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Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg: Polizei zweifelt an Täterschaft des Festgenommenen

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bestätigt, dass die Lkw-Attacke in Berlin ein Anschlag war. Die Polizei ist nicht sicher, ob sie den richtigen Mann gefasst hat. Ein Überblick über die Ereignisse - und was bisher bekannt ist.

Berlin - Ein Lastwagen ist am Montagabend auf einem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin gefahren, dabei sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Das teilte die Polizei am Abend mit. Nach Angaben der Feuerwehr wurden mindestens 50 weitere Menschen teils lebensgefährlich verletzt. Der schwarze Lastwagen war über den Gehweg am Breitscheidplatz gefahren und hatte mehrere Buden zerstört. 


Was bisher bekannt ist:

- An der Berliner Gedächtniskirche ist ein Lkw in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt gefahren. Der Lkw soll über einen Gehweg gefahren sein und stand quer auf der Fahrbahn zwischen Bikini-Haus und dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.

- Zwölf Personen sind getötet worden. Mindestens 48 Menschen sind teilweise lebensgefährlich verletzt.

- Die Hintergründe sind noch unklar. Die Polizei teilte am Dienstagmorgen mit, dass es sich um einen vermutlich terroristischen Anschlag handelt. Bundeskanzlerin Angela Merkel deutet die Todesfahrt in einer Erklärung am Dienstag als Terroranschlag.

- Die Polizei hat einen Mann gefasst. Doch sie ist unsicher, ob er der Täter ist.

- Der Lkw gehört einer polnischen Spedition. Der ursprüngliche Fahrer des Lasters war Pole; der Mann, der am Breitscheidplatz tot im Lastwagen aufgefunden worden ist, war nach Angaben der Polizei ebenfalls Pole. Nach derzeitigem Kenntnisstand handelt es sich bei ihm wohl um den ursprünglichen Fahrer der Lkw. 

- Unter den Toten auf dem Berliner Breitscheidplatz befindet sich nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) auch eine Person, die erschossen wurde. Vermutlich handele es sich um einen polnischen Kraftfahrer, der allerdings Opfer und nicht Täter sei, sagte Schröter am Dienstag in Potsdam, meldet die Deutsche Presseagentur. Schröter berief er sich dabei auf Angaben aus einer Telefonkonferenz der Innenminister der Länder.

- Der Verdächtige wiederum hat laut Sicherheitskreisen den Lkw möglicherweise in Polen gestohlen. Der Mann soll den Behörden bekannt sein, allerdings wegen eines kriminellen, nicht wegen eines terroristischen Hintergrundes. Konkrete Hinweise auf einen Anschlag hat es den Sicherheitskreisen zufolge in den vergangenen Tagen nicht gegeben.

Der Lkw-Fahrer wurde laut Polizei nach kurzer Flucht festgenommen. Der Beifahrer sei getötet worden, hieß es. Ob der Vorfall einen terroristischen Hintergrund hat, ist bislang aber völlig offen. Der Lastwagen fuhr nach Polizeiangaben auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern über den Markt zwischen den Ständen durch und verletzte dabei auch Menschen. Der Lastwagen kam auf der Budapester Straße zu stehen. 

Der Sattelschlepper war vorne stark demoliert und nach dem Anschlag vor dem Hochhaus des Waldorf-Astoria-Hotels abgestellt, wie ein dpa-Fotograf berichtete. Dutzende Rettungswagen und viele Polizeiwagen waren vor Ort. Das Gelände wurde abgesperrt, Passanten wurden nur noch vom Weihnachtsmarkt gelassen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte in der ARD, dass derzeit vieles für einen Anschlag spreche. Allerdings liefen die Ermittlungen noch und Gewissheit gebe es derzeit noch nicht. Am Dienstagvormittag sollen die Innenminister der Länder und er zu einer Telefonkonferenz zusammenkommen. "Wir müssen Vertrauen in die Ermittlungsbehörden haben und es wird mit Hochdruck daran gearbeitet für Klarheit zu sorgen", sagte de Maizière. Man brauche jetzt ein paar Stunden. Man müsse jetzt auch prüfen, was dieser Vorfall für die Weihnachtsmärkte in Deutschland insgesamt bedeute.

Lkw-Beifahrer vor Ort verstorben

Der Beifahrer im Lkw verstarb laut Polizei vor Ort. Eine verdächtige Person sei in der Nähe festgenommen wurden, twitterte die Berliner Polizei. Es soll geprüft werden, ob es sich um den Fahrer handelt.

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Die Polizei gab vorerst Entwarnung für das Westberliner Zentrum um den Kurfürstendamm. "Derzeit gibt es keine Hinweise auf weitere gefährdende Situationen in der City nähe Breitscheidplatz", twitterten die Beamten.

Lkw soll in Polen gestohlen worden sein

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen handelt es sich bei dem am Abend Festgenommenen um einen Afghanen oder Pakistani. Er soll den LKW gefahren haben, den er laut den Informationen aus Sicherheitskreisen in Polen gestohlen habe. Den Ermittlern soll der Mann bekannt sein, allerdings nicht wegen eines terroristischen Hintergrunds, sondern wegen kleinerer krimineller Delikte. Außerdem soll die Person mehrere Alias-Personalien besitzen. 

Wie genau der LKW in seine Hände gekommen ist, ist unklar. Ursprünglich war der Wagen nach Angaben des polnischen Spediteurs auf dem Weg aus Italien nach Berlin. Die Spedition hat ihren Sitz in Sobiemysl, südlich von Stettin rund 180 Kilometer von Berlin entfernt. 

