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Deutsch-Israelische Beziehungen: Normalität wird es nie geben

Israels Botschafter kam zum 1. Israeltag an die Uni. Hintergrund des Treffens waren die sehr guten wissenschaftlichen Beziehungen, die die Potsdamer Uni zu israelischen Hochschulen unterhält. Doch inwieweit man zwischen Deutschland und Israel überhaupt jemals von Normalisierung sprechen könne, blieb in der Diskussion kontrovers.

Potsdam - Yakov Hadas-Handelsman sprach von Ewigkeit. So gut und eng sie heute auch seien, die deutsch-israelischen Beziehungen, sie könnten auf ewig nur vor dem Hintergrund des Holocaust gesehen werden, sagte der israelische Botschafter in Deutschland am Dienstag an der Universität Potsdam. Vor dem Hintergrund der Geschichte könnte die Beziehung nie normal sein, sagte der Botschafter auf einer Podiumsdiskussion zum ersten Israeltag der Hochschule. „Wir brauchen uns gegenseitig für die Zukunft, wegen der Vergangenheit“, sagte Hadas-Handelsman.

Hintergrund des Treffens am Campus Neues Palais waren die sehr guten wissenschaftlichen Beziehungen, die die Potsdamer Uni zu israelischen Hochschulen unterhält. Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren sei hier eine stabile Struktur aktiver Forschungskooperationen entstanden, so Potsdams Uni-Präsident Oliver Günther. „Das sind nicht nur Projekte auf dem Papier.“ Die Potsdamer Uni unterhält Kooperationen zur Tel Aviv University, der Bar-Ilan-University im Bezirk Tel Aviv sowie zur größten israelischen Universität, der renommierten Hebrew University in Jerusalem.

Inwieweit man zwischen Deutschland und Israel überhaupt jemals von Normalisierung sprechen könne, blieb in der Diskussion kontrovers. Israelische Studierende würden die wissenschaftlichen Beziehungen zu Deutschland heute als Normalität sehen, eben weil die Erinnerung an den Holocaust Teil des Alltagslebens geworden sei, so der Präsident der Tel Aviv University, Joseph Klafter. Potsdams Uni-Chef Günther erwartet, dass ein engeres Verhältnis des Nachwuchses der beiden Länder helfen könne, die Beziehungen zu normalisieren. Was der israelische Botschafter Hadas-Handelsman so nicht akzeptieren wollte: Die Beziehung werde immer das Verhältnis von Täter und Opfer sein, das müsse man immer im Hinterkopf behalten. Dass im Fall der Entführung von drei israelischen Jugendlichen im Westjordanland in deutschen Medien Zweifel daran laut wurden, dass es sich dabei um Hamas-Terror handele, nannte der Botschafter als Beispiel dafür, dass die Beziehungen eben nicht normal seien. Er wünsche sich mehr Sensibilität und mehr Vertrauen in den israelischen Staat. Er sprach von Verantwortungsgefühl. Israel sei zwar keine heilige Kuh, was Kritik anbelangt. „Wir selbst sind Weltmeister in Selbstkritik.“ Doch Kritik aus Deutschland bleibe immer ein spezieller Fall.

Auf akademischer Ebene forderte Tel Avivs Uni-Präsident Klafter eine Verstärkung des Studentenaustauschs. Dies sei der Schwachpunkt der akademischen Kooperationen. Oliver Günther sieht die Hochschulen hier auf einem guten Weg. „Wir müssen das Erreichte nun vertiefen.“ Es brauche mehr junge Israelis und Deutsche, die sich voneinander ein Bild machen können. Dazu passte es gut, dass die Potsdamer Uni in diesen Tagen für drei Jahre den Zuschlag zum „Young Scientists Contest“ erhielt. Jährlich vergibt das Bundesforschungsministerium einen Sonderpreis an israelische Schüler. Diese widmen sich im „Young Scientists Contest“ natur- und geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekten. Die Gewinner werden für drei Wochen nach Deutschland eingeladen, wo sie während ihres Aufenthalts dann von der Uni Potsdam betreut werden. Ganz im Sinne Oliver Günthers wird der Nachwuchs dabei sicher mehr voneinander erfahren können. Jan Kixmüller

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