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Zukunft von Lustgarten und Hotel Mercure: Mehr Spaß, weniger Barock

Zwei Entwürfe für die Neugestaltung des Lustgartens kristallisieren sich im Werkstattverfahren heraus. Beide sehen langfristig das Verschwinden des Hotels Mercure vor. Dem Hotel hat die hitzige Diskussion wirtschaftlich geschadet, dennoch hat eine amerikanische Unternehmensgruppe Kaufinteresse signalisiert.

Potsdam - Absage an den barocken Garten: Eine Wiese anstelle des Hotelhochhauses und verschiedene Gastronomie- und Freizeitangebote – so könnte der Lustgarten in Zukunft aussehen. Das Gutachtergremium hat nach der abschließenden dritten Runde des Werkstattverfahrens am Dienstagabend nach PNN-Informationen zwei Favoriten aus den Entwürfen der sieben beteiligten Architektenteams gefunden. Dem Vernehmen nach handelt es sich um die Entwürfe von Machleidt und Loidl sowie WES Architekten. Eine stärkere Orientierung an der barocken Gartengestaltung mit Fontänen fand dagegen weniger Gefallen. Mit einer offiziellen Stellungnahme der Jury wird am heutigen Donnerstag gerechnet.

Einen formalen Sieger wird das Gutachtergremium, in dem neben der Stadtverwaltung und dem Sanierungsträger auch Architekten, die Weisse Flotte und Mercure-Geschäftsführer Marco Wesolowski vertreten sind, in dem Verfahren ohnehin nicht küren. Ein noch nicht benannter Gutachter soll aus den Entwürfen einen Masterplan zusammenstellen, über den die Stadtverordneten abstimmen sollen. Das seit Mitte vergangenen Jahres laufende Werkstattverfahren soll insgesamt 520 000 Euro kosten.

Langfristig eine Wiese statt Hotel

Beide Favoriten sehen langfristig eine Wiese am jetzigen Standort des Hotels Mercure vor. Allerdings halten sie auch Übergangslösungen für einen umgestalteten Lustgarten mit Hochhaus für möglich. In beiden Fällen müsste das ausladende Sockelgeschoss des Hotelbaus aus den 1970er-Jahren verkleinert werden, um den Blick zwischen Landtag und Neptunbecken freizugeben. Die Verkleinerung würde jedoch eine Nutzung des Gebäudes als Hotel infrage stellen, weil Veranstaltungs- und Gastronomieflächen verloren gehen würden. WES sieht ein Neptunbecken mit Sitzstufen in seinen historischen Ausmaßen vor. Machleidt und Loidl schlagen entlang der der Breiten Straße symmetrisch zum Marstall langgezogene „Gartenhäuser“ vor. Sie sollen den jetzigen Festplatz gliedern und gleichzeitig als Lärmbarriere für den dahinterliegenden Bereich dienen. Dort können sich die Planer gastronomische Angebote wie einen Biergarten vorstellen.

Der Abschluss des Werkstattverfahrens, in dessen Verlauf etwa 2000 Besucher eine im Lustgarten aufgestellte Infobox besuchten, sorgt bei Hotelchef Marco Wesolowski für gemischte Gefühle. Er hoffe, dass die Diskussion um einen Abriss nun vorerst ruhiger werde. „Jetzt können wir uns besser auf unsere Gäste konzentrieren.“ Wesolowski kritisierte, die Stadtverwaltung habe sich von Anfang an auf einen Abriss des Hochhauses festgelegt. Die Diskussion habe dem Haus wirtschaftlich geschadet. Dennoch sei das Mercure zwischen Ostern und Oktober sehr gut ausgelastet und „in der Top-Zehn in Potsdam“. Genaue Zahlen nannte er nicht.

Mercure steht vor einem Eigentümerwechsel

Über die städtebauliche Entwicklung der Mitte zu diskutieren, sei legitim, so Wesolowski. „Allerdings sollte man dann auch über die Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss sprechen“, sagte er den PNN. Diese Entscheidung sei vor 25 Jahren gefallen. „Heute gibt es völlig andere Rahmenbedingungen.“ Wesolowskis Standpunkt teilte die Bürgerinitiative „Potsdam neu denken“ mit. Die Orientierung am Barock sei eine ästhetische Festlegung, so Sprecher André Tomczak. „Landtag und Hotelhochhaus bilden eine spannende Eingangssituation in die Innenstadt“, sagte er. Es sei fragwürdig, Steuergeld auszugeben, um über ein Gebäude zu debattieren, das der Stadt nicht gehöre.

Unterdessen steht das Hotelhochhaus gemeinsam mit Häusern aus dem sogenannten Interhotel-Portfolio beispielsweise in Berlin, Dresden und Leipzig vor einem neuen Eigentümerwechsel. „Die Immobilie befindet sich im Verkaufsprozess“, sagte Wesolowski den PNN. Beim Käufer handelt es sich um die Starwood Capital Group aus dem US-Bundesstaat Connecticut. Zur Unternehmensgruppe gehört auch „Starwood Hotels and Resorts“, eines der weltweit größten Hotel- und Freizeitunternehmen mit Marken wie Sheraton und Westin. Deshalb musste die Übernahme des Interhotel-Portfolios von der insolventen Blackstone-Gruppe auch von der EU-Kommission kartellrechtlich geprüft werden. Es gab jedoch keine Einwände gegen die Übernahme. Zu den Plänen für Potsdam machte Starwood auf PNN-Anfrage keine Angaben.

Kritik an den Entwürfen der Architektenteams kommt auch von der Weissen Flotte. Eine historische Wiederherstellung des Neptunbassins werde es nicht geben, sagte Geschäftsführer Jan Lehmann. Die dafür nötig Fläche war der Weissen Flotte von den Stadtverordneten als Baufeld für Gastronomie und Logistik zugesichert worden, falls die Räume am Fuße des Hotels verschwinden.

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