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Bio-Wein aus Töplitz: Mehr Sonnenstunden als die Pfalz

Dreimal fünf, fünfmal weiß: Der Wein vom Klosterhof in Töplitz hat nun das Öko-Zertifikat erhalten.

Werder (Havel) - Es gibt ein grünes und ein blaues Zertifikat. Winzertochter Lara Wolenski nimmt das Grüne, es ist das Schmuckzertifikat. Zum Aufhängen. Seit gestern ist das Weingut Klosterhof Töplitz offiziell öko-zertifiziert. „Wir müssen so gut wie keine Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen“, sagt Winzer Klaus Wolenski. „Das liegt auch daran, dass die Weinberge in der Region zu isoliert liegen, dass sich Schädlinge groß ausbreiten könnten.“

Vor rund zehn Jahren hat Klaus Wolenski das Rebrecht beantragt und seitdem wird in Töplitz wieder Wein gekeltert. Durch den überwiegenden Verzicht auf Chemie ist der Wein bio. Seit 2011 wird der Wein schließlich im eigenen Keller ausgebaut. Acht Sorten kultiviert die Familie, drei Rot- und fünf Weißweine. „Der weiße Riesling und Bacchus sowie der Regent als Rotwein gehen am besten“, sagt Lara Wolenski. Sie wird die Geschäfte auf dem Weinberg in Töplitz Stück für Stück übernehmen. Somit tritt sie in die Fußstapfen ihres Vaters, der zwar lange Jahre als Beamter arbeitete, das Winzerwissen aber von seinem Großvater erworben hat. Der baute schon Wein an der Mosel bei Koblenz an.

"Ich denke in Wein"

„Man muss sich schon ein wenig mit der Natur und den Pflanzen auskennen, damit man einen Weinberg richtig bewirtschaften kann“, sagt Klaus Wolenski. „Bei mir dreht sich alles um Wein, ich denke in Wein“, sagt Wolenski. Tochter Lara hat lange als Berufsreiterin ihr Geld verdient und ein abgeschlossenes Lehramtsstudium in der Tasche. Die Verantwortung auf dem Weinberg ist etwas Neues für sie. „Im Prinzip kann es jeder machen, aber bei uns wird alles per Hand gemacht, damit die Qualität stimmt“, sagt die Nachwuchswinzerin.

Von der Qualität des Weins hat sich auch Landeslandwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) am Mittwoch überzeugt. „Es ist bemerkenswert, dass hier Menschen nicht nur die Tradition wiederbeleben, sondern auch davon leben können“, so Vogelsänger. Die Tradition auf dem etwas versteckt liegenden Weinberg ist lang. „Vor 600 Jahren wurde hier schon Wein angebaut“, sagt Winzer Wolenski. Die Zisterziensermönche machten 1360 den Anfang. Nach der Auflösung des Klosters haben in der Region Schweizer Kolonisten Weinberge betrieben, so der Winzer. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es keinen Weinbau mehr und zu DDR-Zeiten blieb es nur eine Erinnerung.

Keine Expansion seines Weinguts

In ganz Brandenburg wird laut Agrarministerium an 26 Standorten auf insgesamt 30 Hektar Wein angebaut. „2007 ging es richtig los, als wir 15 Hektar aus der Reserve von Rheinland-Pfalz bekommen haben“, so Vogelsänger. Nach der Wiedervereinigung wurde in den neuen Bundesländern das europäische und nationale Weinrecht eingeführt. Damit die Preise im europäischen Binnenmarkt stabil gehalten werden können, darf nur mit Rebrecht Wein angebaut werden. In Deutschland gibt es laut Ministerium 102 000 Hektar Rebflächen. „Rebrechte sind wie Goldstaub,“ sagt Wolenski. Das soll sich im kommenden Jahr ändern. „Alle Flächenländer bekommen von der EU jährlich fünf Hektar, die die Winzer beantragen können“, sagt Peter Schubert, Referent im Landwirtschaftsministerium.

Für Klaus Wolenski ist eine Expansion seines Weinguts allein wegen der Kosten vorerst nicht vorstellbar. „Pro Hektar muss man 30 000 Euro im Jahr einrechnen und dann bräuchte man noch einen Keller.“ Auf dem Klosterhof in Töplitz können dieses Jahr 16 000 Liter geerntet werden. „Wir reduzieren aber die Menge, um die Qualität des Weins zu sichern“, so Wolenski. „Wir haben bereits im Juni und Juli viele Trauben weggeschnitten.“ Der Winzer verspricht sich einen guten Jahrgang. Verkauft wird er beinahe ausschließlich auf dem Hof in Töplitz. Supermärkte oder Gastwirtschaften in der Region werden nicht beliefert. Nur eine Ausnahme gibt es. „Im Restaurant Kades auf dem Pfingstberg in Potsdam gibt es unseren Wein“, sagt Wolenski.

Hefe-Geruch auf dem Weingut Töplitz

Im Keller auf dem Töplitzer Weingut riecht es zurzeit nach Hefe. Die Gärung für den neuen Jahrgang ist in vollem Gang. Immer wieder kommen die zwei Erntehelfer mit dem alten Traktor vom Berg getuckert und kippen die Trauben ab. Dann werden sie vom Stiel getrennt. Dabei werde darauf geachtet, dass keine Stiele in die Produktion gelangen. Das schlage sich negativ auf die Qualität des Weines aus. „Ich freue mich, dass wir jetzt endlich öko-zertifiziert sind“, sagt der leidenschaftliche Winzer. Vor allem freue er sich aber auf den neuen Jahrgang. Immerhin seien die Bedingungen ideal. „Wir haben hier immer leichten Wind aus Ketzin und somit keine Fäulnis – und außerdem schauen die Reben am Hang Richtung Süden“, so Wolenski. „Wir haben mehr Sonnenstunden als die Pfalz, kein Witz.“

Björn Stelley

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