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Exklusiv: Stadtwerke geben Warnung heraus: Potsdamer Trinkwasser in Gefahr: Baugrube soll zugeschüttet werden

Die Potsdamer Stadtwerke warnen: Durch eine überflutete Dauerbaustelle für eine Tiefgarage ist die Versorgung bedroht. Denn gleich nebenan steht ein Wasserwerk. Die Stadt fordert nun den Bauherrn auf, die Grube zuzuschütten.

Potsdam – Die Trinkwasserversorgung von 40 000 Potsdamern ist gefährdet. Das haben die Potsdamer Stadtwerke aktuell dem Gesundheitsamt der Landeshauptstadt angezeigt. Entsprechende PNN-Recherchen bestätigte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Grund ist eine seit Jahren unvollendete und zuletzt teilweise mit Wasser vollgelaufene Tiefgaragenbaustelle im Wohngebiet Speicherstadt – direkt gelegen neben dem Wasserwerk in der Leipziger Straße. Es versorgt die Teltower und Templiner Vorstädte, Babelsberg sowie die Plattenbaugebiete Waldstadt, Schlaatz und Zentrum Ost und den Ortsteil Caputh der Gemeinde Schwielowsee.

Offene Baustelle seit 2013 mitten im Trinkwasserschutzgebiet

Rund um das Wasserwerk ist ein Trinkwasserschutzgebiet ausgewiesen, um das Wasser vor Verunreinigungen zu schützen. Dort seien nur kurzfristige Baugruben zulässig, sagte der Stadtwerkesprecher. Doch die derzeit ruhende Baustelle in der Speicherstadt sei nun seit Frühjahr 2013 offen. „Dadurch fehlen Deckschichten und Verunreinigungen können auf kürzestem Weg in das Grundwasser gelangen“, sagte der Sprecher. Weiterhin würden Fahrzeuge der Anlieger durch das Fehlen der Tiefgarage ungeordnet auf unbefestigten Flächen geparkt, wodurch das Grundwasser zusätzlich gefährdet sei.

Mit dem Volllaufen der Grube habe die Lage einen kritischen Zustand erreicht, hieß es aus Unternehmenskreisen – es könne „aller möglicher Dreck“ aus der Grube in das Wasser gelangen. Die Anzeige der Gefährdung an das Gesundheitsamt erfolgte am vergangenen Donnerstag, nach einem PNN-Bericht über die nach Pumpenproblemen teilweise mit Grundwasser vollgelaufene Baustellengrube.

Einige Brunnen wurden bereits außer Betrieb genommen

Als Sofortmaßnahme haben die Stadtwerke die Brunnen auf dem Werksgelände, die der Baugrube am nächsten sind, bereits außer Betrieb genommen. Dadurch werde der Zustrom von Grundwasser aus dem Bereich der Baugrube zum Wasserwerk unterbunden. „Das dient der Risikominimierung.“ Auch ein Sprecher des Landesumweltministeriums bestätigte auf PNN-Anfrage, aus Sicht der Aufsichtsbehörde könne eine potenzielle Gefährdung der Wasserwerksbrunnen nicht ausgeschlossen werden.

Denn falls Schadstoffe in die Baugrube gelangen sollten, bestehe „zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass diese leichter das Grundwasser erreichen können“. Nun würden Fachleute prüfen, „ob und wenn ja, welche weiteren Maßnahmen zur Sicherung der Wasserwerksbrunnen notwendig sind“. Aus dem Rathaus sagte ein Stadtsprecher allerdings auch, es läge aktuell keine Gesundheitsgefährdung und auch keine akute Gefahr für die Versorgung vor. Die Trinkwasserwerte in dem Wasserwerk würden permanent überwacht, hieß es ferner.

Stadt: Die Baugrube muss in drei Monaten zugeschüttelt werden

Aus den Stadtwerken hieß es hinter vorgehaltener Hand auch, eigentlich müsse die Grube zügig zugeschüttet werden. Die Stadt Potsdam habe den Bauherrn Speicherstadt Potsdam GmbH am Mittwoch aufgefordert, die Grube innerhalb von drei Monaten zuzuschütten, sagte ein Stadtsprecher den PNN.

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Ob ein Weiterbau möglich ist, steht in den Sternen, die Lage ist komplex und auch juristisch verfahren. Zuletzt hatte der neue Hauptgesellschafter des verantwortlichen Bauträgers die Insolvenz der Speicherstadt Potsdam GmbH bestätigt. Die Firma hatte die Tiefgarage mit 100 Stellplätzen für die drei ehemaligen Kornspeicher auf dem Areal bauen sollen, die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG (PVP) in den vergangenen Jahren für rund 30 Millionen Euro zu repräsentativen Wohnhäusern umgebaut hat. Doch es blieb über Jahre bei dem Rohbau.

Anwohner hatten Parkplatz in Tiefgarage bereits angezahlt

Mitte des Jahres war dem damaligen Chef der Speicherstadt GmbH vom neuen Gesellschafter dann gekündigt worden, unter anderem weil sich in seiner Zeit die Baukosten auf rund fünf Millionen Euro verdoppelt haben sollen. Eine anschließende Suche nach neuen Investoren scheiterte.

Von den jetzigen Verfahrensbeteiligten wollte sich am Dienstag zunächst niemand offiziell äußern. Verwiesen wurde etwa auf einen Vorschlag, dass nun die einstigen Käufer der schon vor Jahren versprochenen Tiefgaragenplätze mit Hilfe der PVP den Bau doch noch vollenden könnten. Dazu laufen Verhandlungen im Hintergrund. Die 100 Plätze für die Tiefgaragen waren einst für rund 25 000 Euro verkauft worden, teilweise haben Anwohner bereits Anzahlungen in Höhe von mehreren Tausend Euro geleistet. 

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