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"Homeland"-Dreh in Potsdam: Hollywood zu Gast im Holländischen Viertel

Im Holländischen Viertel in Potsdam wurde am Dienstag für die US-Serie „Homeland“ gedreht. Das Backsteinquartier stellte Amsterdam dar. Und Touristen und Anwohner waren beim Dreh unverhofft nah dabei.

Potsdam - Viel Arbeit hatten die Filmhandwerker bei dieser Kulisse nicht. Ein paar überklebte Straßen- und Verkehrsschilder, gelbe Nummernschilder an den Autos – und schon geht das Holländische Viertel in Potsdams Zentrum als Backsteinquartier in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam durch. Die Mittelstraße heißt dann Tolstraat und die Touristen-Wegweiser beschildern nicht den Weg nach Sanssouci, sondern zum erfundenen „Vaadeloonpark“ oder der „Nieuwe Herengracht“.

Aus dem Holländischen Viertel wird Amsterdam

Am gestrigen Dienstag war Hollywood zu Gast im Holländischen Viertel. An der Kreuzung zwischen Mittelstraße und Benkertstraße wurde für die US-Serie „Homeland“ gedreht – zur Freude vieler neugieriger Touristen und Potsdamer, die unerhofft nah dabei sein konnten.

Vorbereitet wurden die Aufnahmen schon ab Montagabend, als sowohl im Holländischen Viertel selbst als auch auf dem Bassinplatz die ersten Trucks des Filmteams anrollten. Für die sonst neben der katholischen Kirche St. Peter und Paul parkenden Touristenbusse war am Dienstagmorgen jedoch kaum noch Platz. Am Bassinplatz hatte das Filmteam unter anderem seine Rückzugs-Trailerwagen sowie die Fahrzeuge mit Garderobe und Verpflegung geparkt.

"Homeland Staffel fünf Berlin"

Um sieben Uhr früh herrschte im sonst um diese Zeit verschlafenen Viertel geschäftiges Treiben. In der Charlottenstraße schraubten Filmleute an der großen Kamera, schräg gegenüber wurde ein gutes Dutzend Komparsen in die Kunst des sich unauffällig im Hintergrund Bewegens eingewiesen: Niemals in die Kamera gucken und überhaupt nur dann bewegen, wenn es das Zeichen dafür gibt. Die Einfahrt ins Holländerviertel war zu diesem Zeitpunkt schon gesperrt, in der Benkertstraße und Mittelstraße Filmleute mit Walkie-Talkies und Knopf im Ohr unterwegs: „Good morning, how are you today?“, schallte es über die Straßen, während das Kehrauto dort noch reine machte. Vor dem Geschäft an der Ecke Benkert- und Mittelstraße, das von den Kulissenbauern mit Regalen voller Blumen zum Floristikgeschäft umstaffiert worden war, wurden Kleiderstangen mit Kostümen platziert und die Regiestühle aufgebaut, die keinen Zweifel daran ließen, was hier im Gange war: „Homeland Staffel fünf Berlin“ stand auf den schwarzen Stoff-Lehnen zu lesen.

Studio Babelsberg ist der ausführende Produzent

Die fünfte Staffel des US-Politthrillers mit Claire Danes in der Hauptrolle wird komplett in Deutschland gedreht – Studio Babelsberg ist dabei der ausführende Produzent. Gedreht wird seit Anfang Juni in den Traditionsfilmstudios in Babelsberg, aber auch an Originalschauplätzen in der Region: Das Team war unter anderem bereits am Potsdamer Platz in Berlin und im Stadtzentrum von Nauen unterwegs. Nun also auch in der Potsdamer Innenstadt.

Beim Studio Babelsberg ist man über die Produktion glücklich. Nicht nur handelt es sich um die erste US-Serie, für die eine komplette Staffel im Ausland entsteht. Der Großauftrag beschert dem Potsdamer Unternehmen, das auf internationale Produktionen wie diese angewiesen ist, für dieses Jahr ein Stück weit Planungssicherheit: Gedreht wird sechs Monate lang noch bis Ende November, wie Studio-Chef Carl L. Woebcken erst am Montag erklärt hatte. 25 Prozent der Studiokapazitäten seien damit ausgelastet – ein Grund, weshalb der Studio-Chef für dieses Jahr mit einem Gewinn rechnet (PNN berichteten). Im vergangenen Jahr hatte Babelsberg mit einem Millionen-Minus abgeschlossen. „Homeland“ bringt auch viele Kreative aus der Region in Arbeit: Rund 700 freie Mitarbeiter hat Studio Babelsberg nach eigenen Angaben für die Produktion unter Vertrag. Allein in den Babelsberger Ateliers wurden für die Dreharbeiten sechs große Kulissen gebaut – darunter auch die Hauptquartiere des Bundesnachrichtendienstes und der CIA, wie es hieß. Gedreht wird noch bis Ende November, auch wenn die erste Folge der neuen Staffel in den USA bereits am 4. Oktober im Fernsehen ausgestrahlt wird.

Was treibt Carrie Mathison nach Amsterdam?

Hauptfigur Carrie Mathison will in der fünften Staffel einen Schnitt machen, sich von der CIA lossagen und einen Neubeginn wagen. Sie zieht mit ihrer Familie nach Berlin und heuert dort bei einer privaten Firma an – wird dann aber von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das sind die wenigen Häppchen der Story, die die Produzenten im ersten Trailer im Internet schon verraten.

Was die Ex-CIA-Agentin nach Amsterdam beziehungsweise ins Holländische Viertel treibt, darüber darf also vorerst noch spekuliert werden. Wer die Dreharbeiten am Dienstag verfolgte, wurde jedenfalls nicht schlauer. In der Szene, die am Vormittag gedreht wurde, spielte ein Taxifahrer eine Rolle: Immer wieder stieg er vor der Kreuzung aus seinem silbergrauen Mercedes mit der roten „Taxi Amsterdam“-Leuchte und suchte offensichtlich verzweifelt nach Mathison. Dabei lief er quer über die Straße, die von den am Morgen eingewiesenen Komparsen belebt wurde.

Authentischer Dreh

Das wirkte so authentisch, dass manch Passant gar nicht bemerkte, dass es sich um Filmaufnahmen handelte. Als eine ahnungslose Fußgängerin in der Mittelstraße von einem Filmmann beiseite gerufen wurde, reagierte sie mit Blick auf die vielen anderen „Passanten“ verwundert: „Wieso, die laufen doch da auch?!“ Es waren aber immer die gleichen Fußgänger und Radfahrer, die da aufs Stichwort von links nach rechts eilten, schlenderten oder radelten. Gegen Mittag beobachteten auch Touristen die Dreharbeiten – die meisten anliegenden Restaurants, Cafés und Geschäfte hatten regulär geöffnet. Später am Nachmittag und am frühen Abend schauten viele Potsdamer vorbei und blieben an den Absperrungen stehen. Sie bekamen den Dreh unmittelbar mit und konnten gut einen Blick auf Hauptdarstellerin Danes werfen.

Die Anwohner nahmen den Dreh gelassen hin. Dass die Gegend als Amsterdam herhielt, darüber schmunzelte man: „Vor ein paar Tagen waren wir noch Rotterdam – für ,Gute Zeiten, Schlechte Zeiten’“, sagte ein Anwohner. 

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