die Bauarbeiter noch mit der Bodenplatte beschäftigt. Finanziert wird das Zentrum mit Mitteln aus dem sogenannten Masterplan, den der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin aufgestellt haben.

Erst im September 2013 war Grundsteinlegung gefeiert worden und – wie üblich bei Bauvorhaben – eine Kartusche mit Planzeichnungen und Kleingeld einbetoniert. Dass dies für nachfolgende Generationen sehr interessant sein kann, zeigte sich kurze Zeit später: Im November 2013 wurde auf dem Grundstück neben einigen alten Flaschen auch eine ebensolche Kartusche entdeckt, sie muss von einem Umbau im Jahr 1877 stammen. Zum Vorschein kamen Münzen aus dem Königreich Preußen und Belgien, auch eine Planzeichnung wurde damals beigegeben. Doch ob die Pläne noch gerettet werden können, ist fraglich. Denn die knapp 140 Jahre haben dem Zinn-Behälter sichtlich zugesetzt – von einzelnen Blättern ist nicht mehr viel zu erkennen.

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