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Landeshauptstadt: Pflastern für Hollywood

Das Studio Babelsberg investiert zwölf Millionen Euro in eine neue Außenkulisse. Sigmar Gabriel verteidigt die Filmförderung

Babelsberg - Die alte „Berliner Straße“war eine Lieblingsadresse von Hollywood in Europa – Roman Polanski hat in der berühmten Außenkulisse von Studio Babelsberg für den Oscar-Gewinnerfilm „Der Pianist“ gedreht, Quentin Tarantino für seine Weltkriegsfarce „Inglourious Basterds“, Stephen Daldry für „Der Vorleser“. Ein gutes halbes Jahr nach Abriss der alten Kulissenstraße wurde am gestrigen Montag im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) der Grundstein für den Nachfolgebau gelegt. Einen ersten Eindruck, wie die Straße später einmal aussehen könnte, gab es für die Gäste am Montag nur als Kulisse – gedruckt, auf Leinwand.

Rund 100 Meter lang soll der Straßenzug werden, mit zwölf bis 16 Meter hohen variablen Fassadenwänden. Zwölf Millionen Euro will sich das Studio Babelsberg die Kulisse nach eigenen Angaben kosten lassen, das 12 000 Quadratmeter große Grundstück inklusive. Es ist damit die bislang größte Einzelinvestition des Unternehmens. Gleichzeitig handelt es sich um den Startschuss für die lange geplante „Medienstadt II“ auf dem Gelände des früheren Karl-Marx-Werkes südlich der Großbeerenstraße. Die Stadt will auf dem Areal zwischen Ahorn- und Grünstraße weitere Medien- und IT-Unternehmen ansiedeln.

Mit der „Neuen Berliner Straße“ wolle man den Filmstandort wettbewerbsfähig halten, sagte Studio-Vorstandschef Carl L. Woebcken am Montag. Wann genau die Kulissenstraße stehen wird, ist allerdings noch offen: Denn der Bau soll an ein Filmprojekt geknüpft werden, so Woebcken: „Wünschen Sie uns Fortune, damit es dann bald losgehen kann.“

Vize-Kanzler Sigmar Gabriel betonte die Bedeutung der Filmbranche als „veritablen Wirtschaftsfaktor“ und verwies auf die rund 2500 in der Branche Beschäftigten allein in Babelsberg. Gleichzeitig verteidigte er die Filmförderung des Bundes: „Filmförderung verbindet in idealer Weise Kulturförderung und Wirtschaftsförderung und zahlt sich vielfach aus“, sagte Gabriel, für den der Besuch in der Babelsberger Filmuniversität und auf dem Studiogelände der Abschluss einer eintägigen Brandenburg-Rundreise war. Er werde sich dafür einsetzen, dass die Filmförderung des Bundes weder gekürzt noch generell infrage gestellt wird.

Hintergrund ist die Debatte um eine drastische Kürzung des Deutschen Filmförderfonds im Bundestag (PNN berichteten). Aus dem Topf mit jährlich 60 Millionen zahlt der Deutsche Filmförderfonds bislang auf Antrag bis zu 20 Prozent der in Deutschland anfallenden Produktionskosten für einen Film – für Unternehmen wie Studio Babelsberg sind solche Anreize wichtig im Wettbewerb mit anderen europäischen Filmstandorten um internationale Großproduktionen, wie die Studio-Chefs immer wieder betont haben. Die Filmförderung sei „gut angelegtes Geld“, sagte Gabriel am Montag: „Das rechnet sich nicht nur für den Standort hier, sondern für ganz Deutschland.“

Für Ministerpräsident Dietmar Woidke ist die „Neue Berliner Straße“ ein Baustein zur Weiterentwicklung des Medienstandorts. Er bedankte sich beim Studio für die Treue zu Babelsberg – wie jüngst bereits Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Auch der Babelsberger X-Filme-Produzent Stefan Arndt („Das weisse Band“), der unter anderem „Cloud Atlas“ im Studio drehte, begrüßte den Kulissenneubau: „Wir wollen auf jeden Fall hier drehen – es gibt viele Filme, die die ,Berliner Straße’ brauchen.“

Die erste „Berliner Straße“ war im Sommer 1998 für Leander Haußmanns DDR-Komödie „Sonnenallee“ nach Entwürfen der Szenenbildner Lothar Holler und Joris Hamann gebaut worden. Damals hatte der Bau nur acht Wochen gedauert, erinnerte sich Hamann, der auch die „Neue Berliner Straße“ wieder geplant hat.

In der alten Kulissenstraße wurden zuletzt Szenen für die US-Komödie „Business Trip“ mit Vince Vaughn gedreht. Der Film soll im Mai 2015 in die Kinos kommen. Die Filmstraße war Ende 2013 abgerissen worden. Auf dem Gelände, das Studio Babelsberg vom Filmpark Babelsberg gepachtet hatte, soll ein Campus mit Wohnungen, Geschäften und Büros entstehen.

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