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Brockessches Palais in Potsdam: Mit Putten und Vasen

Die Sanierung des Brockesschen Palais geht voran, die Neubauten rundherum nehmen Gestalt an. Wie es im Umfeld des Innenstadt-Ensembles weitergeht.

Innenstadt - Die Gerüste am historischen Gebäude sind schon gefallen, an der Ostseite und der Rückseite wachsen die Neubauten in die Höhe, im Frühsommer soll es auch an der Westseite losgehen: Die Sanierung des Brockesschen Palais in der Yorckstraße schreitet voran, die Projektentwickler von der Baywobau Berlin und die mit dem Vertrieb betraute Deutsche Apotheker- und Ärztebank zeigten sich am gestrigen Dienstag zufrieden mit dem Verkauf. Die Nachfrage nach den 106 Wohnungen, die in sechs Bauabschnitten bis Ende 2016 entstehen sollen, sei hoch, man werde sie „im Handumdrehen“ los, sagte Baywoba-Berlin-Chef Steffen Hanschmann.

3600 bis 4500 Euro pro Quadratmeter müssen die künftigen Eigentümer für eine Wohnung in Innenstadtlage berappen, wie Vertriebschef Andreas Cornelißen sagte. Die meisten der Käufer seien jedoch Anleger, wollen die Wohnung vermieten und Geld verdienen. Die Bank rechnet bei Mietpreisen von 11,50 Euro kalt pro Quadratmeter mit einer Rendite von rund vier Prozent.

Zwischen 60 und 105 Quadratmetern groß sind die meisten der Wohnungen, die in dem Ensemble entstehen, 18 im historischen Palais, der Rest in den Neubauten. Die größte Wohnung zieht sich auf zwei Geschossen im Altbau über 324 Quadratmeter Wohnfläche und punktet in der Beletage mit einer Zimmerflucht mit sieben zusammenhängenden Räumen und zwölf Fenstern mit Ausblick über den Stadtkanal. Potsdams teuerste Eigentumswohnung hat für rund 1,5 Millionen Euro einen Besitzer gefunden.

Der Fortschritt in dem Ensemble freut auch Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Grüne). „Es ist unglaublich, was sie da dem Stadtraum, der Stadt zurückgeben“, lobte er die Baywoba angesichts der fast fertigen Fassade des Palais. Auch der historische Figurenschmuck – acht Vasen und vier Putten – sollen das Haus künftig wieder schmücken. Ein Teil war erhalten, drei Vasen müssen ersetzt werden, wie Baywoba-Chef Steffen Hanschmann sagte. Sie sollen in Sandstein gefertigt werden. Über die Finanzierung habe man sich mit der Stadt geeinigt, aber Stillschweigen vereinbart, hieß es.

Denkmalschützerische Belange mussten auch im Inneren berücksichtigt werden: So wurden etwa historische Türen aufwendig restauriert. Kurioses Detail: In einigen Räumen bleiben die Türrahmen aus Holz in der Wand, obwohl die Türöffnung geschlossen wird. Ein Kompromiss mit der Denkmalpflege, um weniger Durchgangszimmer zu erhalten, hieß es.

Gut zwei Jahrzehnte lang war das Bürgerpalais, das Preußenkönig Friedrich II. 1776 nach Entwürfen des Hofarchitekten Carl von Gontard für den königlichen Glasschleifer Brockes errichten ließ, zusehends verfallen. Aus den verschiedenen Plänen der früheren Besitzer seit der Wende, dort unter anderem die Stadtbibliothek, das Potsdam Museum oder ein Hotel unterzubringen, wurde nichts. Vor dreieinhalb Jahren schlug die Bremer Asset-Firmengruppe zu und entwickelte das Objekt dann gemeinsam mit der Baywobau Berlin – mittlerweile habe Asset das Vorhaben aber verlassen, sagte Steffen Hanschmann.

Wie es im Umfeld des Ensembles in dem Quartier zwischen Breiter Straße, Dortustraße, Yorckstraße und Neuem Markt weitergehen soll, hängt noch von verschiedenen Faktoren ab. Die Stadt startet am heutigen Mittwoch den Bürgerdialog zur Garnisonkirche, der auch das Gebiet der Plantage und des Rechenzentrums mit einbezieht. Für das Erscheinungsbild der Plantage will die Stadt außerdem einen Wettbewerb ausloben, erklärte Baudezernent Klipp. Einen Bolzplatz mit festen Toren wird es dort nicht geben, betonte er. Die Fläche soll aber von der benachbarten Dortuschule für den Schulsport genutzt werden können. Wie berichtet hatten Lehrer und Elternvertreter der Schule befürchtet, die Sportfläche mit der Neugestaltung zu verlieren.

Platz für weitere Neubauten soll auch auf dem Gelände der alten Feuerwache entstehen. „Wir wollen die Feuerwache so schnell wie möglich abreißen und entwickeln“, sagte Klipp. Momentan ist dort noch die Notunterkunft für rund 50 Flüchtlinge in Containern untergebracht, die Flüchtlinge sollen aber im Juni in ein moderneres Domizil in der Pirschheide ziehen.

In Sachen Rechenzentrum richtete Klipp erneut Kritik an das Land, das das Gebäude derzeit „ohne vertragliche Grundlage weiter nutzt“, wie Klipp betonte. Das Land habe immer noch keinen verbindlichen Zeitplan zur Übergabe des Gebäudes vorgelegt. Damit würden die Planungen für die Plantage und den Langen Stall, auf dessen Fläche der flache Teil des Rechenzentrums steht, blockiert. Der Gebäudeteil an der Breiten Straße soll wie berichtet ab Sommer von der Kreativszene genutzt werden können. Er stünde zwar dem Kirchenschiff der Garnisonkirche im Wege – da derzeit aber offen sei, „ob, wann und in welcher Form“ das Kirchenschiff gebaut werde, könne man sich „auf eine längerfristige Nutzung einstellen“, sagte Klipp.

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