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, laut eines Polizeisprechers sei der tote Beifahrer polnischer Nationalität. Der Lastwagen gehört zu einer polnischen Spedition. Deren Besitzer konnte den Fahrer des LKW, seinen Cousin, seit dem Nachmittag nicht mehr erreichen. 

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Polizei warnt: Bleiben Sie zu Hause

Die Berliner Polizei hat die Bewohner der Hauptstadt zur Ruhe aufgefordert. "Bleiben Sie zu Hause und verbreiten Sie keine Gerüchte", schrieb die Polizei am Montagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.    

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Brandenburger SEK wurde in Alarmbereitschaft versetzt

Auch die Brandenburger Polizei ist in Alarmbereitschaft versetzt worden. Nach Angaben eines Sprechers der Innenministeriums in Potsdam wurde im Polizeipräsidium ein Führungsstab eingerichtet, der mögliche Einsätze leiten soll. Das Brandenburger Spezialeinsatzkommando (SEK) wurde in Alarmbereitschaft versetzt, auch die Bereitschaftspolizei ist in Rufbereitschaft. Allerdings habe Berlin noch keine Kräfte aus Brandenburg angefordert, sagte der Ministeriumssprecher. Brandenburg stehe aber bereits, falls Berlin Unterstützung benötige.

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Safety-Check zeigt, ob es Freunden und Verwandten gut geht

Auf Facebook hat sich kurz nach dem Vorfall am Breitscheidplatz die Safety-Check-Gruppe gebildet (obwohl nach wie vor nicht offiziell bestätigt ist, dass es sich um einen Anschlag handelt). Hier können Sie sehen, welche Freunde, Bekannten und Verwandte bereits gemeldet haben, dass es Ihnen gut geht.

Die Polizei hat außerdem unter der Rufnummer 030/54023 111 ein Bürgertelefon eingerichtet, über das sich Angehörige informieren können.

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Berlins Innensenator: "Spekulationen verbieten sich"

Berlins neuer Innensenator Andreas Geisel betonte am Abend am Breitscheidplatz: "Spekulationen verbieten sich." Von einem terroristischen Hintergrund könne noch nicht gesprochen werden.

Auf das vergleichsweise lockere Sicherheitskonzept der Berliner Weihnachtsmärkte angesprochen, entgegnete Geisel: "Berlin lebt davon, dass wir frei miteinander umgehen. Ich warne davor, jetzt die Lebensweise zu ändern und vorschnelle Schlüsse zu ziehen."

Reaktionen aus der Politik

Zahlreiche Politiker meldeten sich am Montagabend zu Wort. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nach Angaben ihres Sprechers Steffen Seibert mit dem Innenminister und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller  in Kontakt. "Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann", twitterte Seibert.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bot dem Land Berlin jegliche Unterstützung durch die Bundespolizei an. "Ich wurde unmittelbar nach dem schrecklichen Vorfall auf dem Berliner Weihnachtsmarkt unterrichtet", erklärte der Minister. "Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzen des schrecklichen Vorfalls."

Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich erschüttert. "Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt", sagte er. "Auch wenn wir noch nicht viel über die Hintergründe des schrecklichen Geschehens auf dem Berliner Weihnachtsmarkt wissen: Ich bin in Gedanken bei den Opfern, bei ihren Angehörigen, bei allen Menschen, die um Familienangehörige oder Freunde fürchten. Und ich danke den Helfern und Sicherheitskräften für ihren Einsatz."

Sigmar Gabriel, Vize-Kanzler und Wirtschaftsminister, twitterte: "Wir trauern. Unsere Gedanken sind bei den Opfern in Berlin und ihren Angehörigen."

Auch Justizminister Heiko Maas twitterte:

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EU-Politiker äußerten über Twitter ebenfalls ihre Anteilnahme, wie Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission:

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Das Weiße Haus veröffentlichte eine Stellungnahme, in der Präsident Barack Obama das Geschehen in Berlin als "vermutlich terroristischen Anschlag" "auf das schärfste" verurteilt. "Wir stehen zusammen mit Berlin im Kampf gegen all diejenigen, die unsere Art zu leben und unsere Gesellschaft bedrohen", hieß es weiter. 

Weitere Reaktionen lesen Sie hier >>

Gottesdienst am Dienstag in der Gedächtniskirche

Am Dienstag soll um 11.30 Uhr der Senat zusammenkommen, um 13 Uhr wird es eine Senats-Pressekonferenz geben, an der Berlins Regierender Michael Müller, Innensenator Andreas Geisel und Polizeipräsident Klaus Kandt teilnehmen werden. Um 18 Uhr soll es einen Gottesdienst in der Gedächtniskirche geben.

Auch Potsdams Oberbürermeister Jann Jakobs (SPD) zeigte sich bestürzt. Der Tageszeitung "Märkische Allgemeine" (MAZ) sagte er, er trauere um die Toten und drücke den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Die Folgen des möglichen Anschlags auf die Potsdamer Weihnachtsmärkte sind noch nicht absehnbar. „Wir werden zu prüfen haben, welche Konsequenzen Potsdam daraus zu ziehen hat“, sagte Jakobs der MAZ. Ob und wie der Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ in der Innenstadt nach den Ereignissen in Berlin nun stärker geschützt werden muss, soll am Dienstag geprüft werden. 

Der heutige Vorfall erinnert an einen Anschlag im Juli in Nizza. Damals waren 86 Menschen ums Leben gekommen, als ein Terrorist mit einem Lastwagen über die Uferpromenade der Mittelmeermetropole fuhr. Für diesen Anschlag hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung übernommen. (mit dpa, Tagesspiegel, Reuters)

Die Ereignisse des Abends können Sie auch im Newsblog bei unseren Kollegen vom Berliner Tagesspiegel nachlesen >>

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