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Landeshauptstadt: Märchenhafte Erziehung im Belvedere

Auf dem Pfingstberg fanden gestern Dreharbeiten für den ARD-Märchenfilm „Der Prinz im Märchenfell“ mit Tatort-Kommissar Miroslav Nemec statt

Von Sarah Kugler

Links lädt ein filigraner Goldpavillon mit blauen Kissen zum gemütlichen Verweilen ein, rechts lockt eine üppige Obstschale auf einem kleinen Tisch zum Naschen. Im Hintergrund marschieren Soldaten in altertümlichen Kostümen die Treppen auf und ab, während Miroslav Nemec im Königsgewand die perfekte Hofbegrüßung übt. Der Münchner Tatort-Kommissar spielt den König im Märchenfilm „Der Prinz im Bärenfell“, der gerade vom Saarländischem Rundfunk und dem rbb für die ARD-Reihe „Sechs auf einen Streich“ abgedreht wird. Am gestrigen Dienstag wurde dabei im und um den Belvedere auf dem Pfingstberg gefilmt. Regisseur Bodo Fürneisen war von dem Ort ganz begeistert. „Das ist etwas sehr Besonderes hier“, sagte er. „Und soweit ich weiß, ist das Belvedere auch noch nicht oft im Filmen verwandt worden.“ Wie rbb-Redakteurin Anke Sperl sagte, sei das Potsdamer Schloss ausgewählt worden, weil es so schöne Wandelgänge und ein Wasserbecken habe. „In der Szene, die wir hier drehen, geht es nämlich darum, dass der König mit dem Prinzen zusammen angelt“, verriet Sperl. „Damit will er ihm vermitteln, dass man sich sein Essen selber besorgen muss.“

Davon will der Prinz (Max Befort) allerdings nicht so viel wissen, denn der ist in der Adaption des Grimmschen Märchens „Der Bärenhäuter“ eher auf sich fokussiert. Auf einem Ausritt gerät er irgendwann in die Falle des Teufels (Wilfried Hochholdinger), der ihn in einen Bären verwandelt. Erlöst kann er nur werden, wenn er bis zur nächsten Tag- und Nachtgleiche eine Frau findet. In der schönen Elise (Mira Elisa Goeres) scheint er eine potenzielle Erlöserin gefunden zu haben. Doch ihre Familie trachtet dem verwandelten Prinzen nach dem Leben.

Für Regisseur Fürneisen ist es bereits der fünfte Märchenfilm, den er für die ARD-Reihe dreht. „Märchen sind einfach so schön, weil sie die Möglichkeit geben, aus der Realität auszubrechen und der Fantasie freien Lauf zu lassen“, sagte er. Auch finde er es schön, dass das Gute immer siege. „Das erinnert einen daran, wie das Leben eigentlich sein sollte“, so Fürneisen schmunzelnd. Der Regisseur, der an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg auch als Professor im Studiengang Schauspiel tätig ist, hat seine weibliche Hauptdarstellerin persönlich für die Rolle empfohlen. Mira Elisa Goeres, die kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss an der Potsdamer Filmuni steht, hätte ihn schon bei der Aufnahmeprüfung vor vier Jahren überzeugt. Wie er sagte, habe sie eine unglaublich hohe Sensibilität und sei ein sehr besonderer Typ. „Sie hat einfach ein Kameragesicht“, betonte Fürneisen und fügte hinzu: „Das macht die Arbeit mit ihr sehr spannend.“

Goeres ist für diese Wertschätzung sehr dankbar, wie sie am Montag sagte. „Natürlich musste ich wie alle anderen auch zum Casting gehen“, so die junge Schauspielerin, die im Jahr 1992 geboren ist. „Aber der Anruf kam dann von Bodo persönlich und darüber habe ich mich sehr gefreut.“ Ihre Rolle als Elise versucht sie so ernst wie möglich zu nehmen und nach ihren Vorstellungen glaubhaft darzustellen. Dabei spiele es ihrer Meinung keine große Rolle, ob sie modern oder traditionell gespielt werde. Es ginge vielmehr darum, sie so darzustellen, dass der Zuschauer sich mit ihr identifizieren kann. „Ich finde es sehr bewundernswert, wie mutig und gutherzig Elise ist“, so Goeres. „Und das, obwohl es in ihrer Welt sehr rau zugeht.“ Es ist die erste große Fernsehrolle, die sie übernimmt, und dass es sich dabei ausgerechnet um eine Märchenfigur handelt, freut die junge Schauspielerin besonders. „Ich bin ein großer Märchenfan“, sagte sie. „Meine Mutter hat mir als Kind immer Märchen vorgelesen und ich finde sie einfach wahnsinnig schön.“

Ihr Kollege Miroslav Nemec hatte als Kind eher wenig mit Märchen zu tun und dreht mit „Der Prinz im Bärenfell“ auch seinen ersten Märchenfilm. „Ich freue mich auf diese Erfahrung, das ist total schön“, sagte er. „Am Ende siegt die Liebe, so sollte das im wahren Leben auch sein.“ Für ihn ist der Dreh auf dem Pfingstberg eine doppelte Premiere, denn Nemec hat vorher auch noch nie in Potsdam gedreht, wie er sagte. „Privat war ich allerdings schon öfter hier und mag die Stadt sehr“, so der Schauspieler. „Besonders die Wege am Wasser lang sind ganz wunderbar.“

15 Tage dauert der Dreh für „Der Prinz im Bärenfell“, der unter anderem auch im Spreewald, im Kölner Stadtbad und im Wald von Ferch produziert wurde. Am 23. Juni sollen die Aufnahmen abgeschlossen sein. Insgesamt hat die ARD schon 34 Märchenfilme im Rahmen ihrer Reihe verfilmt und dabei zahlreiche namenhafte Schauspieler, wie Anja Kling oder Armin Rohde, vor die Kamera geholt. „Uns ist dabei immer wichtig, eine Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern zu schaffen“, so Anke Sperl. In diesem Jahr entstehen wieder sechs Märchenfilme, die zu Weihnachten ausgestrahlt werden. Dabei sind diesmal neben „Der Prinz im Bärenfell“ „Nussknacker und Mausekönig“, „Die Salzprinzessin“, „Prinzessin Maleen“, „Hans im Glück“ und „Schlaraffenland“.

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