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Neue Pläne für Biosphäre in Potsdam: Klassenzimmer statt Tropenflair

Potsdam plant den Umbau der Biosphäre: In dem defizitären Haus könnte eine große Gesamtschule entstehen. Zunächst soll aber noch einmal nach einem privaten Investor gesucht werden.

Bornstedter Feld - Noch wirbt die Biosphäre mit „Urlaubsstimmung an 365 Tagen im Jahr“. Doch spätestens 2018 wird die defizitäre Tropenhalle schließen. Stattdessen sucht die Stadt jetzt einmal mehr einen Investor für den Bau. Und hat einen überraschenden Plan B: Sollte kein Investor gefunden werden, soll die Biosphäre zu einer neuen Schule für 900 Kinder und Jugendliche umgebaut werden – inklusive Sporthalle, Mensa und Jugend- und Stadtteiltreff. Das Geld dafür wäre vorhanden, weil der kommunale Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld dadurch auf einen geplanten Schulneubau am Plattner-Campus am Jungfernsee verzichten könnte – der Umbau wäre mit geschätzten 26,6 Millionen Euro fast genauso teuer wie ein Neubau. Das alles sieht eine lang angekündigte Machbarkeitsstudie vor, über die die Stadtverordneten am 21. Januar erstmals im Hauptausschuss beraten.

Zwei Ideen für Biosphäre

Demnach will die Stadt ein paralleles Verfahren zur Zukunft der Tropenhalle starten, zwei Planspiele gibt es. Das ambitioniertere Projekt ist dabei eine sogenannte Haus-in-Haus-Lösung, bei der die Halle als weiterführende Schule genutzt wird. Dazu hat der Entwicklungsträger bereits erste Planskizzen mit den Architekten der Biosphäre erarbeitet, dem Berliner Architekturbüro „Barkow Leibinger“ – dieses hat zusammen mit Wirtschaftsprüfern und Ingenieuren die gesamte Studie erstellt. Demnach würde das 180 mal 50 Meter große Gebäude noch einmal um 20 Meter verlängert und dann Platz für eine Gesamtschule für 900 Schüler bieten. Die Klassenzimmer würden dabei auf Stelzen stehen, die Wände sind aus Glas geplant. Der Boden der Halle wäre der Pausenraum. Eine ebenfalls neue Dreifeld-Turnhalle solle auch für Vereinssport in dem wachsenden Stadtteil und für Veranstaltungen dienen, sagte Entwicklungsträgerchef Bert Nicke. Zudem sollen neben der Biosphäre im Volkspark weitere Flächen für den Schulbetrieb entstehen.

Allerdings müssten noch offene Fragen geklärt werden – unter anderem geht es um ein Klimakonzept im Sommer, damit die Räume in dem Glasbau nicht zu heiß und stickig werden. Zugleich geht die Studie davon aus, dass die Betriebkosten für die Schule rund 400 000 Euro höher liegen als bei vergleichbaren Einrichtungen. Zudem wird auf die bereits begonnene neue Gesamtschule an der Esplanade verwiesen – dort sollen bis zu 650 Schüler unterrichtet werden. Insofern würden insbesondere in den Morgenstunden rund 1550 Schüler in die benachbarten Schulstandorte strömen – dorthin fährt derzeit eine einzige Bahnlinie. Auch brandschutztechnische Fragen seien noch zu klären.

Potsdam hofft auf 4,6 Millionen Euro

Parallel zu all diesen Erkundungen soll aber zunächst ab April gezielt erneut gezielt nach Interessenten gesucht werden, die die Halle betreiben wollen. „Wir hoffen auf die Kreativität des Marktes“, sagte Nicke vom Entwicklungsträger. Die Stadt erhoffe sich einen Erlös von mindestens 4,6 Millionen Euro. Nach gescheiterten Ausschreibungen in der Vergangenheit mache man sich nun neue Hoffnung, weil im Herbst 2017 die bestehende Fördermittelbindung für das Haus ausläuft. Wäre das Gebäude vorher nicht mehr als touristische Einrichtung betrieben worden, hätte Potsdam Fördergeld zurückzahlen müssen. Insofern seien die Spielräume im Gegensatz zu den vorigen, erfolglosen Ausschreibungen viel größer, sagte Nicke – und schränkte zugleich doch ein, man wolle keine zusätzlichen Handelsflächen schaffen und keine Nutzung, die Lärm in der Umgebung verursache. Es sei aber beispielsweise möglich, dass ein privater Schulbetreiber die Biosphäre übernehmen könnte, so Nicke weiter. Im Dezember sollen die Stadtverordneten sich schließlich entweder für den Investor oder das Schulmodell entscheiden.

Vom Tisch ist damit die ernsthaft erwogene Variante, das Haus abzureißen und das Areal für Wohnungsbau zu verkaufen. Das wäre zwar für die Stadt die wirtschaftlich günstigste Variante, machte Nicke deutlich – man geht von 5,2 Millionen Euro Mehreinnahmen aus. Allerdings sei der Abriss eines derartig großen und auch architektonisch bedeutsamen Bauwerks öffentlich kaum vermittelbar, hieß es bei der Vorstellung der Pläne unisono.

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